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Der Fürst des Nebels

Der Fürst des Nebels

Titel: Der Fürst des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
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Bruchteil von Sekunden zwischen seinem Freund und Alicia hin und her geflogen waren. Er lachte in sich hinein und dachte, daß das Ganze lustiger werden würde, als er erwartet hatte.
»Wie wollen wir das machen?« fragte Alicia. »Es sind nur zwei Fahrräder da.«
»Roland kann dich bestimmt auf seinem mitnehmen«, erwiderte Max. »Nicht wahr, Roland?« Roland starrte auf den Boden.
»Ja, klar«, murmelte er. »Aber dann nimmst du die Ausrüstung.«
Max befestigte die Taucherausrüstung, die Roland mitgebracht hatte, auf dem Gepäckträger hinter seinem Fahrradsattel. Er wußte, daß es unter dem Vordach des Schuppens noch ein weiteres Fahrrad gab, aber der Gedanke, daß Roland seine Schwester mitnahm, amüsierte ihn. Alicia setzte sich auf die Querstange des Fahrrads und klammerte sich an Rolands Hals. Max bemerkte, daß Roland unter seiner von der Sonne gegerbten Haut vergeblich dagegen ankämpfte, rot zu werden.
»Startklar«, sagte Alicia. »Ich hoffe, ich bin nicht zu schwer.«
»Auf geht's!«, entschied Max und begann, den Strandweg entlangzuradeln, gefolgt von Roland und Alicia.
Bald überholte ihn Roland, und Max mußte wieder einmal kräftig in die Pedale treten, um nicht zurückzubleiben.
»Alles in Ordnung?« fragte Roland Alicia.
Alicia nickte und sah zu, wie das Haus am Strand sich immer weiter in der Ferne verlor.
    Der Strand ganz im Süden, auf der anderen Seite des Dorfes, bildete einen weiten und öden Halbmund. Es war kein Sandstrand, er war bedeckt von kleinen Kieselsteinen, die vom Meer blank poliert waren, und von unzähligen Muscheln und angeschwemmten Gegenständen aus dem Meer, die die Brandung und die Gezeiten der Sonne zum Trocknen überließen. Hinter dem Strand erhob sich, beinahe senkrecht nach oben aufsteigend, eine Wand steiler Felsen, von deren Gipfel, dunkel und einsam, der Leuchtturm aufragte.
    »Das ist der Leuchtturm meines Großvaters«, bemerkte Roland, als sie ihre Fahrräder bei einem der Wege liegen ließen, die zwischen den Felsen bis zum Strand hinunterführten.
    »Lebt ihr beide dort?« fragte Alicia.
»Mehr oder weniger«, antwortete Roland. »Irgendwann habe ich eine kleine Hütte hier unten am Strand gebaut, und man kann sagen, daß sie fast mein Zuhause ist.«
»Wo ist sie?« fragte Max und spähte neugierig hinunter zum Strand.
»Von hier kann man sie nicht sehen«, machte ihm Roland klar. »Eigentlich war es ein alter, verlassener Schuppen der Fischer. Ich habe ihn hergerichtet, und jetzt ist er gar nicht mal schlecht. Ihr werdet ihn gleich sehen.«
Roland führte sie zum Strand hinunter. Sobald er dort war, zog er die Sandalen aus. Die Sonne stieg in den Himmel, und das Meer glitzerte wie eine Folie aus geschmolzenem Silber. Der Strand war verlassen, eine salzige Brise wehte vom Ozean her.
»Paßt auf mit diesen Steinen. Ich bin daran gewöhnt, aber man fallt leicht hin, wenn man keine Übung hat.«
Alicia und ihr Bruder folgten Roland über den Strand bis zu seiner Hütte. Es war ein kleines Holzhaus, blau und rot gestrichen. Die Hütte hatte ein kleines Vordach, und Max bemerkte eine rostige Laterne, die an einer Kette hing.
»Die ist vom Schiff«, erklärte Roland. »Ich habe einen Haufen Sachen von dort unten heraufgezogen und in die Hütte gebracht. Wie gefällt es euch?«
»Wunderbar!« rief Alicia. »Schläfst du auch hier?«
»Manchmal, besonders im Sommer. Im Winter möchte ich, ganz abgesehen von der Kälte, den Großvater oben nicht gern alleine lassen.«
Roland öffnete die Tür der Hütte und ließ Alicia und Max vorangehen.
»Nur hinein. Willkommen in meinem Palast.«
Das Innere von Rolands Hütte wirkte wie einer dieser alten Läden mit Schiffsantiquitäten. Die Beute, die Roland während vieler Jahre dem Meer entrissen hatte, schimmerte im Halbdunkel wie ein Museum aus geheimnisvollen und sagenhaften Schätzen.
»Das ist nur Ramsch«, sagte Roland, »aber ich sammle ihn. Vielleicht holen wir heute etwas herauf.«
Ansonsten gab es in der Hütte noch einen alten Schrank, einen Tisch, ein paar Stühle und ein dürftiges Bett, über dem ein paar Regale mit Büchern hingen, und an der Decke baumelte eine Öllampe. »Es würde mir großen Spaß machen, so ein Haus zu haben«, murmelte Max.
Roland lächelte zweifelnd.
»Angebote werden gerne entgegengenommen«, scherzte er, sichtlich stolz über den Eindruck, den seine Hütte auf die Freunde machte. »Also gut, jetzt ins Wasser.«
Sie folgten Roland bis zum Meeresufer. Als sie dort waren, fing Roland an,

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