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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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fleischiger, der Blick seiner hellen, intelligenten Augen noch immer jovial und daher eine willkommene Tarnung seiner wahren Absichten, die Finger behaarter, die Unterarme kräftiger und seine Ausstrahlung ungewöhnlich stark für einen so jungen Mann.
    Bei seiner Ankunft in Brum hatte Brunte schnell begriffen, dass ein Fyrd ohne Beziehungen und daher ohne Aussicht auf angemessene Beförderung als Sub-Quentor noch die besten Aufstiegsmöglichkeiten hatte.
    Es war ein einträglicher Posten, offen für Korruption und Bestechung, und Brunte beobachtete, wie seine Inhaber ihre Macht und ihren Wohlstand mehrten. Doch es war auch ein gefährlicher Posten, den die meisten nur ein oder zwei Jahre innehatten, ehe sieunter dem jederzeit berechtigten Vorwurf der Käuflichkeit kaltgestellt wurden.
    Brunte selbst war ein Jahr zuvor auf altbewährte Weise Sub-Quentor geworden, indem er seinen Vorgänger, einen gewissen Finial Fane, aus dem Weg räumte. Dabei hatte er im heimlichen Einvernehmen mit General Elon gehandelt, dem er beträchtliche Geldsummen aus verschiedenen profitablen Geschäften zukommen ließ.
    Sobald seine Stellung innerhalb der Hierarchie zumindest vorläufig gefestigt war, ging er daran, mögliche Rivalen in untergeordneten Positionen auszuschalten und durch Männer zu ersetzen, die sein Vertrauen genossen und Intelligenz mit Muskelkraft vereinten. Elon wäre nie in den Sinn gekommen, dass der Ehrgeiz seines Untergebenen nach weit höheren Zielen strebte, doch so erging es den meisten Fyrd, die den freundlichen und umgänglichen Brunte kannten.
    »Sub-Quentor«, sagte Elon kühl mit einem drohenden Unterton, »würde eine Abschottung tatsächlich die öffentliche Ordnung gefährden oder wäre sie nur ein Verwaltungsakt?«
    »Es besteht durchaus keine Gefahr, General, zumindest nicht in dem Sinn, den Sie meinen. In Deritend sind Proteste meist nur Schall und Rauch, denn das Viertel ist fest in der Hand der Bilgener, und Sie wissen, wie treu diese zu den Fyrd stehen, die ihnen vor vielen Jahren hier Asyl gewährt haben. Was Digbeth High angeht, so haben Sie mein Wort, dass sich jedes Aufbegehren eindämmen lässt. Aber lassen Sie mich hinzufügen, dass eine Abschottung gewisse Vorteile birgt, denn sie lockt die Unzufriedenen aus der Reserve. Besonders wenn es Tote gibt, macht sich eine aufrührerische Stimmung breit, und was noch besser ist, es wird öffentlich darüber geredet.«
    »›Noch besser‹? Wie meinen Sie das?«
    Brunte wandte sich dem Tisch und den Zehn zu, straffte seine Gestalt und ließ flüchtig seine wahre Macht erahnen. Er kicherte. »Wenn wir den Notstand ausrufen, erhalten wir Vollmachten, die uns in die Lage versetzen, jede Rebellion im Keim zu ersticken. Und genau das werden wir, mit Billigung der Zehn, auch tun … gründlich und in einer Weise, die man nicht so schnell vergessen wird.«
    Niemand zweifelte daran.
    »Kurz gesagt, meine Herren Räte, glaube ich, dass uns die Lage dieseltene Gelegenheit eröffnet, unserem Willen wieder Geltung zu verschaffen, und wenn dabei ein paar Leute ertrinken, wird uns das helfen, Brum von Unruhestiftern zu befreien.«
    Das genügte ihnen. Die Abschottung wurde beschlossen und unmittelbar darauf der Notstand ausgerufen. Der Sub-Quentor wurde mit der Durchsetzung der beiden Beschlüsse betraut, und an die drei Quentoren erging die Anweisung, sich zur Verfügung zu halten.
    »Dabei wollen wir es bis nach dem Fest des Hochaltermanns bewenden lassen«, sagte Elon scherzhaft. »Wir wollen ihm doch nicht die Laune verderben …«
    Minuten später gingen die Ratsmitglieder auseinander. Auf dem Weg zu Tür nickte Elon Brunte beifällig zu.
    Der Sub-Quentor raffte seine Papiere zusammen und eilte zurück in seine Amtsräume, wo viele Besucher warteten, die ihn zu sprechen wünschten, und seine engsten Anhänger bereits in seinem Büro versammelt waren.
    »Die Entscheidung ist gefallen«, verkündete er triumphierend. »Es wurde eine Abschottung beschlossen. Finden Sie sich um halb drei wieder hier ein. Bewaffnet, denn es gibt endlich Arbeit.«
    Er entließ sie mit der Anweisung, alle, die in anderen Angelegenheiten draußen warteten, fortzuschicken. Sie sollten morgen wiederkommen – alle bis auf einen.
    »Schickt Major Feld herein.«
    Feld erschien.
    »Haben Sie das Mädchen gefunden?«, fragte Brunte. »Und den Jungen verfolgt?«
    Feld grinste grimmig.
    »Das ›Mädchen‹ Katherine ist jetzt erwachsen, Sub-Quentor. Und was Jack, den ›Jungen‹, angeht, so

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