Der Frühling - Hyddenworld ; 1
Jack widerwillig.
»Dass Sie in ungefähr sechs Jahren zurückkehren werden«, antwortete Stort.
»Um was zu tun?«
Sie zuckten mit den Achseln.
»Das werden wir abwarten müssen«, sagte Stort.
»Ganz recht«, pflichtete Brif bei.
»Jetzt«, sagte Stort und stand auf, »muss ich aber los und an den Vorbereitungen für Jacks und Katherines Flucht arbeiten …«
»Ich bin doch eben erst angekommen.«
»Master Pike hat es erklärt«, sagte Brif. »Bei Ihrem ersten Besuch kam es uns nur darauf an, dass Sie gesehen werden. Ideal wäre natürlich, wenn Sie tatsächlich etwas tun würden, aber das liegt nicht in unserer Macht. Nicht wahr, Mister Mallarchi?«
»So ist es immer«, lautete die Antwort. »Aber nun wird es Zeit, dass wird dieses gute Gespräch beenden, gleich beginnt nämlich das Festmahl der Braut.«
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FESTZEIT
D as Fest zu Lord Festoons fünfundzwanzigstem Geburtstag sollte eigentlich Schlag Mittag anfangen. Da sich jedoch wegen des Hochwassers die Vorbereitungen verzögert hatten und einige Gäste nicht rechtzeitig eingetroffen waren, verschob sich der Beginn etwas nach hinten.
Zweihundert namhafte und ehrbare Brumer Bürger drängten sich nun neben weniger namhaften und durchaus nicht ehrbaren in der Orangerie, taten sich an Speisen und Getränken gütlich, plauderten angeregt und erfreuten sich an den zahlreichen künstlerischen Darbietungen, mit denen ihr Gastgeber aufwartete.
Obwohl der große Saal unter der Erde lag und nicht in den Genuss direkter Sonneneinstrahlung kam, hatte es der große Architektã Faroün, gesegnet sei sein Name, verstanden, mit Hilfe von Spiegeln und reflektierenden Röhren Licht hereinzuleiten, sodass hier Orangen in Hülle und Fülle wuchsen und die sanft bewegte Luft mit ihrem lieblichen Duft erfüllten.
Ein Zeremonienmeister klatschte in die Hände. Die Gäste verstummten und warteten auf den Einzug der Musiker, Akrobaten, Clowns, Zirkusleute, Spaßmacher, Possenreißer und Tänzer, der traditionell der Präsentation der Geburtstagstorte vorausging. Dies war der Augenblick, in dem die Brumer Bürger ihren Hochaltermann mit einem Geschenk in Form eines wahren Kunstwerks von der Hand eines der vielen Konditoren ehrten, die Küchenmeister Parlance in seinen Küchen beschäftigte.
Die Prozession wand sich schlangengleich zwischen den Gästen hindurch, sodass sie an allem Dargebotenen Augen und Ohren weiden und gleichzeitig von den Leckereien, süßen wie pikanten, naschen konnten, die von den Keuschen Schwestern, wie man die jungen Mitglieder des Ordens der Barmherzigen Schwestern nannte,herumgereicht wurden. Zum festlichen Anlass waren diese Mädchen in verführerisch durchscheinende Keuschheitsgewänder gekleidet, die ihre Unberührtheit und Reinheit zum Ausdruck bringen sollten – zur Freude aller, auch ihrer eigenen.
Unter ihnen befand sich auch Katherine, die aussah wie dutzend andere. Ihre Wangen waren kreidebleich geschminkt, ihre Augen mit Mascara betont, ihr Mund durch den fachkundigen Auftrag hellroten Lippenstifts in eine kandierte Kirsche verwandelt, ihr kurzgeschnittenes Haar unter einer schwarzen Perücke verborgen, und ihr helles Gewand aus fließender Seide deutete zum Glück mehr an, als es tatsächlich enthüllte.
Das verzückte Lächeln auf ihrem Gesicht hätte zu der Ansicht verleiten können, dass sie sich glänzend amüsierte, und in gewisser Weise tat sie das auch. Sie hatte es als sehr wohltuend und entspannend empfunden, als die Schwestern ihren Körper mit verführerisch duftenden Ölen und Lotionen eingerieben hatten. Unter anderem deshalb, weil die leicht halluzinogenen Elixiere, die sie seit ihrer Wiederergreifung verabreicht bekam, sie bereits in eine unbeschwerte, träumerische Stimmung versetzt hatten. Hinzu kamen eine allgemeine, ansteckende Vorfreude auf das Fest und ein Kameradschaftsgeist unter den jungen Schwestern, die es für Katherine als sehr verlockend erscheinen ließen, die Gegenwart zu genießen und sich nicht um die Zukunft zu sorgen. Ein zweites Mal an diesem Tag den Willen aufzubringen, sich zu wehren und den Kopf frei zu bekommen, erwies sich als schwierig. Dennoch begann sie, nach einem Fluchtweg Ausschau zu halten.
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DER VERWEIS
L ord Festoons Geburtstagsfest war die einzige alljährliche gesellschaftliche Veranstaltung in Brum, der beizuwohnen der gesamte Zehnerrat und seine leitenden Beamten verpflichtet waren. Jedes Fernbleiben wurde als Affront gegen das Amt des Hochaltermanns und mithin gegen die Stadt
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