Der Fürst der Dunkelheit
mit leuchtenden Augen und kastanienbraunem Haar, die eine Hand auf seine Schulter gelegt hatte. Canady trug ein Maßhemd und ein Sommerjackett; die Frau wirkte, als käme sie gerade aus dem Fitnessstudio.
Für einen Augenblick starrte er Canady an, dann sah er sich in dem Raum um.
Dachboden. Sie waren auf einem Dachboden. Der war sehr groß – sie befanden sich in einem großen Haus. Die Architektur war ihm vertraut; sein eigenes Haus war in einem ähnlichen Stil erbaut worden. Sie mussten irgendwo draußen auf einer der Plantagen sein, beschloss er, und dieses Haus war mindestens zweihundert Jahre alt.
Langsam hob er eine Braue. “Ich nehme an, dass ich nicht verhaftet worden bin”, sagte er.
“Nicht offiziell. Noch nicht.”
Er wartete und tat sein Bestes, die Bewegungen hinter seinem Rücken zu verbergen, während er versuchte, das Seil zu lockern. Canady war natürlich bewaffnet. Canady, da war er sich sicher, hatte immer eine Waffe bei sich. Eine Glock? Smith & Wesson? Was auch immer es war, es wurde von seinem Jackett verborgen.
“Ihr Zuhause?”, wollte er wissen.
Canady nickte. Er wirkte nicht unbedingt wütend. Eher misstrauisch. Und nachdenklich.
“Hallo”, sagte die Frau. “Ich bin Maggie.”
“Maggie Canady.”
“Ja.”
“Nett dass Sie mich in Ihrem Heim empfangen, aber …”
“Was wollen Sie hier in der Stadt?”, unterbrach ihn Canady.
Mark senkte den Kopf, verblüfft darüber, ein halbes Grinsen auf seinen Lippen zu spüren. Er fühlte sich beinahe wie in einem alten Western, und der Sheriff würde ihm gleich erzählen, bis Sonnenuntergang müsse er sich auf sein Pferd geschwungen haben und aus der Stadt verschwunden sein.
“Ich habe Sie aufgesucht, falls Sie sich erinnern”, sagte Mark.
“Um mir von Vampiren in New Orleans zu erzählen”, erwiderte Canady.
“Ich weiß, wer der Mörder ist. Vertrauen Sie mir: Selbst wenn er die Morde nicht selbst begeht, ist er auf jeden Fall dafür verantwortlich.”
Seine Hände hatte er fast befreit.
“Dieser gewisse Stephan”, sagte Canady.
“Richtig”, stimmte Mark zu.
“Sie behaupten also, in New Orleans gäbe es echte Vampire.”
“Sean”, flüsterte Maggie.
“Maggie, lass es ihn aussprechen.”
Mark schüttelte den Kopf und starrte die beiden an. “Ja, ich behaupte, dass echte Vampire in New Orleans sind. Die Gefahr da draußen ist real. Aber ich bin es nicht, der gefährlich ist.” Mark runzelte die Stirn. Die Frau sah ihn an, als würde sie jedes seiner Worte glauben, obwohl ihr Mann skeptisch blieb. “Sie müssen mich gehen lassen. Ich bin schließlich zu Ihnen gekommen, um Sie zu warnen.”
“Wo waren Sie letzte Nacht?”, fragte Canady.
Mark ließ ein Seufzen hören. “Ich habe mit einem Vampir gekämpft.” Er beschloss, seine Karten auf den Tisch zu legen. “Stephan ist hier. Und er ist hinter Lauren Crow her. Ich bin mir nicht sicher, ob er damit nur mich quälen will, oder ob es bei ihm irgendein tief sitzendes psychologisches Bedürfnis gibt, Katie wiederzufinden.”
“Katie?”, wiederholte Canady.
“Das ist eine Frau, die ich einmal kannte”, sagte Mark ruhig. “Damals wusste ich noch nichts von Vampiren. Bei der bloßen Erwähnung wäre ich in Lachen ausgebrochen – bis ich mit Katie nach Kiew ging. Ich habe sie hier in New Orleans kennengelernt, aber sie stammte aus Kiew, und sie wollte dort heiraten, in einer der Burgen. Sie kannte Stephan von früher. Ich glaube, er ist ihr hierher gefolgt, und dann ist er uns beiden nach Kiew hinterhergereist. Er hat versucht, sie von mir wegzulocken, aber sie ist zu mir zurückgekommen.”
“Wo ist diese Katie jetzt?”, fragte Sean.
“Tot.”
Maggie wechselte einen Blick mit ihrem Mann.
“Seitdem verfolge ich Stephans Spur, und ich weiß, dass er immer in der Nähe gewesen ist. Lauren Crow habe ich zufällig in einer Bar getroffen. Ich dachte, ich würde einen Geist sehen, sie ist Katie so ähnlich.”
“Aber Deanna ist diejenige, die attackiert wurde”, sagte Canady.
Mark verzog das Gesicht, als ihm plötzlich wieder die Dringlichkeit der Situation bewusst wurde. Er hatte das Seil jetzt abgestreift, aber er wollte nur dann um seine Freiheit kämpfen, wenn es keinen anderen Ausweg gab.
“Ich sage Ihnen doch …” Er zögerte, holte tief Luft, dann platzte er heraus: “Vampire gibt es wirklich, und Stephan ist einer der gefährlichsten überhaupt. Nicht nur das, ich bin davon überzeugt, dass er eine kleine Armee hierher geführt
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