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Der Garten der verlorenen Seelen - Roman

Der Garten der verlorenen Seelen - Roman

Titel: Der Garten der verlorenen Seelen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Ohrfeige mit dem Handrücken riss ihr die Minni-Maus-Spangen aus dem Haar, die sie von ihren Cousinen bekommen hatte.
    Als er ihren Arm nahm und die Treppe zur Veranda hochschleuderte, war sie schlaff wie eine Puppe.
    «Wirf den Teufel ab, der dir auf dem Rücken hockt, Adan!», rief ihr Onkel, der in der Tür stand. «Lass das Mädchen los!»
    «Aabbo, mach, dass er aufhört!», schrie eine der Cousinen.
    «Sie hat doch gar nichts Böses getan!», brüllte eine Jungenstimme.
    Filsan konnte Stimmen und Menschen nicht mehr auseinanderhalten, ihre Sinne waren vernebelt, als würde ihr Gehirn nach und nach seine Funktionen einstellen.
    Onkel Abukor wollte sie dem Griff ihres Vaters entreißen, aber dieser stieß ihn mit der Schulter aus dem Weg.
    Rahma und Idil waren mittlerweile ebenfalls im Haus, alle fünf rangen jetzt in dem schmalen Flur miteinander. Mit aufgerissenen Augen sah Intisaar von der Küchentür aus zu und wischte sich wiederholt die Hände an einem Lappen ab.
    Ihr Vater hatte sich Filsans Haar um die Hand gewickelt. «Wo bist du gewesen?» Sein Speichel landete auf ihrem Hals, während er ihren Kopf hin und her schüttelte. «Ist es jetzt so weit, dass du in die Fußstapfen deiner Mutter trittst? Ich hätte dich nicht behalten sollen! Du Skorpion, du Hure, du verdienst es nicht, meinen Namen, den meines Vaters zu tragen! Du hättest diese Jungen, diese Hunde ohne Weiteresin mein Haus gebracht, was? Du dachtest wohl, wenn dein Onkel hier ist, kannst du tun, was du willst? Idiotin! Ich sollte dich aus dem Haus werfen! Dich in der Gosse leben lassen zusammen mit deiner dreckigen Mutter.»
    Filsan sah, wie ihr Onkel mit seinen kleinen rundlichen Händen auf den Rücken ihres Vater einhämmerte, seine braunen Schuhe vollführten auf den Fliesen einen verzweifelten Tanz, aber es war zwecklos, der Zorn musste heraus, wurde er erstickt, war es noch schlimmer.
    Sie erhaschte einen Blick auf Rahma und Idil, die sich an die Wand gepresst aneinanderklammerten, ihre Münder im Schrei verzerrt, sie sahen lächerlich aus.
    Die Schläge verloren an Kraft und gingen in schallende Klapse über, immer wieder kratzten die langen Nägel des Vaters über Filsans Haut. «Rauf auf dein Zimmer», keuchte er und schubste sie die Treppe hinauf. «Intisaar! Kontrollier ihre Unterwäsche, und wenn du was findest, pack ihre Sachen und schmeiß sie raus.»
    Wie ein Tier hetzte Filsan auf allen vieren die Treppe hoch und krabbelte in ihr dunkles Zimmer, zu verängstigt, um das Licht anzuschalten. Intisaars schwere Schritte folgten ihr die Treppe hoch, stapf, stapf, stapf, im Rhythmus mit Filsans Herzschlag.
    Knarrend ging die Tür auf, und noch ehe Intisaar etwas sagen konnte, zog Filsan ihre hochgeschnittene Baumwollunterhose unter dem Faltenrock hervor, knüllte sie zusammen und legte sie mit zitternden Fingern auf die ausgestreckte Hand der Haushälterin.
    «Was ist das nur für ein Leben», seufzte Intisaar und schloss die Tür.
    Zwei Tage später wurde die Zimmertür aufgeschlossen, Filsan hatte sich die ganze Zeit nicht aus ihrer zusammengekrümmten Stellung vom Fußboden bewegt. Als sie schließlich aufstand, wurde ihr schwarz vor Augen, und ihre Knie gaben nach. Intisaar griff ihr unter die Achseln und zog sie hoch, stieß die unangetasteten Teller beiseite, den Reis mit Joghurt, den sie für Filsan zubereitet hatte, und ging mit ihr ins Bad, wo sie ihr vorsichtig den blutunterlaufenen Körper abwusch. Im Haus war es still; Onkel und Cousinen seien aus Protest ins Al-Uruuba-Hotel gezogen, sagte Intisaar, und Filsan war erleichtert,dass sie ihre Gesichter nicht mehr sehen, ihr Mitleid nicht ertragen musste.
    Auf ihrem Schreibtisch im Mobilen Militärgericht liegt ein Kuvert mit geprägtem Regierungswappen, das Filsan vorsichtig öffnet; sie zieht die Karte heraus. Das Propagandaministerium gibt ihr die Anweisung, sie solle für Radio Hargeisa ein Interview geben. Major Adow muss sie über die Salahley-Aktion informiert haben. Filsan wirft die Karte auf den Schreibtisch; so lange hat sie darauf gewartet, dass man auf sie aufmerksam wird, aber nun will sie sich am liebsten in einer Ecke verstecken, zu den Schaben ins Dunkel schlüpfen. Um drei Uhr nachmittags wird sie im Sender erwartet.
    Ihr Bericht über die Vorfälle in Salahley liegt ganz oben auf einem Aktenstapel, ist über und über mit Unterschriften und Stempeln verschiedener Ämter geschmückt.
    Captain Yasin betritt das Büro. «Wie ich höre, sind Sie jetzt eine echte

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