Der galaktische Kontakt
unfreundlich, als er dabei an den Senator und den General dachte. »Ich fürchte, unsere Beteiligung am Projekt wird nicht mehr wachsen.«
»In diesem Fall – Projekt vielleicht gestorben.«
»Man kann es nicht einfach abwürgen«, protestierte Adam verzweifelt. »Ich bin nicht wie die meisten Amerikaner. Ich sehe in dem Projekt den wichtigsten Schritt hin zu einer wahrhaftig vereinten Welt. Zu einer, in der Arbeiter und Bauern nicht hungern müssen …«
»Bin Fachmann.« Sie wirkte selbst in ihrem Ernst noch bezaubernd. »Kenne Vorteile, kenne Nachteile. Erde wartet schon zwei Milliarden Jahre auf Kontakt. Halte nichts davon. Nun Entschuldigung, muß Pflichten erledigen.«
Mit einem Lächeln wandte sie sich von ihm ab und begann, in einen kleinen Recorder zu sprechen. Adam lauschte eine Weile ihrer fremdartigen, singenden Sprechweise, bewunderte ihr Aussehen und betrachtete die vorbeifliegende Mondlandschaft. Das automatisch gesteuerte Mondfahrzeug fand seinen Weg sicher entlang der gelegentlich im Erdschein aufblinkenden Leitschiene.
Polly Ming beendete ihr Diktat und verstaute den Recorder.
»Schlafe jetzt.«
Er wollte ihr bei der Einstellung der Rückenlehne behilflich sein, aber sie kam ihn flink zuvor. Sie lehnte sich zurück und schloß ihre Augen, als ob er gar nicht vorhanden wäre.
Er beobachtete wieder das von der Erde reflektierende Licht und begann dann mit einem Minenarbeiter, der auf der anderen Seite des Mittelganges saß, ein Gespräch.
»Sind die Fahrten durch die Mondnacht nicht ein Risiko?« fragte er den gebückt sitzenden, ergrauten Vorarbeiter mit seinem roten, zufriedenen, irischen Gesicht. »Werden die Schienen nicht zu stark abgekühlt?«
»Ein Produkt von Caine«, grunzte der. »Widersteht der Kälte.«
»Ich habe doch schon von diesem Caine gehört, oder?« Adam verbarg seine Überraschung. »Ist es ihm gelungen, einen Apparat zur Ortung von Eisvorkommen im Mond zu erfinden und zu entwickeln?«
»Natürlich.« Der Minenarbeiter deutete auf eine braune Plastikkiste auf dem Sitz neben ihm. »Modell B, hab’ ich dabei. Eis verdampft, ohne vorher flüssig zu werden. Das Mondgestein ist porös. Der Dampf tritt aus. Caine erfand einen Detektor für diesen Dampf, der Eis noch in tausend Metern Tiefe spürt. Damit machte er das Rennen. Hat ’nen Orden verdient. Muß Millionen damit gemacht haben.«
Adam fühlte Caines Münze in seiner Tasche und lehnte sich nachdenklich zurück.
Sie hatten die Sonne eingeholt, die über den Horizont lugte, als das Fahrzeug hielt. Einige Passagiere stiegen aus. Draußen blähte sich ein orangefarbenes Druckzelt in der einsamen, grauen Mondlandschaft. Das glitzernde Metallband der Leitschiene zog sich fort über die Mondfelsen bis zum dunklen Horizont.
Das Fahrzeug fuhr wieder an. Die Sonne klomm langsam im Westen empor und zog mit ihren Strahlen leuchtende Bahnen in die dunkle, tote Mondlandschaft. Polly Ming schlief noch immer, tief in ihren Sitz gekuschelt wie ein kleines Kätzchen. Adam blickte von Fenster zu Fenster, betrachtete die Mondlandschaft und verglich sie mit seiner Karte.
Sie näherten sich der Stelle, an der auf seiner Karte ein rotes Kreuz eingezeichnet war.
Dann war es soweit.
Deutlich hob sich die Station von dem Kamm des südlichen Ringgebirges ab. Ein dumpfes Gefühl beschlich Adam, als er neben dem dahinfliegenden Fahrzeug die Reste der ehemaligen, radförmigen Mondstation erblickte.
Er wollte Polly Ming wecken. Er wollte irgend jemand sagen, daß sein Vater und Captain Jett auf diesem nackten Felsen für die Hoffnung auf einen transgalaktischen Kontakt ihr Leben geopfert hatten. Aber sie war ja dem Projekt nicht wohlgesinnt, und so ließ er sie schlafen.
Der Weg der Leitschiene führte weiter über ein großes Geröllfeld, durch eine Schlucht, die ein Meteor in den Mondboden gerissen hatte, und schlängelte sich dann in das Innere des hochragenden Ringwalls.
Hier war endlich sein Ziel, Projekt Lifeline. Aufgeregt wischte er die kleinen Fenster frei, um einen besseren Blick auf die Anlagen zu bekommen, die sich rund um eine stumpfe, schwarze Bergspitze in der Kratermitte ansammelten. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als er die tausend Meter durchmessende, berühmte Antennenschüssel erblickte. Sie war in den dunklen, nördlichen Himmel ausgerichtet und strahlte vielleicht gerade Signale nach Tau-Ceti aus.
In seiner Begeisterung weckte er Polly.
»Hab’ geschlafen«, sagte sie mißmutig.
»Wollen Sie nicht die
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