Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag
Signora. »Der genaue Zeitpunkt liegt noch nicht fest, aber er hofft, daß Sie sich gemeinsam mit ihm fotografieren lassen.«
Guido Frescobaldi konnte nicht mehr an sich halten. Obwohl er seine Würde keineswegs verloren hatte, weinte er — leise und ohne irgendwelche Gesten. »Er ist so freundlich. Wußten Sie, daß er mir damals, als dieses schreckliche Magazin herauskam, einen Brief geschickt hat, handschriftlich? Er hat mir geschrieben: >Guido, mein Vetter und lieber Freund — weshalb hast Du Dich all die Jahre versteckt? Bitte, besuch mich, wenn Du nach Rom kommst. Wir werden Boccia miteinander spielen. Ich habe im Garten eine Bahn anlegen lassen. Wie immer, meinen Segen, Giovanni. ‹« Frescobaldi betupfte sich die Augenwinkel. »Keine Spur von Ärger oder Mißvergnügen. Aber ich würde natürlich eine so große Persönlichkeit nie stören. Wer bin ich denn schon?«
»Er wußte, daß es nicht Ihre Schuld war. Ihrem Vetter ist es natürlich lieber, wenn nicht bekannt ist, daß wir diese antikommunistische Geschichte vorbereiten. So wie die Politik heutzutage aussieht ... «
»Ich sage kein Wort«, fiel Guido der Dame ins Wort. »Ich warte, bis ich von Ihnen höre, und ich werde nach Rom kommen. Wenn ich zu diesem Zeitpunkt einen Auftritt habe, muß meine zweite Besetzung für mich einspringen. Vielleicht werfen die Zuhörer dann mit Gemüse, aber für Franziskus tu ich alles!«
»Er wird gerührt sein.«
»Wußten Sie«, fragte Frescobaldi, beugte sich im Stuhl vor und sprach jetzt ganz leise, »daß das Gesicht unter diesem Schnurrbart dem meines Vetters sehr ähnlich ist?«
»Sie meinen, Sie sehen sich wirklich ähnlich?«
»Es war immer so — seit wir Kinder waren.«
»Das wäre mir nie in den Sinn gekommen. Aber jetzt, wo Sie es erwähnen, entdecke ich eine gewisse Ähnlichkeit.«
Der Regisseur schloß leis’ die Tür, die halb offen gewesen war. Sie hatten ihn nicht gesehen, und es bedurfte auch gar keiner Unterbrechung. Guido wäre das vielleicht peinlich gewesen. Die Garderobe war klein. Frescobaldi würde also seinen Vetter, den Papst besuchen. Buonissime! Vielleicht konnte er den Papst dazu bewegen, La Scala Minuscolo einige Mittel zuzuweisen. Sie könnten das Geld brauchen.
»Aiyee! Al Fatah! Arafat!«
Die schreienden palästinensischen Revolutionäre rannten durch die Ausgangstüren und die Treppe hinunter auf die Betonfläche des Dar-el-Beida Flughafens. Sie umarmten und küßten einander und fuchtelten wild mit ihren Messern und Dolchen herum. Einem Unglücksraben wurde vor lauter Freude der Finger abgeschnitten, aber das konnte den Jubel nicht beeinträchtigen. Unter der Führung von Rattenauge rannte die Gruppe zu dem Zaum, der den Flugplatz umgab.
Niemand versuchte, sie aufzuhalten. Tatsächlich wanderten sogar die Scheinwerfer in ihre Richtung, um ihnen den Weg über den Zaun zu zeigen. Die Behörden hatten eingesehen, daß es wünschenswert wäre, wenn die Idioten auf diesem Weg vom Flugplatz verschwanden. Wenn sie das Abfertigungsgebäude betraten und den Flughafen durch die Türen verließen, würde auf diese Weise viel Gesicht verloren werden. Außerdem — je schneller sie verschwanden, desto besser. Dem Fremdenverkehr nützten sie keinesfalls.
Kaum hatte der letzte Palästinenser die Maschine verlassen, als Sam in die Kombüse der Air-France-Maschine geeilt war. Doch ohne Erfolg. Inmitten der Krise hatte die Air France den Kopf behalten — und ihren Geschäftssinn. Die blitzenden Metallbehälter waren sorgfältig verstaut und erwarteten die nächsten Passagiere.
»Ich habe für das verdammte Essen bezahlt!« schrie Sam.
»Es tut mir leid«, sagte die Stewardeß und lächelte
ausdruckslos. »Die Vorschriften lassen es nicht zu, daß nach der Landung serviert wird.«
»Um Himmels willen, man hat uns entführt!«
»Auf Ihrem Ticket steht Algier. Wir sind in Algier gelandet. Jetzt gibt es nichts mehr zu essen.«
»Das ist unmenschlich!«
»Das ist die Air France, Monsieur.«
Devereaux taumelte durch die Zollabfertigung. Er hielt vier amerikanische Fünf-Dollar-Noten in der Hand — aufgefächert, als würde er Karten spielen. Jeder der vier algerischen Inspektoren, die sich mit ihm befaßten, nahm einen der Scheine, lächelte und reichte Sam an den nächsten weiter. Kein Gepäck wurde geöffnet. Sam riß seinen Koffer vom Laufband und sah sich verzweifelt nach dem Flughafenrestaurant um.
Es war geschlossen. Religiöser Feiertag.
Die Taxifahrt vom Flughafen zum
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