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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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angesehen. Es gab sogar ein fast zweihundert Jahre altes Stadtstatut, wonach ein solches Fernbleiben mit einem »Verweis« durch den Sub-Quentor zu ahnden war. Ob ein solcher Verweis erteilt wurde, darüber hatten die Quentoren zu befinden, doch in welcher Form er erfolgen sollte, lag »im Ermessen des Sub-Quentors« selbst.
    Da man in Brum auf solche Förmlichkeiten jedoch keinen großen Wert legte, hatte man seit über einem Jahrhundert keinen Verweis mehr ausgesprochen. Auch nach der Machtübernahme der Fyrd war das Statut weiter ignoriert worden, da ihre Befehlshaber, insbesondere diejenigen, die auch dem Rat angehörten, an Festivitäten ebenso wenig Interesse hatten wie an alten Gesetzen.
    Sub-Quentor Brunte indessen erkannte, wie schon so viele Machthungrige vor ihm, dass alte und halb vergessene Statuten den Zwecken derer dienen konnten, die es verstanden, sie zur Rechtfertigung von Maßnahmen zu benutzten, gegen die andere sonst Einspruch erhoben hätten.
    Die drei Ratsmitglieder, deren Namen Sub-Quentor Brunte bereits von Festoon in Erfahrung gebracht hatte, verstießen gewohnheitsmäßig gegen die Teilnahmepflicht.
    Der erste und wichtigste auf der Liste war General Elon, der Stadtverweser und in dieser Eigenschaft verantwortlich für Sicherheit und Wohlergehen der Bewohner. Er hatte keine Zeit für Festoon und seine Orgien, und er war geübt darin, mehr oder weniger glaubhafte Entschuldigungen für sein Fernbleiben zu finden.
    Die Regenfälle der letzten Tage, die steigenden Wasserpegel und die vom Zehnerrat in der letzten Nacht beschlossene Abschottung lieferten ihm den perfekten Vorwand für eine Absage. Er blieb nur allzu gerne in seiner Unterkunft, denn dort konnte er weiter Berichte entgegennehmen und mit Unterstützung rangniedriger Mitarbeiter die Lage im Auge behalten, während seine Führungskräfte den glanzvollen Feierlichkeiten beiwohnten.
    Der Einzige dieser Führungskräfte, der es vorzog, nicht hinzugehen, war Leutnant Backhaus, ein wortkarger Offizier, den Elon wegen seiner enormen Tüchtigkeit und seiner Fähigkeit, rasch zwingende Entscheidungen zu treffen, immer gern in seiner Nähe hatte. Ein zweiter notorischer Fernbleiber war Freddy Wick, seines Zeichens Kaufmann und der reichste Hydden von ganz Englalond. Er hatte sich vor zwanzig Jahren einmal tatsächlich den Rücken verrenkt und schob dies seitdem immer als Grund vor, wenn er sich um eine lästige Verpflichtung drücken wollte.
    Er hatte Festoons Fest zum Anlass genommen, eine ganz eigene Tradition zu begründen: Er widmete den Nachmittag alljährlich der körperlichen Ertüchtigung mit seiner Geliebten im Ehebett. Es war ein heimliches Ritual, das ihm die Kraft gab, seine verhasste und selbstsüchtige Frau zu ertragen, die Festoons Feierlichkeiten um nichts in der Welt hätte verpassen wollen.
    Der dritte und letzte Fernbleiber unter den Zehn war Verkehrsdirektor Dowty. Als eingeschworener Feind General Elons wie überhaupt der meisten Fyrd-Kommandeure, deren Aufgeblasenheit ihm zutiefst zuwider war, hatte er das Fest des Hochaltermanns nicht ein einziges Mal besucht – und nicht die Absicht, das in Zukunft zu tun, selbst wenn dies ein Entlassungsgrund werden sollte.
    Seine übliche Entschuldigung war, dass sein Terminkalender eine Teilnahme nicht erlaube. Und das entsprach vollkommen der Wahrheit, denn er war ein Gründlich- und Pünktlichkeitsfanatiker, der jede Minute seines Tages genau verplante und auf Angelegenheiten, die er für unwichtig erachtete, niemals Zeit verschwendete. Tatsächlich war sein Leben eine karge Wüste, bar aller Vergnügungen, an denen sich andere erfreuten, seien es Vergnügungen des Geistes, der Seele oder des Fleisches.
    Dowty lebte allein, denn das bedeutete, dass er zu Hause nichtunter der Unfähigkeit anderer zu leiden brauchte. Er bevorzugte einfache Mahlzeiten, die er im Allgemeinen roh verzehrte, da Kochen und Abwaschen wertvolle Zeit kosteten. Er hatte keine Hobbys, da er fand, dass Hobbys keinem Zweck dienten. Niemals hätte er zwei Worte verwendet, wo eines genügte, und oft benutzte er überhaupt keines. Auch wenn ihm die normalen Regungen eines Sterblichen, Angelegenheiten des Herzens und des Fleisches betreffend, nicht gänzlich fremd waren, so unterdrückte er sie doch, da sie reine Zeitverschwendung waren.
    Gleichwohl hatte Dowty Freunde, wenn auch nicht viele, hauptsächlich Leute wie er, die mit ihrer Arbeit verheiratet waren und sich ganz der Aufgabe verschrieben hatten, sie noch

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