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Der Garten der verlorenen Seelen - Roman

Der Garten der verlorenen Seelen - Roman

Titel: Der Garten der verlorenen Seelen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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gab sie ausdruckslos zurück.
    Sie erreichten das Kino, das eingeklemmt zwischen einem indischen Schmuckhändler und einem italienischen Café mit extravaganter Espressomaschine auf der Theke lag. Am Eingang lungerte ein Straßenjunge herum und zerrte so lange an ihren Kleider, bis sie ihm ein paar Tüten geröstete Erdnüsse kauften.
    «Ich hoffe, dass ein Kirk-Dabagalaas-Film läuft, Kirk Dabagalaas fegt die anderen Schauspieler von der Leinwand», sagte Abdurahman, und Filsan war sofort klar, wie ihre Cousinen reagieren würden.
    Während Idil in einen hysterischen Lachkrampf ausbrach, senkte Rahma das Kinn, sah ihn unter zusammengezogenen Augenbrauen hervor an und wiederholte angewidert: «Kirk Daba-ga-laas?»
    Filsan vermeinte, Schweißperlen auf Abdurahmans Haaransatz zu sehen. «So heißt er.»
    «Er heißt Kirk DOUGLAS, nicht Dabagalaas, DOUGLAS.»
    «Wen interessiert das, Idil, wen INTERESSIERT das? Warum hörst du nicht endlich auf, so zu tun, als wärst du Amerikanerin? Du bist nämlich im selben Krankenhaus geboren wie ich!» Filsans Gesicht war nur wenige Zentimeter von dem ihrer geschockten Cousine entfernt.
    Die Schwestern verstummten und hielten Abstand zu Filsan, während die Gruppe zu den Holzsitzen auf der Empore hochstieg. Vor dem Hauptfilm wurde ein Revolutionslied abgespielt, und Filsan und die Jungen standen auf und sangen: «Diese gesegnete Regierung, diese gesegnete Arbeit …» Unterdessen knabberten Idil und Rahma ihre Erdnüsse. Es war nicht einmal ein amerikanischer, sondern ein chinesischer Film, in dem ein kaiserlicher Spion in einer entfernten Provinz von Banditen gefangen genommen wurde und sich in die Verbotene Stadt zurückschlagen musste. Die erste Hälfte gefiel Filsan, aber dannwurde die Zeit lang. Sie drehte Abdurahmans Armbanduhr so, dass sie die Zeit ablesen konnte. Es war schon nach sechs, in ein paar Minuten würde die Dunkelheit anbrechen. Sie rutschte auf ihrem Sitz hin und her, befürchtete, dass die Schwestern nicht mitkämen, wenn sie gehen würde, also zwang sie sich zu bleiben, schenkte dem Film aber keine Aufmerksamkeit mehr, hörte nur die Gewaltausbrüche, während sie sehnsüchtig zum Ausgang hinübersah.
    Endlich ging zehn nach sieben das Licht an, und Filsan rannte zur Tür und die Treppe hinunter. Der Himmel war schwarz und mondlos; die Palmen auf dem Platz beleuchtet wie riesige Ananas.
    «Los, Beeilung!», brüllte sie Rahma und Idil an, als diese aus dem Kino schlenderten.
    «Keine Sorge, wir bringen euch heim.» Abdurahman deutete auf die Bushaltestelle, an der zehnsitzige Fiat-Busse auf Kundschaft warteten.
    Sie verließen das Stadtzentrum mit einem alten Bus, dessen Polsterung größtenteils aus den Sitzen geplatzt war. Ein halbwüchsiger Schaffner, dem an einer Hand drei Finger fehlten, krabbelte um ihre Beine herum und sammelte die fünf Schilling für die Fahrt mit seiner guten Hand ein. Durch Plastikblumengirlanden hindurch betrachtete Filsan die Stadt; als sie sich den Vororten näherten, wurden die Straßen sandig und die Villen modern, mit klaren Linien, die Tore wurden von Wachmännern mit Schlagstöcken geschützt.
    «Möchtest du morgen nach Hamar Weyne? Ich kann mit dir und deinen Cousinen zum Markt gehen, dort gibt es ein gutes jemenitisches Café, dort können wir einen Saft trinken …»
    Sie sah weiterhin starr aus dem Fenster. «Daraus wird nichts.»
    «Das ist ’ne ganz Schwierige, lass es», sagte Sharmarke leise.
    «Hier!», schrie Filsan, als sie in Casa Popolare an der Coca-Cola-Werbung in der Nähe ihres Hauses vorbeifuhren.
    Quietschend hielt der Bus, und die ganze Gruppe stieg aus. Filsan dreht sich zu Abdurahman um. «Ist o.k., wir kommen jetzt allein zurecht.»
    «Wir gehen nur noch ein kleines Stückchen mit», sagte er und folgte ihr.
    Er wollte höflich sein, aber Filsan hatte auch so schon genug Ärger am Hals, ohne dass ihr Vater sie mit einer Bande Jungen entdeckte.
    Dann sah sie ihn oder zumindest seine Silhouette, beleuchtet vom Verandalicht stand er auf der Straße. Sein Schatten auf dem Boden war riesig und furchteinflößend.
    «Bitte, Abdurahman … bleib hier.» Filsan wedelte abwehrend mit der Hand und ging die letzten zehn Meter zum Haus, als wäre sie ein Bergsteiger, der mit arktischen Winden und Höhenkrankheit kämpfte; sie spürte, wie ihr das Blut aus dem Kopf wich, ihre Füße schwer wurden und hörte einzig das Geräusch ihrer Schuhe auf dem Sand.
    Der erste Schlag war beinahe eine Erleichterung, eine

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