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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Es war eine Langeweile, die man in die Form einer Zeremonie gehämmert hatte.
    Sie eignete sich bestens dafür, die Kapazität einer durchschnittlichen Blase zu testen.
    Mehrere Zwerge lasen aus uralten Schriftrollen vor. Es klang nach Auszügen aus der Koboldeanischen Sage, und Mumm fragte sich verzweifelt, ob ihnen eine weitere Oper drohte. Aber nach nur einer Stunde ging dieser Teil des Rituals zu Ende. Andere Zwerge lasen andere Dinge vor. Der König stand allein in einem Kreis aus Kerzen, und an einer Stelle reichte man ihm einen Lederbeutel, eine kleine Bergbauaxt und einen Rubin. Mumm wusste nicht, was es damit auf sich hatte, aber die Geräusche deuteten darauf hin, dass jedem Gegenstand enorme Bedeutung zukam, zumindest für Tausende von Zwergen hinter Mumm. Tausende? Es mussten Zehntausende sein. Die Zwerge bildeten zahllose Reihen in der riesigen Höhle. Vielleicht waren es sogar hunderttausend…
    Und Mumm stand ganz vorn. Niemand hatte ein Wort gesagt. Mumm und seine drei Begleiter waren einfach nach vorn geführt und dort sich selbst überlassen worden. Allerdings wies gelegentliches Murmeln darauf hin, dass die Anwesenheit von Detritus alles andere als unbemerkt blieb. Überall um sie herum standen alte, würdevoll gekleidete Zwerge mit langen Bärten.
    Jemand wurde unterwiesen. Mumm fragte sich, wem die Lektion galt.
    Schließlich brachten sie die Steinsemmel herein. Zwar war sie nicht besonders groß und auch nicht übermäßig schwer, aber vierundzwanzig Zwerge trugen sie auf einer Trage. Voller Ehrfurcht legten sie sie auf einen Stuhl.
    Mumm spürte, wie sich die Atmosphäre in der gewaltigen Höhle veränderte, und erneut dachte er: Hier gibt es weder Magie noch Geschichte, ihr armen Teufel. Ich wette meinen Sold, dass die Form dieses Objekts auf das Gummi eines Bottichs zurückgeht, der zur Herstellung von Keinesorges »Sicher und zuverlässig« diente. Heilige Relikte können einen sehr seltsamen Ursprung haben…
    Erneut wurde vorgelesen, aber diesmal nicht mehr so lange.
    Dann zogen sich diejenigen Zwerge zurück, die während der endlosen und verwirrenden Stunden auf die eine oder andere Weise aktiv geworden waren. Der König blieb allein zurück, wirkte plötzlich so klein und verlassen wie die Semmel.
    Er sah sich um. Im Halbdunkel konnte er Mumm in dem viele tausend Personen zählenden Publikum bestimmt nicht erkennen, aber der Botschafter von Ankh-Morpork gewann trotzdem den Eindruck, dass der Blick des Zwergs kurz auf ihm verweilte.
    Der König setzte sich.
    Ein Seufzen hob an. Es wurde lauter und lauter, ein Orkan aus dem Atem einer Nation. Es hallte von den Felswänden wider, übertönte alle anderen Geräusche.
    Mumm hatte halb damit gerechnet, dass die Semmel explodierte oder zerbröckelte oder plötzlich rot glühte. Aber das ist natürlich Unsinn, sagte eine leiser werdende Stimme in Mumm. Es ist eine Fälschung, ein in Ankh-Morpork hergestelltes Ding, das Geld und mehreren Personen das Leben gekostet hat. Es
kann
nicht echt sein.
    Doch im lauten Rauschen wusste er, dass es Realität war in einem unerschütterlich festen Glauben, und daraufhin begriff Mumm. Wahrheit und Fakt waren nicht miteinander identisch. Das wusste er jetzt, gestern und morgen – das Ding und die Gesamtheit des Dings.
     
    Angua merkte, dass Karotte müheloser ging, als sie den Wald unterm Wasserfall erreichten. Die auf seine Schulter gestützte Schaufel schien ihn kaum mehr zu belasten.
    Der Schnee war übersät mit Wolfsspuren.
    »Sie sind nicht geblieben«, sagte Angua, als sie zwischen den Bäumen wanderten. »Sie waren voller Kummer, als er starb, aber… Wölfe blicken in die Zukunft. Sie versuchen nicht, sich an Dinge zu erinnern.«
    »Da können sie von Glück sagen«, meinte Karotte.
    »Sie sind Realisten. In der Zukunft liegt die nächste Mahlzeit, und die nächste Gefahr. Ist mit deinem Arm alles in Ordnung?«
    »Fühlt sich so gut wie neu an.«
    Sie fanden den gefrierenden Pelzhaufen dicht am Ufer. Karotte zog ihn aus dem Wasser, strich den Schnee beiseite und begann zu graben.
    Nach einer Weile zog er das Hemd aus. Die blauen Flecken an seinem Oberkörper verblassten bereits.
    Angua setzte sich und blickte über den Fluss, lauschte dabei dem Pochen der Schaufel und einem gelegentlichen Knirschen, wenn Karotte auf eine Baumwurzel stieß. Kurze Zeit später hörte sie, wie etwas über den Schnee gezogen wurde. Es wurde kurz still, und dann klackten Steine, als Karotte das Grab

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