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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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Herrschers, und als er sprach, zitterte sein langer weißer Schnurrbart vor lauter Aufregung.
    »Was haltet Ihr von meinen Pferden?«, fragte Nurmal, nachdem ihm alle vorgestellt worden waren.
    »Sie sind wunderbar«, antwortete ich. »In Schottland besitzen noch nicht einmal die Könige solch edle Rösser.«
    »Das überrascht mich nicht. Hier sind sie allerdings recht häufig«, erklärte Nurmal bescheiden. »Die Araber schätzen ihre Pferde sehr, und sie züchten die besten der Welt. Jordanus und ich, wir sind uns bereits handelseinig geworden. Ihr müsst Euch nur noch welche aussuchen.« Er deutete auf die Pferde und lud uns ein, sie näher zu betrachten.
    »Ich werde mit jedem von ihnen zufrieden sein - dessen bin ich sicher«, bemerkte ich beiläufig.
    »Dann seid Ihr sehr leicht zufrieden zu stellen«, erwiderte Nurmal. »Aber so einfach ist das nicht. Jeder Mann, der Leib und Leben seinem Reittier anvertrauen will, ist gut beraten, sich bei der Wahl ein wenig Zeit zu lassen.«
    Also trat ich näher und musterte die Tiere gründlich. Allesamt besaßen sie lange, schlanke Beine und hielten die Köpfe stolz erhoben; ihre Mähnen und Schweife waren voll und lang, ihre Hälse stark und schön geschwungen. Ich strich mit der Hand über ihr glänzendes Fell, und ich spürte förmlich die Kraft dieser mächtigen Schultern. Vor meinem geistigen Auge sah ich mich bereits übers Land fliegen.
    Es waren wunderbare Kreaturen, und meine bescheidenen Kenntnisse reichten bei weitem nicht aus, sie zu beurteilen; abgesehen von der Fellfarbe unterschieden sie sich in nichts, was ich erkennen konnte. Also wählte ich einen Apfelschimmel, weil seine Farbe mich an den Nebel über den Mooren meiner Heimat erinnerte.
    Auch die anderen suchten sich ein Tier aus, woraufhin Nurmal verkündete: »Nun denn, meine Freunde. Jetzt werden wir erst einmal zu mir nach Hause reiten, wo Ihr die Nacht verbringen werdet. Lasst uns gemeinsam zu Abend essen, und morgen werden wir uns auf den Weg nach Anavarza machen.«
    »Wollt Ihr damit etwa sagen, dass Ihr uns begleiten wollt?«, fragte Roupen, der von dem Gedanken nicht sonderlich angetan zu sein schien.
    »In der Tat, Herr. Ihr braucht einen Führer, und ich muss nach meinen Pferden sehen, nicht wahr?« Nurmals Lächeln war breit und
    freundlich.
    »Vertraut diesem Mann, wie Ihr mir vertrauen würdet«, sagte Jor-danus. »Ich habe ihm bereits gesagt, wie eilig Ihr es habt und dass Ihr so unauffällig wie möglich reisen müsst.«
    »Deshalb ist es auch besser, wenn Ihr die Nacht bei mir verbringt und nicht in der Stadt«, erklärte Nurmal.
    Misstrauisch runzelte Roupen die Stirn.
    »Zumindest kommen wir so schneller voran«, sagte ich ihm, »und noch dazu auf recht angenehme Art.«
    Welche Bedenken der junge Fürstensohn auch immer gehabt haben mochte, sie waren rasch zerstreut, als wir uns auf die edlen Rösser schwangen: Mutig, klug und gehorsam in ihrer Art war es eine wahre Freude, sie zu reiten. Es war schon einige Zeit her, seit ich zum letzten Mal auf dem Rücken eines Pferdes gesessen hatte. Aber noch nie bin ich auf einem geritten, das auch nur halb so gut auf meine Befehle ansprach und so erstaunlich gut erzogen war.
    Wir ritten über die alte Straße, die hinter die Stadt und in die stillen Hügel führte. Die Luft war kühl und erfüllt vom Duft der Pferde. Langsam wurde es dunkel, und der Mond erschien am Himmel. Wir ritten weiter und waren zufrieden damit, zu schweigen, während wir das dunkle Land durchquerten und immer höher in die rauen, leeren Hügel stiegen. Schließlich erreichten wir in einem flachen Tal eine große, ummauerte Villa, die von Schuppen und Ställen umgeben war.
    Wir stiegen ab, und Nurmal hieß uns mit den Worten willkommen: »Morgen steht uns eine schwere Reise bevor. Doch heute Nacht«, er lächelte, und seine Zähne leuchteten weiß in der Dunkelheit, »heute Nacht werden wir speisen und schlafen wie die Könige. Kommt, die Tafel ist bereitet. Es wird Euch an nichts mangeln, meine Freunde.«
    So betraten wir dieses Haus der Großzügigkeit und Freundlichkeit, und im Laufe eines einfachen, bekömmlichen Mahls wurden wir alle zu Herrschern eines großen Reiches, und als wir uns wieder von der Tafel erhoben, waren wir erfrischt, gut genährt und be-
    reit für die vor uns liegende Reise. Als wir schließlich zu Bett gingen, vertraute Padraig mir an: »Wenn Gastfreundschaft der Weg zur Erlösung wäre, dann bezweifle ich nicht, dass wir Nurmal von Ma-mistra zu

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