Der Fünfte Elefant
nie-
mand einftel en. Aber er ift ein guter Chirurg, trotf der komischen
Ideen. Hat die Hände feinef Grofvaterf, weift du.«
»Ich sehe die Narben«, sagte Mumm.
»Hatte verdammtef Glück, der Bursche. Eigentlich fol te ich die
Hände bekommen, aber er war alt genug, um an der Lotterie teil-
funehmen.«
»Möchtest du ein Wächter werden, Igor?«, fragte Mumm.
»Ja. Ich glaube, in Ankh-Morpork liegt die Zukunft, För.«
Sein Vater beugte sich zu Mumm vor. »Wir reden nicht über fei-
nen kleinen Fprachfehler, Herr«, flüsterte er. »Hier ift daf natürlich ein Nachteil für ihn, im Igor-Geschäft, meine ich, aber in Ankh-Morpork find die Leute beftimmt netter zu ihm.«
»Ja, bestimmt«, sagte Mumm, holte ein Taschentuch hervor und
betupfte sich geistesabwesend das Ohr. »Und…äh… das Kanin-
chen?«
»Es heißt Schreck, För.«
»Guter Name. Guter Name. Hat es deshalb al die menschlichen
Ohren auf dem Rücken?«
»Ein frühes Experiment, För.«
»Und, äh, die Nasen?«
Das große Einmachglas enthielt etwa ein Dutzend. Es waren ein-
fach nur… Nasen. Soweit Mumm das feststel en konnte, schienen
sie niemandem abgeschnitten worden zu sein. Sie hatten kleine
Beine und sprangen innen am Glas hoffnungsvol auf und ab, wie
kleine Hunde in einem Tierladen. Er glaubte, leise schnaufende
Geräusche zu hören.
»Das ist die Zukunft, För«, sagte der junge Igor. »Ich lasse sie in
speziel en Bottichen wachsen. Augen und Finger kann ich auf ähn-
liche Weise produzieren.«
»Aber sie haben kleine Beine!«
»Oh, wenn die Nasen einen festen Platz gefunden haben, fal en
ihre Beine einige Sekunden später ab, För. Und sie wollen nützlich sein, meine kleinen Nasen. Bio-Kunsthandwerk für das nächste
Jahrhundert, För. Nicht mehr das altmodische Herausschneiden
aus Leichen…«
Der Vater schlug ihn erneut auf den Hinterkopf. »Fiehft du?
Fiehft du? Welchen Finn hat fo etwaf? Er ift ein echter Nichtfnutf!
Ich hoffe, du findeft etwaf für ihn, denn ich habe die Hoffnung
praktisch aufgegeben! Er ift ef nicht wert, in feine Einfelteile ferlegt und weiterverwendet fu werden, wie wir fagen!«
Mumm seufzte. Als Wächter in Ankh-Morpork lief man jeden
Tag Gefahr, das eine oder andere Körperteil zu verlieren, und der
Junge war trotz al em ein Igor. Außerdem konnte man ohnehin
nicht behaupten, dass die Wache aus normalen Personen bestand.
Und ein Nasenzüchter war immer noch besser als Operationen,
die nicht ohne laute Schreie und Eimer mit kochendem Pech aus-
kamen.
Er deutete auf den Karton neben dem jungen Mann. Er knurrte
und neigte sich gelegentlich von einer Seite zur anderen.
»Hast du da vielleicht einen Hund drin?«, fragte Mumm und ver-
lieh der Frage einen scherzhaften Klang.
»Das sind meine Tomaten«, sagte Igor. »Ein Triumph des mo-
dernen Igoring. Sie werden enorm groß.«
»Weil fie jedef andere Gemüfe angreifen!«, erwiderte sein Vater.
»Aber einf muff ich dem Jungen laffen, Herr: Bei ihm find die
Nähte kleiner alf bei jedem anderen Igor, den ich kenne.«
»Na schön, na schön, klingt ganz nach dem Mann, den ich brau-
che«, sagte Mumm. »Zumindest kommt er meinen Vorstellungen
recht nahe. Setz dich, junger Mann. Ich hoffe nur, es gibt genug
Platz in den Kutschen…«
Die Tür zum Hof schwang auf, und Schneeflocken wehten her-
ein. Karotte folgte ihnen und stampfte mit den Füßen.
»In der Nacht hat’s Neuschnee gegeben, aber die Straße dürfte
passierbar sein«, sagte er. »Bis zur nächsten Nacht soll sich das
Wetter verschlechtern, deshalb schlage ich vor… Oh, guten Mor-
gen, Herr.«
»Hast du dich gut genug erholt, um nach Ankh-Morpork zurück-
zukehren?«, fragte Mumm.
»Es geht uns beiden gut genug«, sagte Angua, durchquerte den
Saal und blieb neben Karotte stehen.
Erneut spürte Mumm die Präsenz vieler Worte, die er nicht ge-
hört hatte. Bei solchen Gelegenheiten verzichtete ein kluger Mann
auf Fragen.
Mumm spürte, wie ihm die Kälte durch die Füße kroch.
Er traf eine Entscheidung. »Gib mir dein Notizbuch, Haupt-
mann«, sagte er.
Die anderen beobachteten, wie er einige Zeilen schrieb.
»Mach beim Nachrichtenturm halt und schick der Wache eine
Mitteilung«, sagte er und gab Karotte das Notizbuch zurück. »Lass
sie wissen, dass du unterwegs bist. Nimm den jungen Igor hier mit
und hilf ihm dabei, sich einzugewöhnen. Und erstatte Lord Vetina-
ri Bericht.«
»Äh, kommst du nicht mit?«, fragte Karotte.
»Lady Sybil
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