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Der Gärtner von Otschakow

Der Gärtner von Otschakow

Titel: Der Gärtner von Otschakow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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eine vergisst man nicht!«
    Igor lächelte kaum merklich. »Nur wirf mit dem Geld nicht um dich, dort kommt das nicht gut an…«
    Koljan nickte gehorsam.
    Gegen elf half Igor Koljan in die Milizuniform. Die Stiefel zog sein Freund sich selbst an. Seine Miene war unbehaglich.
    [340] »Ein bisschen klein«, bemerkte er mit einer Grimasse.
    »Geh nur mal ein Stück im Zimmer herum!«
    »Mach zuerst das Licht aus!«, bat Koljan.
    Im Dunkeln durchquerte Koljan ein paarmal das Zimmer in der Diagonalen, dann setzte er sich hin.
    »Komisch«, sagte er. »Eben haben sie noch gedrückt und jetzt nicht mehr… Wie geht das?«
    »Diese Uniform mit den Stiefeln, das ist die Vergangenheit. Und die Vergangenheit ändert ihre Größe, je nachdem, wer sie sich anzieht…«
    »Schön gesprochen.« Koljan schüttelte den Kopf und nahm Igor den Gürtel mit dem Halfter aus den Händen. Er öffnete das Halfter und betrachtete die Pistole.
    »Schade, dass sie nicht schießt«, seufzte er.
    »Dort schießt sie.« Igor nickte nachdrücklich. Er wartete, während Koljan den Gürtel anlegte, und reichte ihm seine dunkle Tasche, in die er die Hundertrubelpäckchen und einen Briefumschlag für Walja gepackt hatte.
    ›Und wenn Koljan den Brief liest?‹, dachte Igor plötzlich beunruhigt. ›Na, wenn schon… Dort steht ja nichts Besonderes. Nur die Bitte, ihn möglichst stark zu bemitleiden…«
    »Hier, nimm das noch!« Igor übergab seinem Freund die goldene Uhr.
    »Ein teures Geschenk«, flüsterte Koljan.
    »Sagen wir, wir haben getauscht. Du gibst mir das Notebook, ich dir die Uhr. Die geht dort übrigens ebenfalls. Und zeigt die exakte Zeit.«
    Gegen Mitternacht traten sie auf die Straße hinaus, Koljan in der alten Milizuniform mit der dunklen Stofftasche in der Hand und Igor in Trainingsanzug und Lederjacke.
    [341] »Mutig voran!«, versuchte er seinen Freund aufzumuntern, dessen Gesicht alles Mögliche ausdrückte, außer Munterkeit und Selbstsicherheit.
    Häuser säumten die Straße zu beiden Seiten. Ihre Fenster leuchteten nicht. Igor betrachtete sie wie zum ersten Mal. Vielleicht war es auch wirklich zum ersten Mal? Denn früher hatte er immer nur geradeaus geschaut, nach dem Licht vor dem Tor der Kellerei gespäht und die Zäune und Häuser nur am Rand, aus dem Augenwinkel gesehen. Jetzt aber hatte ihn eine seltsame Freiheit ergriffen – er konnte hinsehen, wo er wollte. Es war Koljan, der im Gehen vor sich geradeaus starrte wie hypnotisiert.
    Irgendwann merkte Igor, dass die Dunkelheit dichter wurde und die Häuser verschwunden waren. Er blieb abrupt stehen.
    »Weiter gehe ich nicht«, sagte er zu seinem Freund. »Ab jetzt bist du allein!«
    Koljan, ein Stück vor ihm, blieb ebenfalls stehen.
    »Ab jetzt bin ich allein?«, fragte er zurück.
    »Na, nicht ganz. Du wirst bald abgeholt. Von Wanja Samochin. Sag ihm einen Gruß von mir. Ja, und die Hauptsache! Zieh niemals die Uniform aus, die ist jetzt deine zweite Haut. Ohne sie bist du verloren!«
    »Wie verloren?«
    »Du tauchst sofort wieder hier auf!«
    »Ich komme in unsere Zeit zurück?«
    Igor nickte.
    »Danke, dass du es mir gesagt hast! Vielleicht ist es am Ende dort schlimmer als hier?! Jetzt besteht Hoffnung, und wir sagen uns nicht Lebewohl.«
    [342] Ohne ein weiteres Wort nahm Koljan seinen Weg wieder auf, und kurz darauf hatte die Dunkelheit ihn verschluckt.
    Igor stand da, horchte und starrte. Dann machte er kehrt und lief mit schnellen Schritten zurück. Es lief sich rasch und angenehm, und ungeheuer leicht. An den Füßen hatte er gewichtslose chinesische Turnschuhe.
    ›Ob die Chinesen auch so leichte Armeestiefel machen können?‹, ging es ihm durch den Kopf.
    Zu beiden Seiten des Weges erschienen wieder Häuser. Licht brannte in ihnen noch immer keines.
    Koljan trat auf den erleuchteten Platz vor dem grünen Tor der Otschakower Kellerei. Er blieb unschlüssig stehen und sah sich um.
    Plötzlich ging das Tor quietschend auf, und Koljan wich einen Schritt zurück.
    Aus dem Tor rollte geräuschvoll ein alter Kleinlaster heraus, bog ab auf die Straße, die man nur im Licht seiner Scheinwerfer erkennen konnte, und begann sich von Koljan zu entfernen. Das Tor ging wieder zu. Eine Weile war es still, aber dann drang wieder das Quietschen der Torangeln an Koljans wachsames Ohr. Nur war es diesmal kürzer. Durch die Öffnung kam ein Bursche mit einer Last auf der Schulter heraus. Das Tor schloss sich, der Bursche ließ seinen seltsamen, offenbar schweren Sack zu Boden

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