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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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gekrümmten Dolch mit goldenem Heft, dessen Knauf aus seinem schmutzigen Gürtel ragte. Er funkelte alle um ihn herum mit seinen dunklen Augen an, als sei er wütend auf uns, weil wir hier herumsaßen, während er sich im Sattel abschuften musste.
    Der prächtig gewandete Emir kam ebenfalls heran, lächelte freundlich und redete, wie ich glaube, beschwichtigend auf den wütenden Türken ein. Die beiden begannen, sich zu unterhalten, und ich vermutete, dass der Emir den erregten Neuankömmling davon in Kenntnis setzte, dass man gerade dabei sei, sich der Gefangenen zu entledigen.
    »Der ist so wütend wie ein geteertes Frettchen«, bemerkte Gerhardus.
    »Den Emir scheint das nicht sonderlich zu kümmern«, erwiderte ich.
    »Das ist nicht der Emir«, erklärte mir mein Nachbar. Er deutete auf den dunklen, kleinen Mann und sagte: »Das ist Emir Ghazi.«
    Ich betrachtete den Mann noch einmal genauer, den ich bis jetzt für einen einfachen Späher gehalten hatte. Im Gegensatz zu den anderen arabischen Häuptlingen, die ich bisher gesehen hatte, war der Emir nicht besser gewandet als der niederste Soldat in seinem Heerbann. Anstatt seine Erhabenheit mit prächtigen Roben zur Schau zu stellen, trug er das einfache schwarze Wams und die schwarze Hose eines Seldschukenkriegers sowie schwarze Stiefel aus weichem Leder. Der einzige Unterschied, den ich zu erkennen vermochte, war sein Turban: Während die der anderen Türken schwarz oder braun waren, war seiner sandfarben. Hätte Gerhardus mir erzählt, der Mann sei ein Hausierer, ich hätte ihm geglaubt. Auf jeden Fall schien der Türke, der uns da vom Sattel herab anfunkelte, eher dazu geeignet zu sein, Messingschüsseln von Tür zu Tür zu verkaufen als die vereinten Armeen der mächtigen Seldschukenstämme zu befehligen.
    »Das ist Emir Ghazi?«, fragte ich und starrte auf den staubigen, schwitzenden Türken. »Bist du sicher?«
    »Ja, und er ist wütend.«
    »Warum?«
    »Er ist wütend, weil seine Unterführer so viele Gefangene getötet haben. Edelleute sind ein Vermögen an Lösegeld wert, und den Rest kann man als Sklaven verkaufen. Ghazi sagt, ihre Gedankenlosigkeit hätte ihn eine Menge Geld gekostet, das er gut für den Krieg gegen die Franken hätte verwenden können.«
    Ich blickte Gerhardus erstaunt an. »Woher weißt du das?«
    »Ich spreche ein wenig ihre Sprache«, antwortete er, und ich gestand ihm, dass ich das für ein Wunder hielt. »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Das ist nur die Folge von sechs Jahren Dienst in An-tiochia.«
    »Wenn das Ghazi ist«, sagte ich, »wer ist dann der andere?«
    »Das ist Kaisin Tanzuk, der Sultan von Jezirah«, erwiderte mein Nachbar. »Man sagt, er sei reicher als selbst der Kalif von Bagdad.«
    »Was sagt er ge.?«
    »Schschsch!«, unterbrach mich Gerhardus, während er versuchte, der Unterhaltung zu folgen. Kurz darauf drehte der Kreuzfahrer sich wieder zu mir um, und Erleichterung zeigte sich aufseinem Gesicht. »Das Töten hat aufgehört. Wir werden nach Damaskus gebracht.«
    Zufrieden, dass man seinen Befehl verstanden hatte, kehrte Emir Ghazi wieder zu seinen Häuptlingen zurück und befahl den Rückzug seines Heeres.
    Zwar war ich dankbar dafür, einem blutigen und ehrlosen Tod auf dieser Ebene entkommen zu sein, doch meine Erleichterung wurde ein wenig durch die Erkenntnis getrübt, dass meine Rettung nun noch länger auf sich warten lassen würde. Ich hatte mir gestattet zu hoffen, dass Padraig und die anderen sofort nach Anavarza reiten und Roupen um Hilfe bitten würden, aufdass die Armenier mich hier herausholten.
    Kurze Zeit später näherte sich uns eine Anzahl Türken mit Stricken und begann, die Gefangenen aneinander zu binden. Es ist nur für kurze Zeit, sagte ich mir selbst, als mir ein Türke eine Schlinge um den Hals legte. Sie werden mich holen. Wenn sie erkennen, was geschehen ist, werden sie mich holen.
    Die Schlinge wurde straff gezogen, das Seil um meine Hände gewickelt und festgebunden. Nachdem der Mann damit fertig war, band er mich an Gerhardus, den man wiederum an seinen Nachbarn band und so fort... und schließlich riss der Krieger an dem Seil und führte uns fort. Ich stolperte vorwärts in die fremde, schreckliche Albtraumwelt der Kriegsgefangenen.

    (G^\o begann die schlimmste Zeit meines Lebens. Ich werde dir die schmerzhaftesten Ereignisse ersparen, meine liebste Cai-triona. Ich könnte den Gedanken nicht ertragen, dass mein Leid dir solchen Kummer bereitet. Während der härtesten

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