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Der Fürst des Nebels

Der Fürst des Nebels

Titel: Der Fürst des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
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Schiffbruch zu retten.
»Warte«, unterbrach sie Max. Er hatte ein vertrautes Bild im Film entdeckt.
Jetzt war die Kamera vom Wald weggegangen und näherte sich einem Ort, der wie ein Garten aussah und von hohen Steinmauern mit einem Gittertor umgeben war. Max kannte diesen Ort; er war am Tag zuvor dort gewesen.
Fasziniert beobachtete Max, wie die Kamera leicht strauchelte und dann ins Innere des Skulpturengartens eindrang.
»Das sieht aus wie ein Friedhof«, murmelte Andrea Carver. »Was ist das?«
Die Kamera lief einige Meter durch das Innere des Skulpturengartens. Im Film bot der Ort nicht den verlassenen Anblick, in dem Max ihn vorgefunden hatte. Es gab keine Spur von den wilden Pflanzen, und die Oberfläche des Steinbodens war sauber und blank geputzt, als kümmerte sich ein sorgfältiger Wärter unermüdlich darum, diesen Garten makellos instand zu halten.
Die Kamera blieb bei jeder einzelnen der Skulpturen stehen. Sie waren an den wichtigen Punkten des großen Sterns aufgestellt, der, wie Max nun sah, am Fuß der Figuren in den Boden des Gartens eingelassen war. Max erkannte die Gesichter aus weißem Stein wieder und ihre Kleidung der Schausteller eines Wanderzirkus. Es lag etwas Beunruhigendes in der Haltung, die die Körper dieser gespenstischen Figuren einnahmen, und in dem theatralischen Ausdruck ihrer Gesichter. Es war, als versteckten sie etwas hinter ihrer Unbeweglichkeit, die nur scheinbar war.
Der Film zeigte die Mitglieder der Zirkustruppe ohne einen einzigen Schnitt. Die Familie betrachtete dieses geisterhafte Bild schweigend, nur das klägliche Rattern des Projektors war zu hören. Schließlich richtete sich die Kamera auf den Mittelpunkt des Sterns, der auf den Boden des Skulpturengartens gezeichnet war. Im Gegenlicht war nun die Silhouette des lächelnden Clowns zu sehen, auf den alle übrigen Statuen ausgerichtet waren. Max betrachtete die Züge dieses Gesichtes genau, und er spürte erneut jenes Schaudern, das ihm über den Körper gefahren war, als er ihm direkt gegenüber gestanden hatte. Es gab etwas an diesem Abbild, das nicht mit dem übereinstimmte, was Max von seinem Besuch im Skulpturengarten her in Erinnerung hatte. Aber er konnte nicht herausfinden, was es war, denn die Qualität des Films war so schlecht, daß er die Statue als Ganze nicht deutlich in den Blick bekam. Die Familie Carver blieb still, während die letzten Meter des Films durch den Strahl des Projektors liefen. Maximilian Carver stellte das Gerät ab und schaltete das Licht an. »Jacob Fleischmann«, murmelte Max. »Das sind Jacob Fleischmanns selbstgedrehte Filme.« Sein Vater nickte schweigend. Die Filmvorführung war zu Ende, und Max spürte mit einemmal die Anwesenheit jenes unsichtbaren Gastes, der vor fast zehn Jahren unweit von hier am Strand ertrunken war. Sie durchdrang jeden Winkel des Hauses, jede Treppenstufe, und Max fühlte sich plötzlich wie ein Eindringling.
Ohne weitere Worte zu verlieren, begann Maximilian Carver, den Projektor abzubauen, und Andrea Carver nahm Irina in ihre Amte und trug sie die Treppe hinauf, um sie zu Bett zu bringen. »Kann ich bei dir schlafen?« fragte Irina und klammerte sich an ihre Mutter.
»Laß nur«, sagte Max zu seinem Vater. »Ich räume das weg.«
Maximilian Carver lächelte seinen Sohn an, klopfte ihm auf die Schulter und nickte. »Gute Nacht, Max.« Der Uhrmacher drehte sich zu seiner Tochter um. »Gute Nacht, Alicia.«
»Gute Nacht, Papa«, erwiderte Alicia, während sie beobachtete, wie ihr Vater die Treppen bis zum oberen Stock hinaufstieg. Er wirkte müde und enttäuscht.
Als die Schritte des Uhrmachers nicht mehr zu hören waren, schaute Alicia Max eindringlich an. »Versprich, daß du niemandem sagen wirst, was ich dir jetzt erzähle.«
Max nickte.
»Versprochen. Um was geht's?«
»Der Clown. Der aus dem Film«, begann Alicia.
»Ich habe ihn schon vorher einmal gesehen. In einem Traum.«
Max spürte, wie sein Pulsschlag schneller ging.
»Wann?« fragte er.
»In der Nacht, bevor wir in dieses Haus kamen«, antwortete seine Schwester.
Max setzte sich Alicia gegenüber. Es war schwer, Gefühle in diesem Gesicht zu erkennen, aber Max erahnte einen Anflug von Furcht in den Augen des Mädchens.
»Erzähl mir davon«, bat Max. »Was hast du genau geträumt?«
»Es ist merkwürdig, aber in dem Traum war er, ich weiß nicht, irgendwie anders«, sagte Alicia. »Anders?« fragte Max. »Wie anders?«
»Er war kein Clown. Ich weiß nicht«, antwortete sie und zuckte mit den

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