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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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Pflicht noch nicht Genüge getan.«
    Elons Augen weiteten sich vor Erstaunen und dann vor Schreck, als Brunte lächelnd auf ihn zutrat und sein Messer zückte.
    Im nächsten Moment packte Brunte den General am Genick und stieß ihm mit der anderen Hand schnell und fest die Klinge in die rechte Lunge.
    Elon stieß einen Schrei aus, der halb wie ein Stöhnen klang, und hob abwehrend eine Hand. Brunte schlug sie zur Seite und stach ein zweites Mal zu, diesmal in den Bauch.
    Der Ordonnanzsoldat sah mit offenem Mund zu, wie sein Vorgesetzter zur Seite kippte. Unter keuchenden Atemstößen schlug der General auf dem Boden auf, und seine Beine begannen zu zucken.
    Brunte wandte sich an Backhaus. »Geben Sie ihm den Gnadenstoß«, befahl er.
    Es war seine Art, den jungen Offizier in die »Verweiserteilung« einzubeziehen. Zudem gab es keine bessere Art, ihn auf die Probe zu stellen.
    Der Leutnant blickte von dem gestürzten Elon zu Brunte und wieder zurück.
    Elon zuckte nicht mehr, war aber noch bei Bewusstsein. Seine Augen füllten sich mit Schmerz, Angst und Fassungslosigkeit, als derjunge Offizier sein Messer aus der Scheide zog. Dann beugte sich Backhaus zu ihm herunter, sah ihm mitleidlos in die Augen und stieß ihm die Klinge ins Herz. Elon zitterte kurz und starb.
    »Das wäre erledigt«, sagte Backhaus und richtete sich wieder auf. Er sah Brunte entschlossen in die Augen.
    Eine Gelegenheit kommt nur einmal –
so lautet eine Devise bei der Ausbildung von Fyrd-Kämpfern. Sie ist nicht unbedingt wahr, aber als eingängiges Mantra eignet sie sich so gut wie jede andere.
    »Sie können auf mich zählen, Sir«, sagte Backhaus. »Ich bin auf Ihrer Seite. Elon war kein würdiger Kommandeur. Auch aus seinem persönlichen Stab ist es keiner wert, dass man ihm vertraut.«
    »Sie wissen also, um wen man sich kümmern muss?«, erkundigte sich Brunte.
    Backhaus nickte.
    »Dann tun sie es, und warten Sie hier auf weitere Instruktionen. Werden Sie diesen Befehl getreu ausführen?«
    »Buchstabengetreu, Sub-Quentor. Es gibt unter Elons Kommando viele, die Sie unterstützen werden. Es wird nicht schwierig.«
    »Viele, Leutnant Backhaus?«
    »Noch bilden sie nicht die Mehrheit, aber sie bekleiden wichtige Positionen, und nach dem, was heute …«
    »Heute entscheidet sich, wem ich vertrauen werde, und das sind nicht die, die später zu uns stoßen. Seien Sie auf der Hut, Backhaus. Sehen Sie zu, dass Sie den heutigen Tag überleben, dann haben Sie meine Gunst. Verstanden?«
    Backhaus war sich nicht ganz sicher, nickte aber trotzdem.
    Brunte schritt so ruhig aus Elons Quartier, wie er es betreten hatte. Mit Hilfe von Elons bestürztem Adjutanten begann Backhaus, den verängstigten Stab des Verstorbenen zusammenzutreiben.
    Brunte sah jetzt anders aus, ja, er roch beinahe anders. Er versprühte jene Aura von Macht, die den umgibt, der sie gewaltsam ergriffen hat. Er blickte auf seine Uhr, und seine wartenden Männer scharten sich dicht um ihn.
    »Den nächsten Verweis erhält Mister Wick«, sagte er. »Dafür werden wir nicht lange brauchen.«
    Er sollte recht behalten. Sie fanden Wick nackt mit seiner langjährigen Geliebten im Bett. Sie töteten beide auf der Stelle und ließen siein ehebrecherischer Umarmung liegen, damit Wicks Gemahlin sie später so fand.
    Brunte wusste sehr wohl, dass dies die Brumer Oberschicht in ihrer behaglichen Welt in Angst und Schrecken versetzen würde. Er war sich darüber im Klaren, wie wichtig ein Ruf war und dass seiner an diesem Tag der Tage begründet wurde.
     
    Sein letzter Besuch galt Hrap Dowty, dessen Schaltzentrale, von der aus er das komplizierte Brumer Verkehrsnetz überwachte und steuerte, nur einen Steinwurf vom Aquädukt des Warwick-und-Birmingham-Kanals entfernt lag.
    Alle Wände bis auf eine bestanden aus unverputzten, schmutziggelben Backsteinen. Die Ausnahme bildete eine mattgrau gestrichene Stahlwand, die in einer steilen Schräge nach oben führte wie die Wand eines Mansardenzimmers. Aber es war keine.
    Blaues Licht fiel von oben auf glänzende Tische, deren Platten in Wirklichkeit hervorragend gezeichnete Stadtpläne waren.
    Über diesem eindrucksvollen Raum, in dem es immer geschäftig zuging wie in einem Bienenstock, herrschte Dowty von einem einfachen Holzstuhl aus, der an einem einfachen Holztisch stand. Auch seine Kleidung war einfach, geschneidert aus braunem Barchent ohne jedes schmückende Beiwerk, bis auf einen roten Blitz auf der rechten Schulter, das Abzeichen der

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