Der Fürst der Dunkelheit
Stacey umzusehen.
Der Himmel schien eine aschgraue Farbe angenommen zu haben, dunkle Wolken ballten sich bedrohlich zusammen.
Die Vögel über dem Haus schienen plötzlich Deckung zu suchen.
“Beeilen wir uns”, drängte Stacey.
Das Haus war wunderbar. Lauren verliebte sich im selben Augenblick, in dem sie es betrat. Sie hielt es für sehr alt, was in dieser Gegend nicht ungewöhnlich war, aber es war akribisch restauriert worden und blitzsauber. Das Treppengeländer war frisch poliert und glänzte. Webteppiche lagen über dem Dielenboden. Eine uralte Uhr schlug, und ein Kristallleuchter warf warmes Licht über die Eingangshalle.
“Mein Empfangstisch ist gleich da drüben”, erklärte Stacey. “Ich trage Sie nachher ein, wenn Sie sich Ihre Zimmer angesehen haben. Die Besitzerin ist zurzeit außer Landes, aber ich hoffe, dass unsere Räumlichkeiten Ihnen zusagen werden. Eigentlich hatten wir im Augenblick nicht geplant, Gäste zu bewirten, aber nachdem Sean anrief … nun, da konnte ich kaum Nein sagen. Zumindest haben Sie jede Menge Platz.”
Bobby Munro und Big Jim stiegen bereits die elegante Treppe hinauf. Stacey schloss die Tür und folgte ihnen. Lauren stieg hinter ihr her.
Die Treppe führte auf einen langen Flur, der sich in beide Richtungen erstreckte. “Links sind die Gästezimmer”, erklärte Stacey. “Um die ganze Rückseite läuft ein Balkon mit schönem Blick auf den Pool. Wir haben hier nur eine einzige Regel: Sie bitten niemanden herein, wirklich überhaupt niemanden – niemals! –, bevor Sie nicht mit mir gesprochen haben. Jessica, die Besitzerin, hat diese Regel aufgestellt, und wir alle halten uns daran.”
Stacey betrachtete Lauren mit einem Lächeln, aber in ihren Worten lag etwas Seltsames. Als ob es gravierende Konsequenzen haben könnte, diese Regel zu brechen.
“Das Haus ist wunderschön”, sagte Lauren höflich.
“Ja, nicht wahr?
Big Jim und Bobby kamen gerade aus einem der Gästezimmer. “Keine Ahnung, wo welche Sachen hinsollen”, sagte Big Jim. “Wir haben erst mal alles in ein Zimmer gebracht.”
“Man sagte mir, Sie seien zu dritt”, sagte Stacey, “aber eine von Ihnen liege im Krankenhaus, und die andere – Heidi heißt sie, nicht wahr? – werde heute Nacht auch ein Zimmer benötigen. Jedenfalls ist das hier Ihrs, Heidis ist gleich nebenan, und wenn Sie für Ihre andere Freundin ein weiteres Zimmer brauchen, nehmen Sie das hier gegenüber.”
“Ich weiß gar nicht, ob wir so viel Platz brauchen”, murmelte Lauren. Die Tür zu ihrem Zimmer stand offen, und es war riesig. Ein großes Bett, ein Tisch, Flügeltüren hinaus auf den Balkon, ein Wandschrank und dazwischen viel Freiraum.
Stacey hob die Schultern. “Es ist ein großes Haus. Es freut uns, wenn wir die Zimmer mal benutzen können.”
“Die Küche”, erklärte Bobby, “ist unten.” Er betrachtete Lauren mit einem Lächeln. “Wenn ich nicht gerade arbeite, bin ich meistens hier.” Er ergriff Staceys Hand. “Wir sind verlobt.”
“Herzlichen Glückwunsch”, sagte Lauren.
“Ich wohne im Cottage des Hausmeisters dahinten”, sagte Big Jim. “Ich bin aber nicht der Hausmeister, ich wohne nur da.”
“Und Bobby ist Polizist, wissen Sie?”, sagte Stacey.
“Ja, das weiß ich.”
Aber Lauren fragte sich, ob die Polizisten in dieser Stadt überhaupt noch ganz richtig im Kopf waren.
Diejenigen, denen sie bisher begegnet war, schienen sie alle zu mustern, als hätte sie selbst nicht mehr alle Tassen im Schrank. Andererseits hatten sie sie immerhin einigermaßen ernst genommen, jedenfalls ernst genug, um einen Beamten vor Deannas Zimmer im Krankenhaus zu platzieren.
“Ich bin sicher, dass Sie Ihr Zimmer mögen werden”, sagte Stacey und bedeutete Lauren einzutreten. Ihr Stolz auf das Haus war offenkundig.
Lauren mochte es tatsächlich. Es war einfach herrlich, vom polierten Holz der Kommode und den Bettpfosten aus dem neunzehnten Jahrhundert bis zu dem Tisch aus Kirschholz und dem altertümlichen Blumenmuster auf dem Bettüberzug. Sie zögerte kurz, weil sie sich fragte, ob sie sich das alles überhaupt leisten konnte, egal für wie sicher Lieutenant Canady dieses Haus hielt. Aber bevor sie ihre Zweifel äußern konnte, erwähnte Stacey einen Preis pro Zimmer und Nacht, der geradezu lachhaft niedrig war.
“Wie können Sie da denn überhaupt noch ein Geschäft machen?”, musste Lauren einfach fragen.
“Ach, Jessica muss eigentlich gar nicht davon leben, dieses Haus zu
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