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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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ist der Wita?«, fragte Imbolc neugierig.
    Sie wusste, dass die beiden wie alte Eheleute waren, hinter deren Gemecker und Gemurre übereinander sich beständige Liebe verbarg.
    »Nicht hier, so viel ist sicher«, lautete die verschwommene Antwort.
    Eine Äußerung, so dachte Imbolc, die wie die meisten von ihr gemachten vage erschien, wahrscheinlich aber den Kern der Sache traf – nur dass man leider nicht wusste, um welche Sache es ging.
    »Wohin soll die Reise gehen?«, fragte die Modor.
    »Nach Brum«, antwortete Imbolc.
    Wie zwei alte Hexen stiegen sie auf das weiße Pferd, und fort waren sie.
     
    Es war weit nach Mitternacht, ehe Arnold Jack endlich zu der Herberge führte. Trotz der späten Stunde wimmelten die Straßen und Gassen von Menschen, die aus irgendeinem Grund über Arnold Mallarchis Rückkehr ganz aufgeregt waren. Jack wunderte sich darüber.
    »Sie sind deinetwegen aufgeregt, nicht meinetwegen«, erklärte ihm Arnold. »Habe ich recht, Master Brif?«
    Brif machte ein geheimnisvolles Gesicht.
    »Tatsache ist«, erläuterte Pike, »dass die Leute Sie sehen wollen, Jack. Das ist ja einer der Gründe, warum wir wollten, dass Sie herkommen. Die Leute müssen den Riesengeborenen sehen und wissen oder jedenfalls das Gefühl haben, dass er auf ihrer Seite steht. Sie können ihnen Mut machen.«
    Jack blickte skeptisch und sagte: »Eine schöne Hoffnung ist das! Wie soll ich denn Leuten Mut machen, die ich überhaupt nicht kenne?«
    Brif zuckte mit den Schultern.
    »Fragen Sie nicht uns, Jack, fragen Sie die Geschichte. Genau das tun Riesengeborene nämlich – vorausgesetzt, sie bleiben lange genug am Leben. Beornamund hat es getan, und ã Faroün, gesegnet sei sein Name, auch …«
    »›A‹ wer?«
    »Sie werden seine Werke noch früh genug kennenlernen«, sagte Brif, »aber unser junger Freund Arnold hier wird ungeduldig.«
    Der Bilgener deutete stolz auf das Gasthaus seines Großvaters.
    Es überragte ein Trockendock, das mit einem anderen, das direkt an den Fluss grenzte, verbunden war. Es lag so weit unter dem Straßenniveau der Menschenstadt und so schwer zugänglich hinter abgezäunten Grundstücken, dass das Kommen und Gehen und die Beleuchtung zu dieser nächtlichen Stunde von den Menschen nicht bemerkt wurden.
    Was die Hydden anging, so sahen sie von der Oberwelt nur hin und wieder die Lichter der Autos, die sich in einem Hochhausfenster spiegelten und über eine Freifläche hinweg zu einem anderen geworfen wurden wie stumme, verblichene Geister, rot und weiß und manchmal auch blau flackernd. Von den Menschen selbst war nichts zu sehen.
    Jack hatte nun Gelegenheit, sich das Gasthaus, das Arnolds Großvater gegründet hatte, genauer anzusehen. Außen war ein langes,schwarz gestrichenes, jedoch verwittertes Brett angebracht, das über zwei Türen und drei Fenster hinweg von einer Seite zur anderen reichte. Darauf stand in schmutzig-weißer Schrift der Name
The Muggy Duck.
Der Ursprung dieses Namens hing senkrecht an einer Ecke des Hauses. Es handelte sich um ein Schild an einem rostigen, schmiedeeisernen Ausleger, auf das ein schneeweißer Schwan gemalt war, der über das blaue Wasser eines sauberen Flusses glitt, eine zarte Erinnerung daran, wie der River Rea einst ausgesehen haben mochte, bevor ihn die Menschenstadt, und mit ihr die der Hydden, unter Tage verbannte.
    Die Fenster des Wirtshauses erstrahlten in einladendem Lichterglanz. Als sie eintraten, war der alte Mallarchi nirgends zu sehen, aber das spielte keine Rolle. Der völlig überfüllte
Duck
stand unter dem strengen Regiment seiner Tochter Ma’Shuqa, Arnolds Mutter, der bekanntesten und beliebtesten Bilgenerin von Brum.
    Sie drückte ihren Sohn an ihren üppigen Busen und überhäufte ihn so mit Küssen, dass er nach Luft schnappen musste. Dann begrüßte sie die anderen, die sie offensichtlich bestens kannte. Sie musterte Jack mit neugierigem Wohlgefallen und nahm ihn dabei mit kräftigen Händen an beiden Schultern, ehe sie ihn an sich zog wie zuvor ihren Sohn, freilich nicht so weit ging, ihn zu küssen.
    »Willkommen zusammen«, sagte sie, »aber du meine Güte, ihr seid ja klatschnass! Arnold, bring sie rüber, damit sie vor dem Essen ein Dampfbad nehmen und sich erholen, und sag Jellybee, dass diese wichtigen Gäste alles zum halben Preis bekommen, Massage inbegriffen.«
    An Brif gewandt, fuhr sie fort: »Dann seid ihr beschäftigt, bis der Trubel in der Küche etwas nachlässt. Wie ihr seht, herrscht heute Abend Hochbetrieb

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