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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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Brif ihm bei und hielt das schmutzige Kleidungsstück an einem Stock in die Höhe. »Das ist er endgültige Beweis, Gentlemen. Stort ist mit Sicherheit tot. Deshalb sollten wir unverzüglich aufbrechen und diesen Vorfall hinter uns lassen …«
    Dies waren schmerzliche, aber wahre Worte
    »Ja«, sagte Pike, »ich gestehe nur ungern eine Niederlage ein, aber diesmal … tue ich es. Es ist mir nicht gelungen, meinen jungen Freund Stort zu beschützen, und das werde ich mir niemals verzeihen.«
    Tief bedrückt schlugen sie den Weg zum Menhir ein, doch das Fortkommen war schwierig, denn der Wind kam nun von vorn und das Gelände wurde noch unwegsamer.
     
    Unterdessen war Bedwyn Stort längst aus seinem Schlaf erwacht, nackt, groß wie ein Mensch und um eine Erkenntnis reicher.
    Die Erkenntnis war ebenso bahnbrechend wie einfach, und sie betraf die Art, wie Henges wirklich funktionierten, ob sie nun aus Bäumen bestanden wie in Woolstone oder halb überflutet und zerstört waren wie Devil’s Quoits. Er war bei Tagesanbruch aufgestanden und hatte sich ungeachtet der Kälte und der Tatsache, dass ihm die Blisterfolie kaum Schutz gegen den eisigen Wind bot, unverzüglich an die Überprüfung seiner neuen Theorie gemacht.
    Eines war offenkundig: Als er mit Unterstützung der Schwimmhilfen aus dem Henge gepaddelt war, hatte er durch irgendeinen glücklichen Zufall ein Muster beschrieben, das eine Veränderung in seiner Wahrnehmung ausgelöst hatte. Es war, als sei er aus einem Seinszustand in einen anderen gewechselt, mit dem er nur entfernt vertraut war.
    »Halb nackt, wie ich bin, brauche ich das, was ich gestern vorwärts getan habe, nur rückwärts zu tun. So kann ich meinen Geist überlisten und wieder Hydden werden. Ganz einfach! In der Theorie …«
    Die Frage war nur, wie.
    Die Antwort gab ihm schließlich der Wind. Er blies kräftig über den See in Richtung der entfernten Quoits. Im Vertrauen darauf, dass ihm die Blisterfolie sowohl als neue Schwimmhilfe wie auch als Segel dienen würde, überantwortete er sich wieder der Tiefe und machte sich auf den Weg über das Wasser.
    Alles ging gut, allerdings sah er zu seiner Betrübnis, dass seine Gefährten sich zum Aufbruch rüsteten. Offensichtlich hatten sie es aufgegeben, auf ihn warten. Er versuchte, ihre Aufmerksamkeit zu erregen, jedoch vergebens. Als er das überflutete Henge wieder erreichte, waren sie bereits fort. In der Hoffnung, die Fische in der Tiefe nicht zu stören, schwamm er in umgekehrter Richtung im Kreis, schloss die Augen, um den Kontakt zur Realität zu verlieren, und ließ zu, dass sich alles in seinem Kopf zu drehen begann. Mit Genugtuung nahm er zur Kenntnis, dass er urplötzlich aus der Blisterfolie rutschte, als sei er wieder auf Hyddengröße geschrumpft.
    Er ging unter, stieß den Kunststoff von sich und paddelte, wozu er tags zuvor noch nicht imstande gewesen wäre, wie ein Hund ans Ufer.
    »Man lernt nie aus!«, sagte er sich.
    Dann watete er, nackt, frierend und hungrig, aber mit der gewohnten Unerschrockenheit, an Land und lief zu dem Menhir in der Mitte der Quoits. Tatsächlich hatte er im Verhältnis zum Stein wieder seine Hyddengröße angenommen. Auch seine Kleider, die er, wie von den anderen erhofft, dort vorfand, passten ihm tadellos. Zutiefst erleichtert, durch das Geschehen jedoch auch aufs Höchste erregt, suchte er sich eine regengeschützte Stelle, entzündete ein Feuer, bereitete sich einen Trunk und nahm sich die Zeit, kurz über das, was vorgefallen war, nachzudenken.
    »War es nun schreckliche Wirklichkeit, dass ich für Stunden ein Mensch wurde, oder der wahnsinnige Traum eines angehenden Wissenschaftlers?«, fragte er sich. »Ohne Beweise oder Zeugen werde ich es nie erfahren. Aber ich bin es mir schuldig, das Experiment unter günstigeren Bedingungen zu wiederholen.«
    Denn für einen Hydden ist es eine Sache, eine wissenschaftliche Entdeckung zu machen, und eine ganz andere, den Nachweis zu erbringen, wie sie funktioniert.
    Kurze Zeit später, als er sich getrocknet, aufgewärmt und gestärkt hatte, marschierte er los, freilich in eine andere Richtung als die anderen. Er hinterließ keine Nachricht, da er natürlich annahm, sei seien schon fort.
     
    Nicht weit entfernt blieben die anderen stehen.
    »Sind Sie sicher, dass wir in diese Richtung müssen?«, fragte Brif nicht zum ersten Mal.
    »Für gewöhnlich verlaufe ich mich nicht«, erwiderte Barklice ziemlich gereizt. Er hielt schnuppernd die Nase in die Luft, als

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