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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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deinem Vorteil entwickelt. Das ist immer so. Wenn die Dinge anders verlaufen wären, wenn Wolfgang sofort von Gavin angegriffen und verletzt worden wäre… Dann hättest du nicht gezögert, ihm zu Hilfe zu kommen. Und dann wärst
du
zusammen mit dem Mistkerl in die Tiefe gestürzt. Aber es blieb bei dieser
Möglichkeit.
Wenn du ein Würfel wärst, Karotte, würde man mit dir immer eine Sechs würfeln.
    Würfel rollten nicht von allein. Wenn es nicht allem widersprochen hätte, was Mumm in Bezug auf die Welt für wahr halten wollte, wäre er vielleicht bereit gewesen, an ein Schicksal zu glauben, das die Leute kontrollierte. Mochten die Götter den Leuten beistehen, die in der Nähe weilten, wenn sich ein großes Schicksal auf der Welt auswirkte und bestimmte Personen wie Knetmasse behandelte…
    Laut sagte Mumm: »Der arme alte Gaspode ist ebenfalls in die Tiefe gestürzt.«
    »Wie kam es dazu?«
    »Nun, man könnte sagen, dass er zum betreffenden Zeitpunkt Wolfgangs volle Aufmerksamkeit hatte. Ein echter Straßenkämpfer.«
    »Armer kleiner Kerl. Er war ein guter Hund, tief in seinem Herzen.«
    Von jemand anderem hätten diese Worte banal und abgedroschen geklungen, aber Karottes Lippen verliehen ihnen neue Bedeutung.
    »Was ist mit Tantony?«, fragte Mumm.
    »Er ist heute Morgen aufgebrochen«, meinte Lady Sybil.
    »Meine Güte! Wolfgang hat auf seiner Brust Tick-tack-toe gespielt!«
    »Igor kann gut mit der Nadel umgehen, Herr.«
    Etwas später trat ein nachdenklicher Mumm auf den Kutschenhof. Ein Igor verlud bereits das Gepäck.
    »Äh, welcher bist du?«, fragte Mumm.
    »Ich bin Igor, Herr.«
    »Äh. Ja. Und, äh, bist du glücklich hier, Igor? Eins steht fest. In der Wache könnten wir einen… Mann mit deinen Talenten gebrauchen.«
    Igor blickte vom Dach der Kutsche herunter. »In Ankh-Morpork, Herr? Meine Güte.
Jeder
möchte nach Ankh-Morpork. Dein Angebot ift fehr verlockend, aber ich weif, wo meine Pflicht liegt. Ich muff diefen Ort für die nächfte Ekfellenf vorbereiten.«
    »Oh, natürlich…«
    »Aber mein Neffe Igor fucht eine Ftellung, Herr. In Ankh-Morpork kommt er beftimmt gut zurecht. Für Überwald ift er viel zu modern.«
    »Ein guter Junge?«
    »Er hat daf Herz an der richtigen Ftelle, zumindeft
da
bin ich ficher.«
    »Äh, gut. Nun, gib ihm Bescheid. Wir brechen so bald wie möglich auf.«
    »Er wird fehr aufgeregt fein, Herr! Wie ich hörte, liegen in Ankh-Morpork die Leichen einfach fo auf der Ftrafe, und jeder kann fie nehmen!«
    »
So
schlimm ist es nun auch wieder nicht, Igor.«
    »Nein? Nun, man kann nicht allef haben. Ich fage ef ihm fofort.« Igor eilte im Humpelsprint davon.
    Ich frage mich, warum sie alle so gehen, dachte Mumm. Vielleicht ist bei ihnen ein Bein kürzer als das andere. Entweder das, oder sie lassen es bei der Auswahl ihrer Stiefel an der notwendigen Sorgfalt mangeln.
    Er nahm auf den Stufen vor dem Haus Platz und holte eine Zigarre hervor. Das war’s also. Verdammte Politik. Es lief immer auf verdammte Politik oder verdammte Diplomatie hinaus. Feine Kleidung machte den verdammten Unterschied. Wenn man die Straßen verließ, rannen einem die Kriminellen praktisch durch die Finger. Der König, Lady Margolotta und Vetinari… Sie betrachteten immer das
große Bild.
Mumm wusste, dass er ein Mann des kleinen Bildes war und sicher immer bleiben würde. Dee wurde gebraucht, deshalb musste sie vermutlich nur einige Tage lang Brot brechen oder womit auch immer man hier Unartigkeiten bestrafte. Immerhin hatte sie nur eine Fälschung zerstört.
    Nicht wahr?
    Aber
in Gedanken
hatte sie ein viel größeres Verbrechen begangen. In Mumms persönlicher Galerie aus kleinen Bildern sollte das etwas bedeuten.
    Und die Baronin war so schuldig wie die Schuld selbst. Personen waren
gestorben.
Was Wolfgang betraf… Nun, manche Leute waren von Natur aus dazu bestimmt, schuldig zu sein. Punktum! Was auch immer sie anstellten – es wurde ein Verbrechen daraus, einfach deshalb, weil die entsprechenden Aktivitäten von ihnen ausgingen.
    Mumm blies Rauch von sich.
    Eigentlich sollte man solchen Leuten nicht erlauben, sich mit dem eigenen Tod aus der Affäre zu ziehen.
    Aber… Er
war
doch gestorben, oder?
    Von Sybil wusste er, dass die Wölfe beide Ufer kontrolliert hatten, und zwar ziemlich weit flussabwärts. Nirgends eine Spur von Wolfgang. Noch weiter am unteren Verlauf des Flusses gab es Stromschnellen und einen zweiten Wasserfall. Was ihn nicht umbringen konnte, mochte zumindest den

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