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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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ja Gesellschaft leisten - oder wo auch immer ihr Leute hingeht, wenn eure Zeit gekommen ist.«
    Der reiche Jude schrie entsetzt auf und wich zurück. Der Henker setzte an, ihm hinterherzulaufen, doch der Zenturio hielt ihn zurück. »Longinus! Das reicht! Wir werden es ihnen beweisen«, sagte er und blickte kurz zu den sich sammelnden Sturmwolken hinauf. »Vielleicht kommen wir dann noch rechtzeitig in die Stadt zurück, bevor wir bis auf die Knochen durchnässt sind.«
    Der große Römer kehrte zum Kreuzgestell zurück. Dort nahm er dann seinen Speer, den er an den Holzrahmen gelehnt hatte, und stieß ihn unserem Herrn und Erlöser unmittelbar unter den Rippen in die Seite. Wässriges Blut spritzte aus der Wunde in den Staub. Weder rührte sich Longinus Opfer noch stieß es einen Schrei aus, und ich wusste, dass ich einen Leichnam sah.
    In diesem Augenblick ertönte ein lautes Donnern, und der Sturm kam mit solcher Wucht über uns, dass die Erde erbebte. Ein kalter Wind wirbelte um den Hügel herum, heulte wie ein gequältes Tier und schleuderte Unmengen an Staub in die Höhe. Da sie sahen, dass die Verurteilten tot waren, drehten die Zuschauer sich um, zogen schützend ihre Gewänder über den Kopf und strömten in die Stadt zurück. Auch die Römer sammelten rasch ihre Waffen und Ausrüstung ein, um den Juden zu folgen; nur zwei von ihnen blieben als Wache bei den Gekreuzigten zurück.
    Der Regen fiel in Strömen. Ich sah mich in der Erwartung um, allein auf dem Hügel zurückgeblieben zu sein, aber einige Schritte von mir entfernt drängte sich ein armseliges Häuflein Menschen aneinander - größtenteils Frauen. Sie weinten, klammerten sich aneinander und schienen den Sturm um sie herum kaum zu bemerken.
    Der Wind heulte wie ein waidwundes Tier. Blitze zuckten herab, und Donner ließ die Erde erzittern, als wolle er die Mauern von Jerusalem in Stücke hauen. Die Tropfen fielen immer dichter; eine wahre Flut ergoss sich aus dem Himmel. Fast schien es, als hätte der Sturm den Himmel entzweigerissen, sodass alles Wasser auf einmal zu Boden fiel. Langsam verwandelte sich der ausgedörrte Hügel in einen wahren Sumpf.
    Trotz des heftigen Sturms wartete ich, um zu sehen, was als Nächstes geschehen würde, und tatsächlich verschwand das Unwetter kurz darauf so schnell, wie es gekommen war. Das Donnern hörte auf, und der Wind legte sich. Die frische, regenfeuchte Luft roch wunderbar nach seltenen Wüstenblumen. Vom Regen gewaschen hingen die Leiber der Toten an ihren Kreuzbalken, bereit zur Beisetzung.
    Über dem Heulen der Frauen hörte ich jemanden von der Straße unter mir rufen. Ich drehte mich um und sah einen jungen, dunkelbärtigen Mann in edlem gelben Gewand den Hügel hinaufeilen und die Trauernden grüßen. Ein Stück hinter ihm folgte ein Mann mit einem Eselskarren. Ich weiß nicht, ob einer von beiden auch bei der Hinrichtung dabei gewesen war, doch nun gesellte sich der junge Mann zu den weinenden Frauen. Sie redeten kurz miteinander; dann löste sich der Mann wieder von der Gruppe und trat zum Kreuz.
    Die beiden Soldaten, die sich zum Schutz vor dem Sturm unter einen Felsen zurückgezogen hatten, krochen nun wieder hervor und verlangten von dem Mann zu wissen, was er hier mache. Dieser antwortete ihnen in gutem Latein, dass er den Leichnam Jesu holen wolle. »Es ist schon spät«, erklärte er. »Bei Sonnenuntergang beginnt der Sabbat. Wir müssen den Leichnam noch vorher entfernen, denn es ist uns verboten, am Sabbat jemanden zu bestatten; gleichzeitig ist es jedoch verwerflich, einen Toten unbeerdigt zu lassen.«
    Der jüngere der beiden Legionäre runzelte die Stirn. »Man hat uns nichts davon gesagt. Ihr braucht die Genehmigung des Statthalters.«
    »Bitte«, sagte der junge Mann, »wir haben keine Zeit dafür.« Er deutete auf das Bündel, das er unter dem Arm trug. »Ich habe das Leichentuch schon mitgebracht, und natürlich übernehme ich die volle Verantwortung für die Beisetzung.«
    Er griff in seinen Gürtel und holte mehrere Silberstücke hervor,
    um sie dem Legionär zu reichen. »Das hier ist für die Umstände, die wir Euch bereiten. Ich werde Eure Hilfe brauchen, ihn abzunehmen.«
    Der zweite Legionär blickte auf das Geld und stieß seinem zögernden Kameraden den Ellbogen in die Seite. »Also gut«, sagte der Jüngere der beiden schließlich. »Was mich angeht, kannst du mit den dreien machen, was du willst.«
    Der junge Mann riefden wartenden Trauernden etwas zu, die sich noch immer

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