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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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fürchte ich. Er glaubt, dass darin die Zukunft beschrieben wird und nicht die Vergangenheit. Er glaubt, der Dichter sei irgendwie in die Zukunft gereist und dann zurückgekommen, um künftige Generationen zu warnen.«
    »Hat er eine bestimmte Stadt im Sinn?«
    »Allerdings. Er deutet es als eine Beschreibung der Ruinen von Birmingham nach irgendeiner verheerenden Naturkatastrophe in der Zukunft.«
    »Eine verheerende Katastrophe mitten in England?«, sagte Jack. »Das kommt mir ziemlich unwahrscheinlich vor.«
    »Nun, es hat schon mal eine gegeben, Mitte des siebten Jahrhunderts zur Zeit eines legendären Handwerkers namens Beornamund. Damals ereignete sich eine der schlimmsten wetterbedingten Naturkatastrophen, die die Britischen Inseln jemals heimgesucht haben, viel schlimmer als die lokalen Orkane, die man heute kennt. Man wähnte den Weltuntergang nahe, und Arthur glaubt, dass
The Ruin
eine Warnung an die Menschen ist, dass so etwas wieder geschehen könnte.«
    Jack lief ein kalter Schauder über den Rücken.
    Er stand so abrupt auf, dass er Arthurs Stuhl in Drehung versetzte.
    »Ist Birmingham dasselbe wie Brum?«, fragte er.
    Margaret antwortete nicht.
    »Dort ist er hin, nicht wahr? Er ist nach Brum gegangen, dem Gegenstück von Birmingham in Hyddenwelt, und er kann nicht zurück!«
    »Jack …«
    »Habe ich recht, Margaret?«
    Sie sah ihn hilflos an, zu keinem Wort fähig.
    »Habe ich recht?«
    »Ich … ich weiß es nicht. Er hat es versucht … Er wollte … Jack, ich weiß es einfach nicht.«
    »Er braucht Hilfe, stimmt’s?«
    »Ich wollte … ich konnte nicht fragen…«
    »Jack!«
    Es war Katherine, die protestierte. Sie sah den Zusammenhang noch nicht, der Jack so klar vor Augen stand. Sie wollte nur nicht, dass er Margaret zum Weinen brachte oder dass er wieder in etwas hineingezogen wurde, bei dem sein Leben in Gefahr geriet. Noch einen Verlust würde sie nicht verkraften.
    »Wir sind jetzt müde«, sagte sie, »und wir brauchen etwas Schlaf, damit wir morgen ausgeruht sind. Und ja, danach ein Urlaub in Northumberland wäre wunderbar.«
    »Dann sind es nur noch ein paar Tage«, sagte Jack, unsicher, ob er damit die Zeit bis zu ihrer Abreise meinte oder die Zeit, die ihm blieb, um etwas wegen Arthur zu unternehmen.
    Im einen Fall erschien sie ihm sehr lang, im anderen bei weitem nicht ausreichend.

39
ABSCHIED
    A m Tag von Clares Einäscherung ehrte die Natur das Ableben der Verstorbenen mit ständig wechselndem Wetter, das den Gemütszustand derer, die sie geliebt hatten, widerspiegelte.
    Der Tag begann mit Wolken und kühlen Winden, passend zu dem Schmerz, der die kleine Trauergemeinde erfüllte, die der Feier im Oxford-Krematorium beiwohnte.
    Während der Feier trommelte plötzlich heftiger Regen auf das Dach der Kapelle, und als Clares Leichnam den Flammen übergeben wurde, nahm er noch einmal kräftig zu, prasselte gegen die Fenster und verdunkelte das Gotteshaus.
    Augenblicke später, als Katherine sich erhob, um ein paar Worte zu sagen, hörte der Regen auf. Sie sprach davon, dass ihre Mutter den Tod nicht gefürchtet habe, und das Dunkel lichtete sich. Die Sonne kam heraus und malte ein buntes Mosaik auf den Fußboden vor dem Altar, das mal heller, mal weniger hell leuchtete und so lebendig war wie die Erinnerungen, die Katherine tränenreich für sie alle heraufbeschwor. Ihre letzten Worte lauteten: »Mum war meine ganze Kindheit über für mich da, wenn ich sie brauchte. Sie hat mir vieles beigebracht, das mich immer begleiten wird, wie die Erinnerung an ihr Lächeln und ihre Berührung. Mum hat mich umso inniger geliebt, als Dad das nicht mehr tun konnte. Sie hat mich für sie beide geliebt.«
    Katherine wollte noch mehr sagen, aber sie konnte nicht und stand allein weinend da, bis Jack sich erhob und sie zu ihrem Platz zurückführte.
    Nach der Feier, als Clares Lieblingsmusik verklungen war, traten sie hinaus in die Sonne, die so kräftig schien, dass die Pfützen, die der Regen hinterlassen hatte, bereits trockneten.
    Der Sonnenschein spiegelte, wie die Pfützen, die Stimmung der Trauernden wider und bildete den Auftakt zu einer Woche jenerstrahlend schönen Tage und lauen Abende, die für einen altmodischen Spätfrühling sorgen. Es waren ideale Bedingungen für die Vorbereitung eines großen Freudenfeuers, für das Jack, Katherine und Mrs. Foale am Rand des Lebendholz-Henges, gleich neben den beiden hohen Koniferen, die seinen Eingang bildeten, einen großen Holzhaufen

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