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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Leichenhemd, brachte die Trauerfeier hinter sich… und anschließend ging das Leben eben weiter. Natürlich wusste er, dass viele Leute in ihrem Grab blieben, aber er hatte eine Erklärung dafür: Sie waren einfach nicht gut genug vorbereitet.
    Keinesorges Hals wies eine klaffende Wunde auf.
    »Irgendwelche Verwandte?«, fragte Schuh.
    »Er einen Bruder in Überwald hat«, sagte der Troll. »Wir bereits geschickt eine Nachricht. Mit Signalturm. So was kostet zwanzig Dollar! Das ich nenne Wucher!«
    »Hast du eine Ahnung, warum jemand Keinesorge umgebracht hat?«
    Der Troll kratzte sich am Kopf. »Ich schätze, der Täter ihn töten wollte. Das sein guter Grund.«
    »Und weshalb wollte ihn jemand töten?« Reg Schuh konnte sehr geduldig sein. »Hat es irgendwelchen Ärger gegeben?«
    »Ich wissen, die Geschäfte laufen nicht mehr so gut.«
    »Ach? Ich dachte, ihr würdet hier regelrecht Geld scheffeln.«
    »Oh,
ja,
das man glauben könnte, aber nicht alle Dinge, die man nennt Keinesorge, stammen von uns. Es gibt inzwischen viel…« Der Troll verzog das Gesicht, als er sich zu konzentrieren versuchte. »… Konn-kurr-renz. Viele andere Leute gesprungen sind auf den Gummikarren und sie bessere Fabriken haben und neue Ideen wie zum Beispiel besondere Keinesorge mit Käse-und-Zwiebel-Geschmack und mit Glöckchen dran und so. Von solchen Dingen Herr Keinesorge nie nichts wissen wollte, und dadurch sinken Verkaufszahlen unsere.«
    »Das hat ihm bestimmt Sorgen bereitet«, sagte Reg im Sprich-nur-weiter-Tonfall.
    »Er sich oft eingeschlossen hat in seinem Büro.«
    »Ach? Und warum?«, fragte Reg.
    »Er der Boss. Man nicht fragt den Boss. Aber einmal er meinen, bald käme besonderer Auftrag, der uns brächte wieder auf die Beine.«
    »Wirklich?« Reg machte sich eine geistige Notiz. »Was für ein Auftrag?«
    »Keine Ahnung. Man nicht…«
    »… fragt den Boss«, zitierte Reg Schuh. »Na schön. Vermutlich hat niemand den Mörder gesehen, oder?«
    Falten der Anstrengung bildeten sich auf der Stirn des Trolls, als er nachdachte.
    »Den Mörder, ja, und vielleicht auch Herrn Keinesorge.«
    »Gab es eine dritte Partei?«
    »Weiß nicht. Ich kein Interesse haben an Politik.«
    »Abgesehen von Herrn Keinesorge und dem Mörder«, fragte Schuh und blieb so geduldig wie ein Grab. »War gestern Abend noch jemand hier?«
    »Weiß nicht«, antwortete der Troll.
    »Danke, du warst uns eine große Hilfe«, sagte Schuh. »Wir sehen uns noch ein wenig um, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Meinetwegen.«
    Der Troll kehrte zu seinem Bottich zurück.
    Reg Schuh hatte nicht damit gerechnet, etwas zu entdecken, deshalb blieb ihm eine Enttäuschung erspart. Aber er war gründlich, was zu den typischen Eigenschaften eines Zombies gehörte. Herr Mumm hatte ihn mehrmals davor gewarnt, sich von Spuren in zu große Aufregung versetzen zu lassen. Spuren, so meinte er, konnten einen auf die falsche Fährte locken, wenn sie zu einer Angewohnheit wurden. Man fand am Tatort eines Verbrechens ein Holzbein, einen seidenen Pantoffel und eine Feder – um daraus eine interessante Geschichte zu spinnen über einen einbeinigen Tänzer und ein Theaterstück, bei dem auch Hühner auf der Bühne erschienen.
    Die Tür des Büros stand offen. Es ließ sich kaum feststellen, ob irgendetwas angerührt worden war. Alles war ziemlich durcheinander, doch das schien hier immer der Fall zu sein. Unterlagen stapelten sich auf einem Schreibtisch – Herr Keinesorges Ablagesystem funktionierte offenbar auf der Grundlage von »Leg’s einfach irgendwohin«. Auf einer Bank lagen Gummimuster, Sackleinen, große Flaschen mit Chemikalien und Holzformen, denen Reg keine zu große Aufmerksamkeit zu schenken versuchte.
    »Hast du gehört, dass Korporal Kleinpo über den Einbruch ins Zwergenbrotmuseum sprach, als wir heute Morgen den Dienst angetreten haben, Knuddel?«, fragte Schuh. Er öffnete ein Glas mit gelbem Pulver und schnupperte daran.
    »Nein.«
    »Ich schon«, sagte Reg.
    Er schraubte den Deckel auf das Glas mit Schwefel und schnupperte erneut. In der Fabrik roch es nach flüssigem Gummi – ein Geruch, der mit dem inkontinenter Katzen große Ähnlichkeit hat.
    »Und manche Dinge bleiben einem im Gedächtnis haften«, fügte er hinzu. »So ist das eben in unserem Job…«
     
    In dieser Woche nahm Obergefreiter Besuch-die-Ungläubigen-mit-erläuternden-Broschüren die Pflichten des Kommunikationsoffiziers wahr, was im Großen und Ganzen bedeutete, dass er sich um die

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