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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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gleich mehr, lass mich vorher betonen, dass solche Grenzgänger unter den Hydden zudem allem Anschein nach extrem selten sind.
    Da sie aufgrund ihrer rezessiven Gene zu menschlicher Größe heranwachsen können, gelten Riesengeborene unter ihresgleichen als Schreckgestalten und werden zum Gegenstand abergläubischer Ängste. Und obwohl sie sich meist durch unerhörte Tüchtigkeit und Körperkraft auszeichnen, sind sie bei den Hydden so gefürchtet, dass fast alle schon im Kindesalter getötet werden. Das zeitliche Zusammenfallen des mysteriösen Anrufs mit deiner plötzlichen Ankunft lässt meines Erachtens keinen Zweifel daran, dass du so ein Wunderkind bist und dass man dich in die Menschenwelt geschickt hat, um dich vor der Tötung durch deinesgleichen zu bewahren.«
    Hier endete der Film abrupt.
    Jack konnte nichts weiter tun, als den leeren Bildschirm verwirrt anzustarren.
    Nach einer Weile brach er das Schweigen.
    »Haben Arthurs Reisen mit Hyddenwelt zu tun?«
    »Ganz recht«, antwortete Margaret. »Jetzt wirst du wohl auch verstehen, warum man mit niemandem darüber sprechen kann. Wenn es stimmt, haben wir es mit etwas ganz Außergewöhnlichem zu tun. Wenn nicht, bedeutet es, dass Arthur verrückt ist. Das eine wie das andere birgt viele Gefahren.«
    »Er glaubt tatsächlich, dass ich … aus dieser Welt komme?«
    »Ja, und ich auch. Ich will dir etwas mehr darüber erzählen, was es unseres Erachtens bedeutet, ein, wie die Hydden sagen, ›Riesengeborener‹ zu sein …«
    Sie berichtete ihm, was sie wusste, was Arthur und sie herausgefunden hatten. Sie erzählte auch von den Riesengeborenen der Legenden, insbesondere von Beornamund von Brum.
    Alte Geschichten, neue Zeiten.
    Jack hörte zu, stellte aber kaum noch Fragen. Irgendwann an diesem langen Abend, der sich bis in die Nacht hinzog, fand Katherine den Mut, hinüberzufassen und ihre Hand auf seine zu legen. Nur eine Berührung, die beruhigen und Mitgefühl ausdrücken sollte. Sie konnte sich nicht im Entferntesten vorstellen, was dies alles für ihn bedeutete, aber sie vermutete, dass es sehr tief ging.
    Da er schwieg, während er versuchte, sich mit diesem völlig neuen Bild von sich und seiner Welt anzufreunden, stellte sie für ihn die Fragen.
    »Aber … aber … aber …«
    So viele Wenn und Falls und nicht genügend Antworten.
    Schließlich hatten sie alle fürs Erste genug und gingen auf ihre Zimmer.
    »Danke, Katherine«, sagte er vor ihrer Tür. »Ich bin froh, dass du dabei warst.«
    Sie umarmte ihn.
    »Mach ich doch gern«, flüsterte sie.
    »Ja«, sagte er.
    »Ich glaube«, sagte sie, »Arthur wollte dir etwas ganz Bestimmtes mitteilen, ohne es offen auszusprechen. Er muss geahnt haben, dass sich auch seine Frau den Film ansehen würde, und wollte sie nicht über die Maßen beunruhigen.«
    Er ging auf sein Zimmer.
    Arthur hatte recht, im Grunde war er nicht überrascht. Er hatte mit so etwas gerechnet. Er war erschüttert, ja, sogar schockiert, aber irgendwie auch erleichtert. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er das Gefühl, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, wer er wirklich war.
    Spät in der Nacht wachte er plötzlich auf, fest davon überzeugt, dass auch Katherine recht hatte. Arthur wollte ihn warnen – aber wovor?
    Er stand auf, öffnete das Fenster und starrte in die Dunkelheit.
    Er blieb lange so stehen, aber er kam nicht dahinter.
    Frustriert legte er sich wieder hin und fiel in einen unruhigen Schlaf. Bis er ein zweites Mal aufwachte, diesmal noch besorgter als zuvor.
    Es dämmerte bereits, und der Himmel war rot.
    »Morgenröte verheißt dem Bauern arge Nöte«, murmelte er laut.
    Aber das war nur eine Warnung vor dem Wetter. Was ihm Sorge bereitete, war weitaus bedrohlicher.
    Dann ging ihm ein Licht auf.
    Die Warnung gilt nicht nur mir, sondern auch Katherine! Sie könnten versuchen, durch sie an mich heranzukommen. Arthur wollte nicht, dass sie oder die anderen es erfahren, weil es sie, wie Katherine sagt, »über die Maßen beunruhigen« würde.
    Im selben Moment wurde ihm noch etwas anderes klar.
    Er will mir sagen, dass dies meine Welt ist und ich Katherine vor ihr schützen muss.
    Der Himmel über White Horse Hill nahm ein warnendes Rot an, als Regenwolken aufzogen und gleich darauf vom umschlagenden Wind wieder vertrieben wurden.
    »Fürs Erste«, murmelte Jack.
    Er wusch sich, zog sich an und ging vor dem Frühstück hinaus in den Garten. Dort streifte er umher, auf der Suche nach dem Feind. Er entdeckte ihn nicht,

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