Der Fürst der Dunkelheit
dort ständig vor Ort, deshalb hält er es für wirklich sicher. Falls wir tatsächlich für jemanden zum Ziel geworden sind, sollten wir nicht in unserem bekannten Bed & Breakfast wohnen bleiben. Wir wollen doch nicht, dass sonst noch jemand – zum Beispiel Janice oder Helen – unseretwegen in Gefahr gerät, oder?”
Heidi hob die Brauen und dachte darüber nach. “Na schön. Ganz wie du willst. Und wann ziehen wir um? Ich glaube nicht, dass wir Deanna alleinlassen sollten. Jedenfalls jetzt noch nicht.”
Lauren war derselben Ansicht, aber sie wollte auch nicht den ganzen Tag in diesem Krankenhaus verbringen. Sie beschloss, später noch einmal zum Jackson Square zu gehen. Sie würde Susan, die Wahrsagerin, finden und sie so lange schütteln, bis sie etwas sagte, das einen Sinn ergab.
Ich sollte der Polizei von Susan erzählen, dachte sie bitter. Aber was sollte sie sagen? Sie wollte nicht, dass am Ende noch sie selbst von der Polizei für verrückt gehalten wurde. Sie hatte nichts Konkretes vorzubringen. Also war es am besten, wenn sie erst mal selbst mit Susan sprach.
Lauren beugte sich vor. “Gut, dann geh du zuerst. Pack deine Sachen. Falls du einen kleinen Spaziergang machen willst, um den Krankenhausgeruch abzuschütteln, dann tu das, aber komm danach sofort zurück. Okay?”
“Schätze schon.” Heidi sah hinab auf das Bett, in dem Deanna lag, reglos und immer noch ziemlich fahl, verglichen mit jedem, der gesund war. Sie stand auf und berührte die Stirn ihrer Freundin. “Kalt”, murmelte sie. “Aber warm genug”, fügte sie schnell hinzu. “Heute Morgen hat sie sich noch wie Eis angefühlt.” Über das Bett hinweg sah sie Lauren an. “Ich mache mir solche Sorgen um sie.”
“Ich auch.”
“Bin ich irgendwie an allem Schuld?”, wollte Heidi wissen.
“Nein. Ganz bestimmt nicht”, versicherte ihr Lauren. “Und sie wird auch wieder gesund. Das haben alle Ärzte gesagt.”
Heidi starrte ins Leere. “Das haben sie damals über meinen Dad auch gesagt. Kurz bevor er an einem zweiten Herzinfarkt gestorben ist.” Sie sah Lauren bekümmert an. “Ich möchte sie gerade jetzt nicht gern alleinlassen. Willst du nicht lieber gehen?”
“Okay. Ich bin so schnell wie möglich wieder zurück”, versicherte ihr Lauren.
Heidi lächelte schwach. “Hey, dass wir beide hier herumsitzen macht ja auch keinen Sinn. Ich geh dann später noch ein bisschen raus. Lass dir ruhig Zeit. Du musst ja schließlich das Packen für uns alle drei erledigen.” Noch ein schwaches Lächeln.
“Kein Problem. Bis bald.” Lauren lächelte zurück und ging entschlossen hinaus.
Mark kam langsam wieder zu sich, öffnete aber noch nicht die Augen. Zuerst versuchte er, seine Umgebung zu spüren.
Er saß aufrecht. An einen Stuhl gefesselt, die Handgelenke hinter seinem Rücken fest aneinandergebunden.
Er befand sich
nicht
auf einem Polizeirevier.
Durch eine Klimaanlage war die Temperatur recht angenehm.
Keinerlei Geräusche, aber es war noch jemand in dem Raum; das konnte er spüren. Allerdings war es nicht Stephan. Es war überhaupt kein Vampir.
Der Schmerz hämmerte in seinem Kopf.
Er atmete langsam ein und aus, um den Schmerz zu lindern.
“Du hast zu hart zugeschlagen”, flüsterte jemand. Eine weibliche Stimme, sanft. Besorgt.
“Er musste bewusstlos sein.”
Beinahe wäre er aufgefahren und hätte verraten, dass er wieder bei Bewusstsein war. Er erkannte die zweite Stimme. Lieutenant Sean Canady.
Er hörte weiter zu, um herauszufinden, wo er eigentlich war.
“Sean, du hättest ihn umbringen können.”
“Hör auf, dir Sorgen zu machen, Maggie. Dieser Kerl ist ziemlich hart im Nehmen.”
“Du weißt doch gar nicht, ob er überhaupt irgendetwas verbrochen hat.”
“Ich weiß aber, dass er weiß, was hier vorgeht.”
Er lauschte, versuchte festzustellen, ob sich sonst noch jemand in dem Raum befand. Nach einigen Sekunden Konzentration war er sich sicher, dass weiter niemand bei ihnen war.
Unauffällig spannte er die Muskeln an, um die Stärke des Seils um seine Handgelenke zu testen.
Ganz eindeutig war er nicht offiziell festgenommen worden. In Louisiana mochten ein paar Dinge anders laufen als anderswo, aber bisher war es auch hier nicht legal, dass die Bullen einem einfach eins über den Schädel zogen und einen an irgendeinem abgelegenen Ort an einen Stuhl fesselten.
Er straffte sich und öffnete die Augen.
Canady saß ihm auf einem Stuhl gegenüber. Neben ihm stand eine sehr attraktive Frau
Weitere Kostenlose Bücher