Der Fürst der Dunkelheit
Casino.
Einen griesgrämigen alten Knaben gab es allerdings doch, der vorbeikam und murmelte: “Das wäre eigentlich mein Jackpot gewesen. Dieses Ding da hat mein ganzes Geld gefressen.”
Aber sonst schienen alle glücklich zu sein. Ein Bediensteter unterschrieb fröhlich Laurens Gewinnschein, und nachdem sie der Kellnerin ein gebührendes Trinkgeld gegeben hatten, war der Kassierer erfreut, ihnen den Gewinn auszuzahlen. So groß war er eigentlich gar nicht. Der Mann vor ihnen wechselte Pokerchips im Wert von fünftausend Dollar ein.
“Es geht ja auch nicht um die Höhe”, teilte Deanna ihr mit, “das Gewinnen selbst ist der Reiz.”
“Ich wette, der Reiz eines Fünftausenddollargewinns fühlt sich auch nicht schlecht an”, meinte Lauren, aber sie lachte dabei. Das hatte wirklich Spaß gemacht.
Und dabei hatten sie Heidi vollkommen vergessen.
“Würfeltische”, sagten beide gleichzeitig.
Sie kamen genau richtig. Gerade in dem Moment, als Heidi, die anscheinend eine Glückssträhne gehabt hatte, ihren Gewinn einstrich. Der ganze Tisch jubelte ihr zu, als sie aufgeregt und glücklich aufstand.
“He, Sie Glückskind können doch jetzt nicht gehen!”, rief ihr eine Frau mittleren Alters in einem hübschen Kleid hinterher.
“Keine Sorge. Das Glück wird sich schon wieder wenden”, versicherte ihr ein gut aussehender junger Mann in einer Harley-Davidson-Lederjacke.
“Wir sollten gehen, solange wir alle noch im Plus sind”, meinte Deanna.
“Warum habt ihr mich nicht längst da weggeschleift? Vorhin hatte ich sogar noch mehr gewonnen”, wollte Heidi wissen, als sie ihre Chips einlöste. “Und wie ist es euch beiden mit eurem Kleingeld ergangen?”, fragte sie gönnerhaft.
“Lauren hat fünfhundert Dollar gewonnen”, sagte Deanna.
“Fünfhundert?” Heidi verzog das Gesicht.
“Und ob”, sagte Deanna stolz.
“Ich habe dreihundertfünfunddreißig, glaube ich”, sagte Heidi und grinste. “Dann bezahlst du das Abendessen.”
“Aber erst Badesachen, Sonne und Pool, richtig?”, fragte Lauren.
“Und ob”, stimmte Heidi zu.
Kurz darauf traten sie hinaus in die strahlende Nachmittagssonne und gingen zurück zu ihrem Bed & Breakfast.
Aber trotz des grellen Sonnenlichts konnte Lauren das Gefühl nicht abschütteln, sie wären umgeben von Dunkelheit und Schatten.
“Vampire. Mehrzahl”, sagte Sean Canady und sah Mark fest in die Augen.
Mark war verblüfft, dass er die Männer in den weißen Kitteln gar nicht gerufen hatte, obwohl er einmal für mehrere Minuten verschwunden war.
Aber vielleicht waren die Männer in den weißen Kitteln noch auf dem Weg.
Na schön, probieren wir mal eine andere Masche.
“Schauen Sie, ich liebe New Orleans. Es ist anders als alle anderen Städte, aber es gibt hier ziemlich viele Verrückte und alle möglichen Kult-Anhänger.”
“Das ist wohl wahr”, stimmte der Polizist weise zu.
Damit meine ich nicht mich, fügte Mark im Stillen hinzu, bevor er fortfuhr: “Dieser Stephan ist der Anführer eines Kults. Außerdem ist er ein Psychopath, ein Mensch, der keinerlei Bedauern spürt wegen der Schmerzen, die er verursacht. Und er kann andere Menschen ebenfalls in Mörder verwandeln.”
“Tja, ich danke Ihnen für Ihre Informationen. Ich weiß es zu schätzen, dass Sie vorbeigekommen sind.”
“Sie haben überhaupt nichts aufgeschrieben.”
“Werde ich noch.”
“Normalerweise machen Cops doch Notizen, wenn ihnen jemand etwas erzählt.”
“Sie sind mit polizeilicher Vorgehensweise vertraut?”, fragte Canady.
Mark zögerte nur einen winzigen Moment. “Na ja, ich sehe fern.
Law & Order
.”
“Richtig”, stimmte Canady höflich zu. “Und
CSI
. Wir erwischen unsere Täter auch immer in einer einzigen Folge”, sagte er trocken.
“Ich versichere Ihnen, Sie müssen diesen Mann finden und ihn aufhalten.” Mark erhob sich. Es gab noch so viel, was er gern erzählt hätte, aber wenn er es täte, würde er wirklich riskieren, aus dieser Sache nicht mehr herauszukommen.
Er bemerkte die Halskette, die der Lieutenant trug, und runzelte die Stirn. “Ein Kreuz?”
“Ja, wieso?”
“Reine Neugierde”, sagte Mark.
Er beschloss, schnell von hier zu verschwinden, bevor es kompliziert werden könnte. Er hatte es versucht, aber er stand Stephan immer noch ganz allein gegenüber.
“Danke für Ihre Zeit. Übrigens, ich bin davon überzeugt, dass er hier irgendwo eine Art Unterschlupf hat. Vermutlich im French Quarter, vielleicht auch im Garden
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