Der Fürst der Dunkelheit
Infusionsbeutel zu wechseln und Deannas Blutdruck zu messen, wachte sie auf und spürte eine Hand an ihrer Schulter. Es wurde gerade hell.
“Kommen Sie”, sagte Sean Canady. “Ich bringe Sie nach Hause.”
“Ich kann hier nicht weg.” Sie deutete auf Jonas.
“Sicher können Sie das. Bobby hat jetzt Wache. Er bleibt die ganze Zeit hier im Zimmer, und er wird auch nicht allein sein.”
Sie sah über Seans Schulter. Hinter ihm stand eine sehr attraktive Frau mit kastanienbraunem Haar. Sie stellte sich als Maggie Canady vor, Seans Frau.
“Ich schwöre Ihnen, Ihre Freundin wird hier in Sicherheit sein”, sagte sie.
Lauren war völlig erschöpft. Sie wusste, dass sie sich endlich mal richtig ausschlafen musste. Vielleicht war es Wahnsinn, diesen Leuten zu vertrauen, aber wenn sie es nicht täte, könnte sie sich genauso gut gleich hier hinlegen und sterben. Diese Menschen waren alles, was sie hatte.
Als Sean sie zum Montresse House fuhr, ging die Sonne auf. Vögel zwitscherten.
Er ließ sie vor dem Haus aus dem Wagen.
“Kommen Sie nicht mit rein?”, fragte sie.
Er schüttelte den Kopf. “Stacey weiß, dass Sie kommen. Sehen Sie, sie wartet schon an der Tür.”
“Und Sie müssen arbeiten?”
Er sah zur Seite. “Ich muss zu einer Autopsie”, sagte er matt.
“Die zweite Leiche aus dem Mississippi?”
Er zögerte einen Moment, bevor er eine Zeitung vom Rücksitz fischte und ihr reichte.
“Das dritte Opfer”, sagte er knapp.
“Das ist ja eine pro Nacht”, flüsterte sie.
Sean zuckte die Achseln. “Es könnte sogar schlimmer sein. Offenbar hat Stephan Delansky seine Lakaien bislang unter Kontrolle. Sie bringen gerade genug Menschen um, um sicher sein zu können, dass am Ende jeder Polizist den ganzen Mississippi hoch und runter mit nichts anderem beschäftigt ist.”
“Er muss aufgehalten werden.”
“Ja, das stimmt. Aber nicht von Ihnen, schon gar nicht jetzt. Sie schlafen sich erst mal aus”, befahl er.
Sie zögerte. “Und Mark?”
“Mit Mark ist alles in Ordnung. Gehen Sie jetzt rein.”
Schließlich gehorchte sie. Als sie das Haus betrat, winkte Stacey Sean zu, sah sich um und blickte kurz in den Himmel. Offenbar beruhigt, dass niemand da war, schloss sie die Tür.
“Die Kaffeemaschine läuft schon”, sagte sie. “Aber vielleicht möchten Sie keinen Kaffee. Der würde Sie bloß wach halten. Aber ich habe Waffeln gemacht, und die sind sehr lecker. Essen Sie etwas, gehen Sie unter die Dusche, und dann legen Sie sich hin.”
“Was ist mit Heidi?”, fragte Lauren.
“Heidi geht es gut. Ich habe ihr ein Beruhigungsmittel gegeben, das sie eine Weile ruhig stellen wird. Sie wird allerdings nicht ansprechbar sein, bis sie die Infektion wieder los ist.”
Lauren sah sich vorsichtig um. “Woher wollen Sie wissen, dass das, äh, Böse hier nicht hereinkommen kann?”
Stacey lachte. “Sehen Sie die Blumenkübel? Alle werden sehr sorgfältig gegossen – mit Weihwasser. Und wenn sie sich mal die Fenster ansehen, werden Sie feststellen, dass die Fensterbalken Kreuze darstellen. Außerdem ist Knoblauchpulver ins Gesims eingearbeitet. Glauben Sie mir, wir haben jede nur mögliche Schutzvorkehrung getroffen. Was natürlich nicht heißt, dass Sie nicht trotzdem vorsichtig sein müssen.”
Stacey führte sie in die Küche, holte einen Teller aus der Mikrowelle und stellte ihn vor Lauren auf den Tisch. “Setzen Sie sich. Essen Sie.”
Lauren merkte erst jetzt, dass sie völlig ausgehungert war, und die Waffeln schmeckten wirklich so gut, wie Stacey versprochen hatte. “Sind wir wenigstens tagsüber sicher?”
“Zumindest sicher
er
”, sagte Stacey. “Alle Vampire – ob gutartig oder böse – sind nachts am mächtigsten. Ich bezweifle sehr, dass Stephan bei Tageslicht etwas unternehmen wird. Er ist kein dämlicher junger Vampir, der nur seinen Blutdurst im Sinn hat. Kaum einer von ihnen wäre so blöd – New Orleans ist schließlich der Sitz der Allianz.”
“Der was?”, fragte Lauren.
“Der Allianz, so nennen wir unsere Gruppe.”
Lauren runzelte die Stirn. “Also hat Jonas die Wahrheit gesagt.”
“Dass es eine Allianz von, nun, sagen wir mal, Wesen aus einer anderen Welt gibt, die sich hier niedergelassen haben? Ja, das stimmt. Unglücklicherweise wusste Stephan genau, zu welchem Zeitpunkt er hier zuschlagen konnte. Fast alle sind gerade nicht da. Ich hoffe bloß, dass sie rechtzeitig zurückkommen.”
“Sie hoffen?”
“Haben Sie keine Angst. Mark kennt
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