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Der Funke des Chronos

Titel: Der Funke des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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an.
    »Tobias?« stammelte sie. »Was ist geschehen? Wo ist de Lagarde?«
    »Er ist tot«, flüsterte Tobias erleichtert und zog sie ergriffen an sich.
    Er war froh, dass Caroline seine Tränen nicht sehen konnte.

 

Der Kreis schließt sich
     
    Hamburg 1842, 5. Mai,
    14 Minuten nach 2 Uhr am frühen Nachmittag
     
    K ettenburg biss die Zähne zusammen und humpelte auf seinen Dienststock gestützt eine rauchgeschwängerte Gasse entlang. Erst die Verfolgungsjagd quer durch die Stadt hinter diesem selbsterklärten Zeitreisenden und dem angeblichen Heinrich Heine her und dann noch die leidige Suche nach einem Arzt für den Sohn von Justus Lewald. Sein Knöchel war inzwischen dick angeschwollen, und die Schmerzen im Fuß wurden immer schlimmer.
    Das war sein Fall. Diesen verfluchten Daguerreotypisten, der ihn derart außer Gefecht gesetzt hatte, würde er sich noch vorknöpfen. Es war unerträglich, dass er sich selbst um Lappalien kümmern musste, während Borchert und diese beiden halbseidenen Zivilisten dabei waren, den französischen Arzt zu stellen. Hoffentlich kam er nicht zu spät.
    Der Polizeiaktuar bog in eine Straße ab, in der sich Flüchtende und Schaulustige drängten. Auf Höhe einer einzeln stehenden Straßenlaterne brannten drei Häuser, doch nirgendwo war ein Löschtrupp zu sehen. Grell schlugen die Flammen aus den Fenstern, und die Leute versuchten, der Gefahr zu entkommen. Wie dem auch sein mochte, er musste zum Michel, dessen Turm jenseits der Häuserzeilen zu erkennen war. Kettenburg humpelte weiter und bemerkte nur aus den Augenwinkeln, dass vor ihm ein Mann aus einer brennenden Bäckerei auf die Straße stürmte.
    Ein anderer rief: »Hauen Sie ab, Mann!«
    Kettenburg drängte sich an einer Frau mit einem Bündel auf dem Rücken vorbei, als ihn ein Stoß in die Seite traf und er zusammen mit einem Passanten auf die Straße stürzte.
    Vor Schmerz verzog Kettenburg das Gesicht. Der Knöchel brannte jetzt wie Feuer. Außerdem war ihm seine Aktentasche entglitten und lag nun halb geöffnet auf der Straße. Zornig blickte er den Verursacher des Zusammenstoßes an und riss verblüfft die Augen auf. Das war doch dieser blonde Herumtreiber!
    »Herrgott, was tun Sie denn hier?« rief Kettenburg. »Ich dachte, Sie sind längst beim Michel.«
    Wütend sammelte er die Beweisstücke auf, die ihm aus der Tasche gerutscht waren.
    »Das kann ich jetzt nicht erklären!« schrie sein Gegenüber mit heller Stimme und starrte verdutzt auf den Boden zu ihren Füßen. Dort lag der Kristallstab aus seiner Aktentasche. Doch daneben lag ein zweiter, der genauso aussah. Mit dem silbernen Gewinde auf der einen und der Elfenbeinkugel auf der anderen Seite wirkten sie wie kristalline, seltsam verkürzte Gehstöcke. Woher stammte dieser andere Stab?
    Auch der junge Mann sah ihn erstaunt an, dann glitt sein Blick an ihm vorbei in Richtung Michel. Seine Züge nahmen einen erschrockenen Ausdruck an. Hastig wandte er sich ihm wieder zu.
    »Da drinnen ist noch ein Junge!« brüllte er und deutete auf die brennende Bäckerei. »Sie müssen ihn retten.«
    »Ja, aber … Verflucht, was tun Sie hier?« wiederholte Kettenburg zornig.
    »Ist doch jetzt völlig egal!« schrie der Blonde. »Ich komme aus der Zukunft! Falls Sie mir nicht glauben – da drinnen steht die verdammte Zeitmaschine. Und jetzt beeilen Sie sich, sonst verbrennt der Kleine. Ich muss Caroline Lewald retten.«
    Der angebliche Zeitreisende bückte sich, ergriff einen der Stäbe und drückte dem Polizeiaktuar kurzerhand einen Spaten in die Hand. Im nächsten Augenblick war er bereits an ihm vorbeigestürmt und rannte die Straße hinunter.
    »Warten Sie!« schrie Kettenburg, doch der junge Mann beachtete ihn nicht mehr.
    »Himmelherrgott, ich verlange eine Erklärung!«
    In diesem Augenblick gellte aus der Bäckerei ein Kinderschrei. Erst jetzt bemerkte der Beamte, dass er inzwischen nahezu allein vor dem Haus stand. Über ihm war ein dumpfes Grollen zu hören. Funken regneten auf die Straße herab. Offenbar stürzten dort oben bereits Teile des Dachgeschosses ein. Jeden Augenblick konnte das Haus in sich zusammenbrechen. Er musste weg.
    Wieder ertönte der verzweifelte, spitze Schrei eines Jungen aus der brennenden Bäckerei.
    Kettenburg schloss verzagt die Augen. Nein, das konnte er nicht. Nicht er. So schnell es seine Schmerzen zuließen, humpelte er durch die geöffnete Tür in den rauchgeschwängerten Verkaufsraum. An der Decke waberte ein blaues Feuermeer, die

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