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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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Straße entlang, sahen zu, wie der trübe Himmel immer heller wurde, und versuchten, die ledernen Fesseln an unseren Füßen zu ignorieren, die bei jedem Schritt schürften. Schon bald erschien die Sonne hinter den Hügeln, und wir spürten die erste Hitze des Tages. Je weiter die Sonne in den leeren weißen Himmel emporstieg, desto heißer wurde es, bis uns auch die letzte Kraft verließ, die wir in der Kühle der Nacht zurückgewonnen hatten. Gegen Mittag hatten einige von uns, denen es besonders schlecht ging, das Ende der Reise erreicht; sie brachen einfach am Straßenrand zusammen.
    Unsere türkischen Herren waren den Schreien und dem Flehen der Sterbenden gegenüber taub. Gnadenlos trieben sie uns voran. Nur dann und wann ließen sie anhalten, um Wasser zu verteilen, damit wir weitermarschieren konnten; doch nie gaben sie uns genug, um das Feuer in unseren ausgetrockneten Kehlen zu stillen.
    Hungrig, durstig und mit Schmerzen am ganzen Körper taumelten wir über die kahlen Hügel, die Köpfe gesenkt und unsere Herzen kalt und hart wie Stein. So ging es Tag für Tag. Wir redeten nicht miteinander, denn es gab ja auch nichts zu sagen.
    Die Sonne verbrannte unsere nackten Köpfe mit der Hitze eines Schmiedefeuers. Der Schweiß floss in Strömen, brannte uns in den Augen und verdampfte in der mörderischen Wüstenluft mit schier unglaublicher Schnelligkeit. Auf diese Art schleppte sich der Rest des christlichen Heeres durch die Glut der Wüste. Leise Flüche und gemurmelte Psalmen stiegen bisweilen gen Himmel empor, während Hitze und Durst ihren Tribut forderten.
    Wenn ein Mann stürzte, kam der nächstbeste Seldschuke herbeigeritten, um zu sehen, ob es sich noch lohnte, den Gestürzten wieder auf die Beine zu hieven. Hatte der Kreuzfahrer noch genug Leben in sich, wurde jenen in seiner Nähe befohlen, ihn zu tragen. Falls nicht, ließ man ihn einfach liegen, und der Leichenzug zog weiter. Oft riefen die Zurückgelassenen nach einem Messer, um ihrem Leid ein Ende zu bereiten, doch auch diese Bitten wurden nicht erhört.
    Der vierte Tag war der schlimmste, den ich je habe ertragen müssen. Gegen Mittag brach ein schwer verwundeter Kreuzfahrer unmittelbar vor mir und Gerhardus zusammen und riss den Mann, an den er gefesselt war, mit hinunter. Ein Seldschuke ritt heran, und ohne auch nur aus dem Sattel zu steigen, befahl er uns dreien, den Bewusstlosen wieder auf die Füße zu hieven.
    Dafür brauchten wir allerdings unsere Hände, und so löste man uns die Fesseln, was an sich schon eine Gnade war. Zu dritt gelang es uns dann tatsächlich, den armen Kerl wieder in die Höhe zu bekommen, aber es war klar, dass er nicht mehr länger ohne Hilfe marschieren konnte. Also wechselten wir uns damit ab, ihn zu stützen. Jeweils zwei von uns nahmen ihn zwischen sich und schleppten ihn mit, während der Dritte sich ausruhte. Wenn einer von uns müde wurde, nahm der Ausgeruhte seinen Platz ein und so weiter.
    In der Zwischenzeit ging es unserem leidenden Gefährten immer
    schlechter. Nach einiger Zeit konnte er noch nicht einmal mehr die Beine bewegen, und so trugen wir ihn - das heißt, sein ganzes Gewicht nahmen wir nun auf die Schultern. Das war eine recht mühselige Art des Vorwärtskommens, und schon bald waren wir vollkommen erschöpft. Allein das Aufrechtgehen bereitete uns schon unendliche Mühe.
    Ich biss die Zähne zusammen und trottete den schier endlosen Tag über weiter. Nach einer Weile ließ der Schmerz in meinen Armen und Beinen nach, denn meine Glieder wurden allmählich taub. Ich spürte nicht länger den unebenen Grund unter meinen Füßen, und so stolperte ich immer wieder über verstreut liegende Felsbrocken, und jedes Mal, wenn einer von uns stolperte oder ins Wanken geriet, stieß unser besinnungsloser Gefährte ein Stöhnen aus, doch selbst das wurde nach und nach immer leiser und seltener.
    Das Land war eine mit Felsen und Dornenbüschen übersäte Einöde. Knorrige Bäume, weiß vom Staub, verdorrten in der sengenden Sonne, und unregelmäßige Spalten und Gräben zogen sich über den Boden. Alles in diesem gottverlassenen Land war verbrannt und missgestaltet. Ebenso hart für das Auge wie für die Kehle brannte sich einem die Ödnis in die Seele. Nirgends war auch nur ein einziger grüner Fleck zu sehen; alles war grau, schwarz oder braun.
    Um Zuflucht vor Hitze und Trockenheit zu suchen, richtete ich meine Gedanken auf unser gesegnetes Schottland und auf die Familie, die mich dort erwartete. Ich rief

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