Der Gärtner von Otschakow
gleiten, und der Sack bewegte sich, als läge ein lebendes Ferkel darin.
Koljan fixierte den Burschen und den Sack. »Bist du Wanja?«, rief er aus der Dunkelheit.
»Ja«, antwortete der Bursche.
Koljan ging zu ihm hin. »Viele Grüße von Igor!«, sagte er.
[343] »Danke.«
Koljan seufzte tief. Man musste etwas sagen, den Moment der Begegnung leichter machen.
»Ist er schwer?«, fragte er und wies auf den Sack.
Wanja nickte.
»Ich helfe dir.« Koljan beugte sich zu dem Sack hinunter.
Gemeinsam hievten sie Koljan den Weinschlauch auf die rechte Schulter, und sie marschierten die finstere, unsichtbare Straße entlang, dem verschwundenen Kleinlaster hinterher.
»Ich habe eine Nachricht für Walja«, sagte Koljan leise. »Bringst du mich zu ihr?«
»Morgen früh«, versprach Wanja Samochin bereitwillig. »Sie hat es jetzt schwer, aber Uniformierte mag sie. Und jetzt gehen wir zu uns, meine Mutter brät uns Grundeln. Sie schlafen erst mal bei uns. Und dann trinken wir Wein, für einen festen Schlaf!«
»Was für Wein?«, fragte Koljan.
»Na, den hier.« Wanja schlug mit der flachen Hand auf den Schlauch, und der Schlauch schaukelte auf Koljans Schulter. »Weißen, sauren… Ihr Freund mag ihn! Den trinkt man auch so, nicht nur zum Essen. Und dann hat man Träume, die sind besser als jeder Film!«
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Foto: © Regine Mosimann/Diogenes Verlag
ANDREJ KURKOW , geboren 1961 in St. Petersburg, lebt seit seiner Kindheit in Kiew und schreibt in russischer Sprache. Er studierte Fremdsprachen (er spricht insgesamt elf Sprachen), war Zeitungsredakteur und während des Militärdienstes Gefängniswärter. Danach wurde er Kameramann und schrieb zahlreiche Drehbücher. Sein Roman Picknick auf dem Eis ist ein Welterfolg. Andrej Kurkow lebt als freier Schriftsteller in Kiew und arbeitet daneben für Radio und Fernsehen.
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