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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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verschwunden sein, bevor sie herausfinden, dass ich Euch befreit habe. Ich habe Euren Freunden gesagt, dass ich Euch zu ihnen bringen werde. Sie erwarten Euch am Kai. Wir müssen uns beeilen.«
    »Ich kann noch nicht gehen«, beharrte ich. »Ich brauche deine Hilfe, Wazim. Hör mir jetzt gut zu.« Ich packte ihn an den Schultern und blickte ihm in die Augen. »Am Tag, da man mich hierher gebracht hat, waren auch einige Schätze dabei - Geschenke für den Kalifen.«
    »Geschenke?«, erwiderte Wazim, der allmählich Angst bekam. »Ich weiß nichts von Geschenken. Wir müssen gehen.«
    »Du weißt genau, wovon ich rede«, entgegnete ich und bemühte mich, so ruhig und gelassen wie möglich zu sprechen. »Die Geschenke, die der Kalif von Bagdad gesandt hat. Was ist mit ihnen passiert?«
    »Vielleicht hat man sie ins Schatzhaus gebracht«, räumte er ein; »aber es.«
    »Bring mich dorthin«, befahl ich ihm. »Bring mich zum Schatzhaus!«
    »Das ist unmöglich! Wir können nicht dorthin gehen. Es ist fest verschlossen, und nur der Kalif hat die Schlüssel. Ohne sie kann das Schatzhaus nicht geöffnet werden.«
    »Wenn du mir nicht helfen willst, werde ich es selber suchen müssen.« Ich tat so, als wolle ich allein davongehen.
    »Jordanus hat mich dafür bezahlt, dass ich Euch heil zum Schiff bringe. Aber wie soll ich das tun, wenn Ihr nicht mit mir kommen wollt?« Er zerrte an meinem Ärmel. »Bitte, Da'ounk, es ist sehr gefährlich, noch länger hier zu bleiben.«
    Das Drängen und Flehen in seiner Stimme warnte mich. »Warum?«
    »Es heißt, die Fedai'in seien in der Stadt«, gestand er. »Vielleicht sind sie in eben diesem Augenblick schon hier im Palast. Wenn sie uns finden, werden sie uns töten. Wir müssen gehen, solange wir noch können.«
    »Gleich. Zuerst aber zum Schatzhaus.«
    Wazim rollte mit den Augen und atmete tief durch; aber er musste erkennen, dass es keinen Sinn hatte, mir noch länger zu widersprechen. Leise vor sich hin fluchend führte er mich über den kleinen Hof in ein anderes angrenzendes Gebäude, durch einen Gang und in den großen Gartenhof, den ich bereits bei meiner Ankunft gesehen hatte. Schnell und leise folgten wir einem unsichtbaren Pfad in der Dunkelheit und huschten von einem Gebäude ins nächste, bis wir schließlich ein ungewöhnlich großes, mehrstöckiges Gebilde erreichten, das ein wenig abseits vom Hauptflügel des Palastes inmitten eines Blumengartens stand.
    Am Rand des Gartens hielten wir an und versteckten uns unter den niedrig hängenden Ästen eines kleinen Baums. Der Garten war mit nachtblühenden Pflanzen besetzt, die einen derart süßen, schweren Duft verströmten, dass es mir in der Nase brannte. Ich unterdrückte ein Niesen und beschloss, dass es an der Zeit war weiterzugehen. Nirgends war jemand zu sehen; weder im Garten noch in den umliegenden Gebäuden schien sich irgendjemand zu befinden.
    »Das ist das Schatzhaus?«, fragte ich verwundert. Auch wenn es in Bodenhöhe keine Fenster gab, so waren an den oberen Stockwerken doch große, breite Balkone zu erkennen, die zwar zumeist mit hölzernen Schirmen verkleidet waren, aber manche waren vollkommen offen, sodass jeder hineingelangen konnte, der des Klet-terns mächtig war.
    »Das ist der Harem«, antwortete Wazim. »Das ist der bestbeschützte Ort im gesamten Palast. Tag und Nacht sind hier Soldaten.« Der
    Grund dafür - so erklärte mir Wazim - war, dass dieser so genannte Harem die weiblichen Mitglieder der königlichen Familie beherbergte: Frauen, Konkubinen und Töchter.
    »Ich sehe aber keine Soldaten«, erwiderte ich.
    »Man hat die königliche Familie in die Zitadelle gebracht.«
    »Wo ist das Schatzhaus?«
    »Es liegt unter dem Harem«, antwortete Wazim. »Unter der Erde, wisst Ihr?« Während Wazim diese Worte sprach, erinnerte ich mich meines mitternächtlichen Treffens mit dem Kalifen und an sein unerwartetes Erscheinen aus der geheimen Tür.
    Das Schatzhaus unter dem Harem anzulegen, war eine bewundernswerte Idee. Auf diese Weise konnten dieselben Soldaten, die die Frauen beschützten, auch die Schätze des Kalifen bewachen. Im Augenblick war jedoch in keinem der Fenster ein Licht zu sehen, und im gesamten Gebäude herrschte Stille. »Hier entlang«, sagte ich und machte mich auf den Weg Richtung Eingang.
    Auch wenn die Wachen verschwunden waren, so war die Tür doch mit Balken verriegelt, und diese wiederum wurden von einem mächtigen, eisernen Schloss gesichert, das man nur mit einem Schlüssel

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