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Der Fürst der Dunkelheit

Der Fürst der Dunkelheit

Titel: Der Fürst der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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blickte Mark direkt in die Augen.
    Es war ein kleiner Junge, der zu weinen begann. Aus dem Haus war eine Frauenstimme zu hören: “Ryan? Ryan? Wo steckst du denn?”
    Nefertiti sah Mark mit einem seltsamen, beinahe wehmütigen Lächeln an.
    “Nicht!”, schrie er.
    Sie öffnete den Mund und näherte ihre entblößten Reißzähne dem Hals des kleinen Jungen.
    Er schoss auf sie mit einem lang anhaltenden Weihwasserstrahl. Sie ließ ein qualvolles Kreischen hören und den Jungen fallen. Qualm stieg von ihrer Haut auf, und sie stürzte zu Boden, kaum noch als menschliches Wesen erkennbar. Stattdessen war sie jetzt eine sich windende Gestalt, schon abscheulich verwest.
    Er hörte Polizeisirenen.
    Angeekelt drehte Mark sich um und verließ schnellen Schrittes die Gasse. Er hörte, wie die Mutter noch einmal den Namen des Jungen rief und dann markerschütternd schrie; zweifellos hatte sie Nefertitis Überreste entdeckt.
    Mark bog in die Delphine Street, als ein Streifenwagen mit Blaulicht an ihm vorüberraste.
    Und über sich hörte er das Flattern von Flügeln.
    Er ging schnell weiter und dachte nach über das, was gerade passiert war. Ihm wurde klar, dass Nefertiti es vorgezogen hatte, von seiner Hand ausgelöscht zu werden, als ihrem Herrn und Meister als Verräterin gegenübertreten zu müssen.
    Ihm fiel wieder ein, dass er bei Seans Anruf im Club einfach aufgelegt hatte. Fluchend holte er sein Handy hervor und gab die Nummer des Lieutenants ein.
    Lauren war hin und her gerissen. Dieser Schrei verlangte –
der Selbsterhaltungstrieb verlangte
–, dass sie sofort die Flucht ergriff. Aber gleichzeitig musste sie unbedingt wissen, warum da jemand schrie. Am eindeutigsten war ihr jedoch bewusst, dass sie Deanna nicht noch einmal alleinlassen durfte, wenn diese eine Chance haben sollte, zu überleben.
    Dieser letzte Gedanke trug den Sieg davon. Sie eilte an Deannas Bett. Was immer da draußen gerade vor sich ging, vielleicht war es nur ein Trick, um sie herauszulocken, damit ihre Freundin hier allein und verwundbar zurückblieb.
    Die Infusionsnadel steckte noch in Deannas Arm. Und sie lag auch noch immer auf dem weißen Kissen, wie sie es seit Ewigkeiten tat – so kam es Lauren jedenfalls vor. Die Prinzessin. Reglos.
    Lauren schluckte die Angst herunter, die sie fast paralysierte, griff nach Deannas Handgelenk und suchte nach dem Puls.
    Sie fand den Pulsschlag, stark und regelmäßig. Erleichtert atmete sie aus.
    Aber was zum Teufel war hier los?
    Lauren war so auf Deanna konzentriert, dass es mehrere Sekunden dauerte, bis sie merkte, dass hinter ihr jemand das Zimmer betreten hatte.
    Vorsichtig drehte sie sich um. Da wurde die Tür schon zugeschlagen.
    Er
war da.
    Stephan. Stephan Delansky. Er stand jetzt am Fußende des Bettes. Tintenschwarzes Haar fiel ihm in die Stirn, ein scharfer Kontrast zu dem weißen Arztkittel, den er trug. “Wie geht es meiner Patientin heute?”, fragte er sehr leise.
    Lauren blickte zum offenen Fenster. Durch die Tür waren laute Rufe und Schreie zu hören; das ganze Krankenhaus schien sich in das reinste Tollhaus verwandelt zu haben. Aber Stephan Delansky schien das alles überhaupt nicht wahrzunehmen. Sie hatte keine Ahnung, wo er plötzlich hergekommen war, ob durch die Tür oder durch das Fenster.
    Aber das spielte ja auch keine Rolle. Es zählte nur, dass er hier war.
    Sie sah ihn an und zog das Kreuz um ihren Hals aus dem Hemd.
    Er lächelte. “Das wird mich auch nicht aufhalten, weißt du?”
    “Vielleicht nicht, aber du bist da, und ich bin hier.”
    “Weil du zu mir kommen musst.”
    “Ich werde niemals zu dir kommen.”
    “Am Ende wirst du das doch.” Er lachte leise. “Ich habe meine eigenen Mittel und Wege, Sachen zu erledigen. Methoden. Deiner Ansicht nach vielleicht wahnsinnige Methoden. Das hier ist ein Krieg, verstehst du? Egal wie viele Scharmützel ich auch verlieren mag, es ist ein Krieg, und am Ende werde ich gewinnen. Und du
wirst
zu mir kommen, denn ich kenne dich.”
    “Du bringst nur Leiden und Tod”, sagte sie zu ihm. “Du tust den Menschen weh. Du hast meine Freundin beinahe getötet. Du bist das Böse, und du wirst nicht gewinnen.”
    Er lächelte und schüttelte den Kopf, als müsse er einem Kleinkind die einfachsten Dinge erklären. “Was hat dich bloß glauben lassen, dass das, was du das Böse nennst, nicht gewinnen kann? Nehmen wir bloß mal dieses blöde Kreuz um deinen Hals. Ich habe das schon oft gesehen, es hat mich noch nie aufhalten können,

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