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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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ertönte von der anderen Straßenseite ein leiser Pfiff, und einer der Männer, die Clare Shore versorgten, winkte.
    »Das ist Mum«, sagte Katherine zu Jack, als spüre sie instinktiv, dass er erfahren musste, warum sie ihn jetzt verließ.
    Nur ein Knüppelmann blieb bei Jack, die anderen gingen über die Straße zu Clare.
    »Kein Lebenszeichen«, teilte Brif den anderen mit ernster Stimme mit, »nicht die leiseste Zuckung. Aber sie ist ein ausgewachsener Mensch, deshalb weiß ich nicht, ob …«
    Alle starrten sie ehrfürchtig an.
    Im Vergleich zu ihnen war sie eine Riesin. Ihre Hände waren größer als Hyddenfüße, und ihre verdrehten Gliedmaßen wirkten gewaltig verglichen mit ihren eigenen.
    »Ich kann keine nennenswerten Verbrennungen oder irgendeine andere schwere Verletzung entdecken«, sagte Brif zu Pike, »aber ich fühle keinen Puls, sofern Menschen überhaupt einen haben. Da sie bluten wie wir, gehe ich allerdings davon aus. Ich kann mir nur vorstellen, dass sie schwere innere Verletzungen erlitten hat, die wir nicht sehen können.«
    Pike starrte sie an. Noch nie hatte er eine Menschenfrau aus solcher Nähe gesehen. Sie sah monströs aus.
    »Haben Sie ihr auch von den Tropfen gegeben, die den Jungen wieder zu sich gebracht haben?«
    Brif nickte bekümmert. »Aber ohne Erfolg.«
    »Und das Mädchen?«, fragte Pike leise und nickte in Richtung Katherine, die neben ihrer Mutter kniete und deren Gesicht anstarrte.
    »Hat sie nicht einmal angefasst oder versucht, etwas zu sagen. Vielleicht weil ihr klar ist, dass ihre Mutter …«
    »Master Brif!«
    Es war Stort, und er deutete auf die Stelle am Nachthimmel, an der die Friedensweberin verschwunden war. Sie war nicht dunkel, sondern sah aus wie eine große, klaffende Wunde, wie ein tiefer Schnitt quer durch das Universum, in dem ein kosmisches Feuer brannte.
    Während sie verwundert hinsahen, schien das Feuer sich zu drehen, schmaler zu werden und plötzlich zu verschwinden, ehe eine Sekunde später seine Kehrseite sichtbar wurde und mit ihrem Licht kurz die Stelle beschien, an der Katherine neben ihrer Mutter kniete. Clare Shore regte sich und stöhnte. Dann öffnete sie die Augen und streckte die Hand nach ihrer Tochter aus, scheinbar ohne die anderen überhaupt zu bemerken.
    Sie konnte sich weder aufsetzen noch sprechen, ja, sie konnte sich kaum bewegen. Offensichtlich war sie sehr schwer verletzt. Aber sie war noch am Leben.
    Das seltsame Licht am Himmel, das durchaus nichts weiter als der sich in den tief hängenden Wolken spiegelnde Widerschein des brennenden Autowracks hätte sein können, erstrahlte einen Augenblick lang noch heller.
    »Wir sehen die Feuer des Universums«, flüsterte Brif ehrfurchtsvoll und stellvertretend für alle, »während der Spiegel sich dreht … Und wenn sein Licht dieses Mädchen bescheint, können wir einen flüchtigen Blick auf die Schildmaid erhaschen!«
    Brif verfiel in Schweigen, als bete er, dann setzte er mit veränderter Stimme hinzu: »Sie sind jetzt außer Gefahr. Unsere Arbeit ist getan, Gentlemen.«
    Darauf entfernten sich die Hydden einer nach dem anderen und überließen die Menschenmutter und ihre Tochter sich selbst.
    Sie überquerten die Straße und kehrten zu Jack zurück.
    »Es scheint ihm besser zu gehen«, sagte der Mann, der bei ihm geblieben war.
    »Gut«, sagte Brif, »dann können wir hier nichts mehr tun. Aber wir werden sie im Auge behalten, bis Hilfe eintrifft.«
     
    Etwas später, als das Unwetter deutlich nachgelassen hatte, hörten sie ein Fahrzeug. Es näherte sich langsam aus der Richtung, aus der auch die Shores gekommen waren.
    Brif nahm den Mantel, mit dem er Jack zugedeckt hatte, wieder an sich und zog sich mit den anderen hinter die Brüstung der Eisenbahnbrücke zurück.
    Unten drosselte der Wagen das Tempo und kam kurz vor dem schwelenden Autowrack zum Stehen. Ein Mann stieg aus, sah sich erschrocken um, schlüpfte in sein Fahrzeug zurück, tauchte gleich darauf wieder auf und telefonierte mit einem Handy. Dann kletterte er die Böschung hinauf zu der Stelle, an der Jack lag, zog seine Jacke aus und breitete sie über ihn.
    Erst da bemerkte er Katherine und ihre Mutter. Ganz langsam und vorsichtig ging er zu ihnen hinüber und kniete bei ihnen nieder.
    Er tätigte einen zweiten Anruf.
    Zwanzig Minuten später war der erste Krankenwagen zur Stelle. Das Licht seiner Scheinwerfer und seiner blau flackernden Warnleuchte enthüllte das ganze Ausmaß von Tod und Zerstörung.
    Als

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