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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mehr.«
    »Die Wache
braucht
dich, Herr Eisengießersohn.«
    »Die Wache ist größer als nur ein Mann, Herr«, sagte Karotte und blickte starr geradeaus.
    »Ich bin nicht ganz sicher, ob sie größer ist als Feldwebel Colon.«
    »Feldwebel Colon wird oft falsch eingeschätzt, Herr. Sein Charakter hat eine solide Grundlage.«
    »Sein Hintern ist ebenfalls ziemlich solide, Hauptm… Herr Eisengießersohn.«
    »Ich meine, er gerät bei einem Notfall nicht gleich in helle Aufregung, Herr.«
    »Seine einzige Reaktion auf einen Notfall dürfte darin bestehen, sich zu verstecken«, sagte der Patrizier. »Man könnte sogar behaupten, dass Colon selbst ein Notfall ist.«
    »Mein Entschluss steht fest, Herr.«
    Lord Vetinari seufzte, lehnte sich zurück und blickte einige Sekunden zur Decke empor.
    »Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als dir für deine Dienste zu danken,
Hauptmann.
Außerdem wünsche ich dir für die Zukunft viel Glück. Hast du genug Geld?«
    »Ich habe recht viel gespart, Herr.«
    »Trotzdem: Es ist ein weiter Weg bis nach Überwald.«
    Stille folgte.
    »Herr?«
    »Ja?«
    »Woher
weißt
du das?«
    »Oh, bestimmte Leute haben ihn schon vor langer Zeit gemessen. Forscher und so.«
    »Herr!«
    Vetinari seufzte. »Ich glaube, der richtige Ausdruck heißt… Deduktion. Wie dem auch sei,
Hauptmann…
Ich gehe davon aus, dass du nur Sonderurlaub nimmst. Soweit ich weiß, bist du immer im Dienst gewesen. Zweifellos hast du dir einige Wochen Ferien verdient.«
    Karotte schwieg.
    »An deiner Stelle würde ich mit der Suche nach Feldwebel Angua am Latschenden Tor beginnen«, fügte Vetinari hinzu.
    Nach einer Weile fragte Karotte: »Geht dieser Rat auf Informationen zurück, die du bekommen hast, Herr?«
    Vetinari lächelte dünn. »Nein. Aber in Überwald herrscht derzeit eine schwierige Situation, und Angua stammt aus einer der aristokratischen Familien. Vermutlich wurde sie fortgerufen. Abgesehen davon kann ich dir kaum helfen. Du musst, wie man so schön sagt, deiner Nase folgen.«
    »Vielleicht kann ich auf die Hilfe einer leistungsfähigeren Nase zurückgreifen«, sagte Karotte.
    »Gut.« Der Patrizier beugte sich vor. »Ich wünsche dir alles Gute bei der Suche. Und ich bin sicher, dass wir uns wieder sehen werden. Es gibt hier viele Leute, die sich auf dich verlassen.«
    »Ja, Herr.«
    »Guten Tag.«
    Als Karotte gegangen war, stand Lord Vetinari auf und ging zur anderen Seite des Zimmers – dort lag eine Karte von Überwald auf einem Tisch. Sie war recht alt, und selbst in jüngster Zeit hatte man ihr kaum Einzelheiten hinzufügen können: Alle Kartographen, die bekannte Wege verließen, verbrachten ihre ganze Zeit mit dem Versuch, zu diesen zurückzukehren. Es gab einige Flüsse, deren Verlauf Mutmaßungen überlassen blieb, hier und dort auch einen Ort oder zumindest den
Namen
eines Ortes. Vermutlich war es deshalb hinzugefügt worden, um dem Kartenzeichner die Peinlichkeit zu ersparen, überall den Hinweis VVMÜ 11 anzubringen, wie es in der Branche hieß.
    Die Tür öffnete sich, und Drumknott, erster Sekretär des Patriziers, kam so leise wie eine Feder, die in einer Kathedrale fiel, herein.
    »Eine unerwartete Entwicklung, Euer Exzellenz«, sagte er ruhig.
    »Zumindest eine uncharakteristische«, erwiderte Vetinari.
    »Soll ich Mumm eine Nachricht schicken, Herr? Er könnte in gut einem Tag zurück sein.«
    Vetinari blickte auf die leere Karte hinab. So ähnlich sah die Zukunft aus: einige Umrisse und vage Vermutungen, doch alles andere wartete darauf, Gestalt anzunehmen…
    »Hmm?«, murmelte er.
    »Soll ich Mumm zurückrufen, Herr?«
    »Um Himmels willen, nein. Mumm in Überwald – das dürfte amüsanter werden als ein verliebtes Gürteltier auf einer Bowlingbahn. Und wen sonst könnte ich schicken? Nur Mumm kommt für Überwald in Frage.«
    »Aber handelt es sich nicht um einen Notfall, Herr?«
    »Hmm?«
    »Wie sollte man es anders nennen, Herr, wenn ein so viel versprechender junger Mann seine Karriere für die Suche nach einer jungen Frau opfert?«
    Der Patrizier strich sich über den Bart und lächelte.
    Eine Linie auf der Karte verdeutlichte die Reichweite der Nachrichtentürme. Sie war ganz gerade und repräsentierte den Intellekt in der dichten Dunkelheit vieler verdammter Meilen Überwald.
    »
Vielleicht
ist es sogar besser so«, sagte Lord Vetinari. »Überwald kann uns eine Menge lehren. Bitte hol mir die Unterlagen über die Werwolf-Clane. Und noch etwas; zwar habe ich geschworen, so

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