Der Fürst der Dunkelheit
Tatsache, dass er übereilt und unbesonnen gehandelt hatte, war nichts herumzudeuteln, dachte Mark.
Viel zu unbesonnen.
Aber was zum Teufel hätte er unter diesen Umständen anderes tun können?
Zumindest war Lauren in Sicherheit. Davon musste er einfach ausgehen. Er musste annehmen, dass man Jonas vertrauen konnte. Dieser Mann hatte ganz schön was abgekriegt.
Oder war das alles nur vorgetäuscht?
Verglichen mit der Tatsache, dass Stephan erneut entweichen konnte, war das allerdings nur eine Kleinigkeit. Sie waren so ineinander verkeilt gewesen, dass ihr Kampf sie durch mehrere Straßen getragen hatte, und als Stephan schließlich doch einfach verschwand, stolperte Mark benommen auf die Bourbon Street, wo ihn zwei Polizisten festnahmen. Sie hielten ihn für einen Besoffenen, der in eine Kneipenschlägerei verwickelt worden war.
Er konnte sie davon überzeugen, Lieutenant Canady anzurufen.
Canady hatte ihn aufgelesen und mit zu sich nach Hause genommen, wo Maggie darauf bestand, seine Wunden zu verbinden, obwohl er versicherte, ihm wäre nichts passiert. Er hatte Todesangst um Lauren, aber Canady hatte schnell Bobby Munro angerufen und herausgefunden, dass sie mit Jonas sicher im Krankenhaus angekommen war.
Als er aufstehen wollte, hielt Canady ihn fest.
“Sie müssen sich erst erholen. Geben Sie sich etwas Zeit.”
“Das kann ich nicht.”
“Das müssen Sie aber. Sonst nutzen Sie mir gar nichts.”
Da hatte er allerdings recht.
“Hören Sie, ich werde selbst ins Krankenhaus fahren”, sagte Sean. “Sie bleiben hier und kommen wieder zu Kräften.”
“Oben haben wir ein schönes Gästezimmer”, sagte Maggie. “Da können Sie sich hinlegen und etwas ausruhen. Ihre Wunden sind ja jetzt versorgt, und Sie haben auch etwas gegessen.”
Sie hatten beide recht. Auf einmal war er dankbar, sie getroffen zu haben.
Also blieb er, als Sean ging, obwohl er sich nutzlos vorkam.
Als er sich oben hinlegte, setzte Maggie sich zu ihm. Nach einer Minute sagte sie: “Mir ist klar geworden, dass ich Sie schon mal irgendwo gesehen habe.”
Er musterte sie. “Ja, ich glaube, das stimmt.”
Sie lächelte. “Sie stammen von hier, nicht wahr?”
“Aus der Nähe”, stimmte er zu. Dann schüttelte er den Kopf. “Aber ich begreife es nicht. Sie sind ein Vampir gewesen. Und Sie sind sich sicher, dass Sie keiner mehr sind?”
“Aber ja. Manchmal bin ich froh darüber, aber manchmal … manchmal wünschte ich, ich könnte noch ein paar der Dinge vollbringen, zu denen ich früher in der Lage war. Aber jetzt habe ich Sean, und wir haben unsere Familie. Ich habe nie davon gehört, dass es so eine Umkehr bei irgendjemandem sonst gegeben hätte, aber mein Fall war anders.” Sie erhob sich und ging ruhelos in dem Zimmer umher. “Das ist alles schon so lange her, aber mein Vater und einige seiner Freunde brachten den Vampir um, der mich geschaffen hat, während er noch dabei war, mich zu verwandeln. Dadurch bin ich nicht wirklich gestorben, und das hat wohl irgendwie den Unterschied gemacht. Aber Sean und ich haben heute gute Freunde, die in gemischten Ehen leben. Wie Sean Ihnen schon gesagt hat: Die Besitzerin von Montresse House, Jessica Frasier, ist ein Vampir. Ihr Lebensgefährte ist zwar kein Vampir, sondern ein Wächter, aber schon genauso lange auf der Welt wie sie. Ein Wächter ist für bösartige Vampire so eine Art Todesengel. Das ist schon eine verrückte Welt, was?”
“Was halten Sie von Jonas?”, fragte er.
“Sie sagten doch selbst, dass er sich Stephan in den Weg gestellt hat.”
“Ja, aber ich mache mir Sorgen, weil Deanna und die anderen jetzt mit ihm allein sind.”
“Das brauchen Sie nicht. Sean wird gleich im Krankenhaus sein. Sie müssen sich ausruhen. Ich lasse Sie jetzt allein, damit Sie etwas Schlaf bekommen.”
Sie hatte recht. Er brauchte alle seine Kräfte.
Er schloss die Augen.
Als Sean mit all seiner Autorität erschien, war Lauren sehr froh, dass er endlich da war.
Sofort fühlte sie sich viel sicherer. Sie übernahm sein Vertrauen in Bobby und Stacey. Sie versprachen, Heidi wie ihren Augapfel zu hüten, und führten sie aus dem Zimmer.
Jonas wich nicht von Deannas Seite, sodass Lauren kaum in ihre Nähe kam. Trotzdem wollte sie Deanna auf keinen Fall alleinlassen. Nicht einmal jetzt, wo Sean Canady persönlich über sie wachte.
Allerdings verging der Rest der Nacht ohne weitere Zwischenfälle.
Lauren musste eingeschlafen sein. Als eine Schwester hereinkam, um die
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