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Der Fürst der Dunkelheit

Der Fürst der Dunkelheit

Titel: Der Fürst der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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werden würde. Das war gar nicht gut.
    Aber Canady spazierte einfach nur den Gang entlang, um ihn zu begrüßen.
    Da machte es keinen Sinn mehr, Spielchen zu spielen. “Hallo, Lieutenant.”
    “Musiker und Autor, was?”
    “Das schwöre ich. Sie sollten mich mal spielen hören.”
    Canady musterte ihn lange, sah ihm in die Augen.
    Zu Marks Verblüffung zuckte er die Achseln. “Sie meinen, Sie müssten sich unbedingt die Leiche ansehen? Dann gehen wir mal.”
    Einer der Assistenten reichte Canady Plastikhandschuhe. Er bedankte sich und fragte: “Wer hat Dienst?”
    “Doc Mordock.”
    “Großartig.”
    Der Obduktionsraum sah aus wie jeder andere seiner Art. Steril. Gekachelt und mattblau angestrichen. Derselbe Geruch nach Tod, Antiseptika und Konservierungsmitteln. Fließendes Wasser, damit die Tische aus rostfreiem Stahl so sauber und keimfrei wie möglich blieben und die Pathologen und Techniker an menschlichen Leichen arbeiten konnten, mit all ihren schmutzigen Flüssigkeiten und Geweben.
    Nur auf einer der Bahren in dem Saal lag eine Gestalt unter einem Tuch. Daneben stand ein Mann in OP-Kleidung und mit Mundschutz.
    “Sean”, sagte er.
    “Doc Mordock, hallo”, erwiderte Sean.
    Mordock blickte fragend zu Mark. “Mark Davidson”, stellte Sean ihn vor. “Er hat schon Opfer gesehen, die in einem ähnlichen Zustand gefunden wurden. Er könnte uns vielleicht verraten, ob wir es mit einem Mörder zu tun haben, der schon anderswo zugeschlagen hat”, fuhr er mit seiner kurzen Erklärung fort.
    “Hey, Sie sind es, der ihn mitbringt. Das reicht mir völlig”, sagte Mordock und schlug das Tuch zurück.
    Eine nackte Leiche auf einer stählernen Bahre hatte immer etwas Trauriges und Unheimliches an sich. Durch den fehlenden Kopf wurde dieser Effekt deutlich verstärkt.
    Mark wusste, dass Mordock manches schon aus dem schließen konnte, was das Wasser, die Fische und Krustentiere des Mississippis bei der Leiche angerichtet hatten. Später sollte er in der Lage sein, einen ungefähren Todeszeitpunkt festzustellen, außerdem, was die Frau zuletzt gegessen hatte, und noch viel, viel mehr.
    Nichts davon spielte für Mark eine Rolle, trotzdem hörte er genau zu, was Mordock und Sean Canady einander zu sagen hatten.
    “Haben Sie schon eine Identifizierung?”, fragte Mordock.
    Canady nickte. “Eloise Dryer. Ein paar kleine Diebstähle sowie Kontaktanbahnung zur Prostitution. Man kennt sie in ein paar der hiesigen Clubs, aber als Adresse ist ein winziger Laden in New Houston angegeben.”
    “Also war sie eine Prostituierte?”, fragte Mark.
    “Meistens”, teilte Canady ihm mit.
    Mark untersuchte den Hals der Leiche.
    “Enthauptet mit einer Axt”, sagte Mordock sachlich. “Post mortem. Aber nur ein einziger sauberer Hieb. Ich könnte wetten, viele Menschen, die damals auf dem Richtblock exekutiert worden sind, hätten viel darum gegeben, mit so einem sauberen Schlag getötet zu werden.”
    “Aber sie war vorher schon tot?”, sagte Mark.
    Mordock deutete auf den Schnitt. “Kein Blut”, sagte er.
    Da, bemerkte Mark. Eine Einstichstelle. Enthauptung ist doch nicht so eine perfekte Methode, Hinweise zu verbergen. “Kein Blut”, wiederholte er und sah Canady an.
    Der Polizist schwieg. Sein Gesichtsausdruck verriet überhaupt nichts.
    “Der Mord könnte Teil irgendeines Rituals gewesen sein”, sagte Mordock. “Gott weiß, hier bei uns laufen ja genug solche Spinner herum.” Er sah Mark an. “Und ich meine, nicht nur in New Orleans. Verdammt, ich wurde mal von irgendwelchen Hinterwäldlern im Mittleren Westen zu einem Fall gerufen, mitten im Herzland von Amerika, und was ein paar Burschen da angestellt hatten, da mussten selbst die abgehärtetsten Cops kotzen. Aber, klar, ich hab die Einstichstelle auch gesehen. Direkt an der Halsschlagader. Man hat sie ausbluten lassen wie ein abgestochenes Schwein.”
    “Das wird nicht in den Pressemitteilungen stehen”, sagte Canady und warf Mark einen warnenden Blick zu.
    Mark zuckte die Achseln. “Ich schreibe keine Pressemitteilungen.”
    “Aber schreiben tun Sie schon.”
    “Über das hier werde ich nicht schreiben.”
    Das stellte Canady offenbar zufrieden. “Danke Ihnen, Mordock. Schreiben Sie alles, was Ihnen sonst noch einfällt, in Ihren Bericht, und den hätte ich gern so schnell wie möglich. Wo sie in den Fluss geworfen wurde, wissen Sie noch nicht?”
    “Die Forensiker arbeiten daran. Ebbe und Flut und all das”, erklärte ihm Mordock. “Aber so lang

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