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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Schwefel.
    »Ich bin ein Zombie«, sagte Reg Schuh. »Darauf weise ich immer sofort hin, um peinlichen Missverständnissen vorzubeugen. Und du hast Recht: Wir sind tatsächlich wegen des angeblichen Toten hier.«
    »Wir?«, wiederholte der Troll, ohne auf Regs graue Haut und die Nähte einzugehen.
    »Hier unten, Großer!«
    Der Troll senkte den Kopf und sah nach unten. Normalerweise vermieden es die Bewohner von Ankh-Morpork, in diese Richtung zu sehen – sie wollten nicht herausfinden, worin sie standen.
    »Oh«, sagte er und wich zurück.
    Manche Leute behaupteten, Gnome seien nicht aggressiver als die Angehörigen anderer Völker, was durchaus den Tatsachen entsprach. Allerdings war ihre Aggressivität in einem nur fünfzehn Zentimeter großen Körper komprimiert und recht explosiver Natur. Obergefreiter Winzig gehörte erst seit einigen Monaten zur Wache, aber die Neuigkeit hatte sich schnell herumgesprochen, und er flößte anderen Leuten bereits Respekt ein. Besser gesagt: Er rief jene Art von harntreibender Furcht hervor, die bei entsprechenden Gelegenheiten den Platz von Respekt einnimmt.
    »Warum stehst du da und starrst Löcher in die Luft, hä?« Winzig betrat die Fabrik. »Na, wo issa? Der Tote, meine ich.«
    »Wir ihn in den Keller gebracht«, antwortete der Troll. »Und jetzt wir haben eine halbe Tonne flüssiges Gummi, mit der nichts sich anfangen lässt. Er sich bestimmt wird sehr ärgern. Äh. Wenn er noch wäre am Leben…«
    »Warum lässt sich mit dem Gummi nichts mehr anfangen?«, fragte Reg.
    »Weil es geworden ist ganz dick und klebrig. Ich das Zeug später wegkippen muss, und das nicht leicht sein wird. Heute wir sollten produzieren eine Ladung Geripptes Magisches Entzücken, aber die Frauen alle fielen in Ohnmacht, als ich herauszog Keinesorge. Später sie gingen nach Hause.«
    Reg war schockiert. Er gehörte nicht zu Keinesorges Kunden, denn Romanzen spielten im Leben eines Toten kaum eine Rolle. Aber in der Welt der Lebenden musste es doch wenigstens
gewisse
sittliche Maßstäbe geben.
    »Hier arbeiten
Frauen
?«, fragte er.
    Der Troll wirkte überrascht. »Ja, natürlich. Es gute, regelmäßige Arbeit ist. Und die Frauen gut arbeiten. Immer sie lachen und scherzen beim Eintauchen und Verpacken, vor allem dann, wenn produzieren wir die Für Große Jungs.« Der Troll schniefte. »Um zu sein ganz ehrlich… Ich nicht verstehe die Scherze.«
    »Die Dinger Für Große Jungs sind ihr Geld wert«, ließ sich Knuddel Winzig vernehmen.
    Reg Schuh blickte auf seinen kleinen Partner hinab. Es war
völlig ausgeschlossen,
die Frage zu stellen, aber der Gnom schien sie in seinem Gesicht zu lesen.
    »Ein bisschen Arbeit mit der Schere, und man hat einen Regenmantel, wie man ihn sich besser nicht wünschen kann«, sagte Winzig und lachte dreckig.
    Obergefreiter Schuh seufzte. Er wusste, dass Herr Mumm Wert darauf legte, ethnische Minderheiten 10 in der Wache zu sehen, aber er bezweifelte, ob das in Hinsicht auf Gnome klug war – obgleich es gewiss keine kleinere ethnische Gruppe gab. Sie hatten einen eingebauten Widerstand gegen Regeln. Dies betraf nicht nur Gesetze, sondern auch alle ungeschriebenen Regeln, die die meisten Leute beachteten, ohne darüber nachzudenken, wie zum Beispiel »Versuche nicht, diese Giraffe zu essen«, oder »Ramm den Kopf nicht gegen irgendeinen Fußknöchel, nur weil dir die Leute keine Pommes frites geben«. Am besten stellte man sich den Obergefreiten Knuddel als eine kleine, unabhängige Waffe vor.
    »Zeig uns den To… äh, ich meine, zeig uns die Person, die angeblich Probleme mit dem Leben hat«, sagte Schuh. Der Troll führte sie in den Keller. Dort hing etwas an einem Balken, bei dessen Anblick jeder, der nicht bereits als Zombie sein Dasein fristete, zu Tode erschrocken wäre.
    »Entschuldigt bitte«, sagte der Troll, zog das Etwas herunter und warf es in eine Ecke, wo es sich zu einem Gummihaufen zusammenrollte.
    »Potzblitz«, kommentierte Knuddel Winzig.
    »Wir das Gummi von ihm abziehen mussten«, erklärte der Troll. »Es schnell trocknen an der Luft.«
    »He, das ist der größte Keinesorge, den ich je gesehen habe.« Winzig kicherte. »Einer für den ganzen Körper! Ich schätze, er hätte sich einen solchen Tod gewünscht.«
    Reg sah sich die Leiche an. Es machte ihm nichts aus, mit Ermittlungen in Mordfällen beauftragt zu werden, nicht einmal dann, wenn sie besonders hässlich waren. Er hielt das Sterben nur für eine Art Karrierewechsel. Man trug das

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