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Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Titel: Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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würde.
    Oh, wie Frescobaldi sich erregt hatte! Das Ganze war ihm ungeheuer peinlich, und das konnte man seinem Geschrei auch entnehmen. Der Regisseur hoffte, daß es ihm gelingen würde, Guido während des Szenenwechsels abzufangen und ihm die Nachricht zu übermitteln. Aber es war nicht immer leicht, Guido während eines Szenenwechsels aufzuspüren. Und es war völlig sinnlos, den Zettel in seine Garderobe zu legen, denn dort würde er ihn nie finden.
    Denn für Guido Frescobaldi war die Rolle des Alcindoro sein großer Augenblick in der Welt der Oper. Sie war sein einmaliger Triumph in einem Leben, das ganz seiner geliebten musica gewidmet war. Diese Rolle war der Beweis, daß Hartnäckigkeit wirklich und wahrhaftig den Vorrang vor Talent hatte.
    Guido pflegten die Ereignisse auf der Bühne — und seine eigene Darbietung — so zu bewegen, daß er wie in Trance hinter den Kulissen einherwandelte, bis die Verwirrung
eines Szenenwechsels vorüber war. Seine Augen waren dann unweigerlich feucht und sein Haupt hoch erhoben, erfüllt von dem Wissen, daß er sein Herzblut für die Zuhörer der Scala Minuscolo gegeben hatte, jener fünftrangigen Besetzung des weltberühmten Opernhauses. Es war gleichzeitig eine Ausbildungsstätte und ein musikalischer Friedhof, die es den Unerfahrenen erlaubte, einmal mit den Flügeln ihrer Stimme zu schlagen, während jene anderen, die ihren Höhepunkt bereits hinter sich hatten, so lange beschäftigt blieben, bis der große Kapellmeister sie zu jenem glorreichen Fest im Himmel rief.
    Der Regisseur las den für Guido bestimmten Zettel noch einmal. Unter den Zuhörern befand sich an jenem Abend eine Journalistin namens Signora Greenberg, die sich mit Frescobaldi zu unterhalten wünschte. Keine geringere Quelle als der Information Servizio der Armee der Vereinigten Staaten hatte sie empfohlen. Und der Regisseur wußte sehr wohl, weshalb diese Signora Greenberg die Empfehlung in ihren Zettel übernommen hatte. Seit jenem schrecklichen Artikel weigerte sich Guido nämlich hartnäckig, irgend jemanden von der Presse zu empfangen. Er hatte sich sogar einen mächtigen Walroßschnurrbart und den dazu passenden Bart wachsen lassen, um die Ähnlichkeit zwischen sich und dem Papst zu verringern.
    Die Kommunisten waren dumm. Lo Popolo suchte geradezu gewohnheitsmäßig Streit mit dem Vatikan, mußte aber bald erkennen, was jeder andere schon wußte: Papst Franziskus war kein Mann, den man in den Schmutz zog. Dazu war er einfach zu nett.
    Guido Frescobaldi ist auch ein netter Bursche, dachte der Regisseur. Wie oft hatten sie am Abend nach der Vorstellung eine Flasche Wein oder zwei miteinander geteilt — ein Stichwortgeber in mittleren Jahren und altgewordener Charakterschauspieler, der sein Leben der Musik geweiht hatte.
    Und welches Drama lag doch in der wahren Geschichte des Guido Frescobaldi! Ein Drama, das eines Puccini selbst würdig gewesen wäre.

    Er lebte nur für seine geliebte Oper. Alles andere war für ihn belanglos, einzig und allein notwendig, um Leib und musikalische Seele zusammenzuhalten. Vor Jahren war er verheiratet gewesen. Und sechs Jahre später hatte seine Frau ihn verlassen und ihre sechs Kinder in ihr Heimatdorf in der Nähe von Padua mitgenommen, in die Sicherheit des nicht ganz unbescheidenen Bauernhofes ihres Vaters. Und dies, obwohl Frescobaldis Lebensumstände — was der Tradition nach die Lebensumstände seiner Familie bedeutete — keineswegs verzweifelt gewesen waren. Wenn sein eigenes Einkommen im Augenblick für ihn nicht ganz ausreichte, so entsprach das seinen Wünschen und entsprang keineswegs der Notwendigkeit. Die Frescobaldis waren tatsächlich einigermaßen wohlhabend. Ihre Vettern, die Bombalinis, waren sogar wohlhabend genug gewesen, um ihrem dritten Sohn Giovanni den Eintritt in die Kirche zu ermöglichen, und das erforderte, weiß Gott, einiges Geld.
    Aber Guido wandte allen Dingen, die den Klerus, die Wirtschaft und den Ackerbau betrafen, den Rücken. Er interessierte sich nur für seine Musik, seine Oper. Er quälte seinen Vater und seine Mutter so lange, bis sie ihn auf die Akademie in Rom sandten, wo sich bald erwies, daß Guidos Leidenschaft für die Musik seine Talente weit in den Schatten stellte.
    In Frescobaldi mochte das Feuer und die Seele aller Südländer wohnen, aber dazu war ihm auch von seinem Schöpfer ein geradezu erschütternd schlechtes Gehör verliehen worden. Und Papa Frescobaldi begann nervös zu werden. Die Leute, mit denen

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