Der Fürst der Dunkelheit
betrat, war es leer. Kein Mensch zu sehen oder zu hören.
Nur Deanna, wie üblich im Tiefschlaf. So schön, so friedlich, wie eine Märchenprinzessin, die auf den Liebsten wartete.
Die Fenster waren geöffnet, die Vorhänge wurden vom Wind hereingedrückt.
Kein Anzeichen von Bobby, nicht einmal von Jonas.
Sie stand verwirrt in der Tür, als ein Schrei durch den Gang gellte.
13. KAPITEL
M ark wagte nicht, “Nefertiti” zum Montresse House zu bringen – auf keinen Fall würde er sie in das Haus lassen, in dem Lauren und ihre Freundin endlich in Sicherheit waren. Aus demselben Grund konnte er sie auch nicht zu Seans Haus bringen. Niemals würde er die Sicherheit des Lieutenants und seiner Familie aufs Spiel setzen.
Wenigstens schien Nefertiti zu dem Schluss gekommen zu sein, dass er ihr tatsächlich gefährlich werden könnte. Sie folgte ihm ruhig die Straße hinunter. Er suchte nach einem Café mit einem Innenhof, viel Platz – und Sonnenlicht.
Sie protestierte, als er eines auswählte und sich an einen Tisch setzte. Sein Stuhl stand im Schatten. Ihrer nicht.
“Setzen Sie sich”, befahl er.
“Na schön.”
“Und jetzt reden Sie.”
“Was wollen Sie denn hören?”
“Ich will wissen, wo Sie üblicherweise schlafen.”
“Schlafen … Da gibt es verschiedene Orte.”
“Wer hat Ihnen das angetan?”, fragte er.
Sie wedelte geringschätzig mit einer Hand. “Wer weiß? Jemand mit Geld.”
Er lehnte sich zurück, schüttelte den Kopf. “Sie lügen. Sie haben nicht in dem Club gearbeitet, bevor Sie ein Vampir wurden. Und Sie haben irgendwo einen bestimmten Ort, wo sie nachts hingehen.”
Sie starrte ihn schmollend an, als eine Kellnerin an den Tisch trat und Mark fragend ansah. “Bestellen Sie etwas”, sagte er mit einem Schulterzucken. Nefertiti lächelte die Kellnerin an. “Er ist ja so gemein. Aber er ist auch so gut im Bett, dass mir das nichts ausmacht”, sagte sie süßlich.
Die Kellnerin, eine ältere Frau mit grau werdendem Haar, starrte die beiden an, als wäre sie mit dem allerletzten Abschaum der Gesellschaft konfrontiert.
“Einen Eistee, bitte”, bestellte Mark.
“Ich hab Hunger”, jammerte Nefertiti.
“Dann essen Sie doch was.”
“Er hat wirklich immer diesen Befehlston an sich”, erzählte sie der Kellnerin. “Ich hätte gern einen Hamburger.”
“Medium? Oder gut durch?”, fragte die Kellnerin.
Nefertiti zeigte ihr zuckersüßes Lächeln. “Roh, bitte.”
“Sie meinen englisch? Die Gesundheitsvorschriften …”
“Nicht englisch. Roh. Ohne Brötchen, bitte.”
“Ich kann Ihnen keinen rohen Hamburger servieren. Die Gesundheitsvorschriften …”
Mark knallte einen Geldschein auf den Tisch. “Bringen Sie ihr bitte einfach einen rohen Hamburger.”
Die Kellnerin ging mit missbilligendem Blick davon.
“Wo kommen Sie her?”, wollte Mark wissen.
“Aus der Bourbon Street.”
“Von wo stammen Sie?”, versuchte er es erneut.
Sie lächelte. “Ursprünglich aus Houma. Aber jetzt von der Bourbon Street.”
“Also sind Sie in der Bourbon Street erschaffen worden?”
“Oh. Was für ein schlauer Bursche.”
“Und wohin ziehen Sie sich zurück?”
“Wo immer es mir gefällt.”
Unter dem Tisch hatte er die Wasserpistole auf sie gerichtet und schoss einen kurzen Strahl ab. Beinahe wäre sie vom Stuhl aufgesprungen. “Bastard!”, zischte sie.
Die Kellnerin kam mit einem Teller zurück, auf dem nichts weiter war als eine ungebratene Frikadelle. Der Teller stand kaum auf dem Tisch, als Nefertiti auch schon ihre Finger in die Masse grub. Die Kellnerin gab einen leisen Ton voller Abscheu von sich, den die beiden eindeutig nicht hören sollten.
“Vielleicht kann Ihnen geholfen werden”, schlug Mark vor, nachdem die Kellnerin verschwunden war.
Nefertiti hörte für einen Moment auf zu kauen, schüttelte den Kopf. “Nein. Ich bin gestorben und wiederauferstanden. Da ist nichts mehr zu machen.”
Plötzlich wurde ihm klar, dass sie an ihm vorbeisah, über seine Schulter hinweg. Er drehte sich um, konnte aber nichts sehen. In diesem Bruchteil einer Sekunde war sie aufgesprungen und rannte los.
“Stopp!”, schrie er.
Sie rannte einfach weiter. Er folgte, sprang praktisch über einen Tisch, um sie einzuholen. Sie lief eine Seitenstraße entlang, bog in eine schmale Gasse. “Stopp!”, rief er noch einmal.
In diesem Augenblick kam direkt vor ihr ein kleines Kind aus einer Tür gerannt.
Nefertiti packte das Kind, blieb stehen, drehte sich um und
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