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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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Genaues.«
    »Niemand wusste etwas Genaues, abgesehen davon, dass die Seld-schuken die Stadt in ihrer Gewalt hatten.« Sydoni bot mir das Brot an. »Sie haben die Tore geschlossen, und niemand durfte hinein oder hinaus.«
    »Wir hatten keine andere Wahl, als wieder umzudrehen und nach Mamistra zu reiten«, sagte Padraig. »Wie du weißt, ist das ein Acht-Tage-Ritt... Nun, wir haben es in sechs geschafft, und wir bereuten jeden Tag, da wir nicht nach dir suchen konnten. Ich wünschte, wir hätten eine andere Möglichkeit gehabt, aber was blieb uns übrig? Unsere einzige Hoffnung bestand darin, so schnell wie möglich nach Antiochia zu gelangen. Sobald wir Mamistra erreicht hatten, segelten wir nach Sankt Simeon, und von dort eilten wir nach Antiochia, um zu berichten, was geschehen war.«
    »Nach Bohemunds Niederlage waren nur noch wenige übrig, um Antiochia zu verteidigen«, berichtete Jordanus. »Der törichte Fürst hatte seine gesamte Streitmacht mitgenommen und nur die Templer zurückgelassen. Das war sehr, sehr dumm. Erinnere dich meiner Worte: Er wird sich dafür am Tag des Jüngsten Gerichts verantworten müssen.«
    Ich nickte, tunkte mein Brot ins Öl und begann missgelaunt darauf herumzukauen. »Emir Ghazi hat sein großes Glück erkannt«, berichtete ich ihnen. »Er hat nicht einen Augenblick verschwendet und ist sofort nach Damaskus geeilt, um Unterstützung für die Belagerung von Antiochia anzuwerben.«
    »Ja«, erklärte Jordanus. »Wir waren dort, als der Angriff begonnen hat.«
    »Komtur de Bracineaux hat Boten nach Jerusalem entsandt, um Truppenunterstützung zur Verteidigung der Stadt zu erbitten. Wir verbrachten eine ganze Reihe sorgenvoller Tage dort und warteten darauf, welches Heer die Stadt als erstes erreichen würde: das der Templer oder das der Seldschuken«, sagte Padraig. »Am Ende waren es die Templer, die als Erste eintrafen, doch Emir Ghazi war kurz hinter ihnen. Der Stadt blieben nur zwei Tage, um sich vorzubereiten; dann begann die Belagerung. Zunächst lief es nicht schlecht, aber dann brach die Ruhr aus, und es war schwer, noch sauberes Wasser zu finden.«
    »Hätte Jerusalem keinen Entsatz geschickt«, fügte Sydoni hinzu und schenkte mir frischen Wein ein, »ich weiß nicht, was wir getan hätten.«
    Wir aßen unser Brot und tranken unseren Wein, und auch wenn ich mich zunächst etwas seltsam fühlte, nachdem ich so lange Zeit allein in Gefangenschaft verbracht hatte, so gewöhnte ich mich doch rasch wieder an die Gesellschaft anderer. Aber es war ein seltsames Gefühl, von Dingen zu hören, die mich direkt betrafen, doch von denen ich nur einen Teil kannte, wenn überhaupt.
    Ich blickte meine um mich herum versammelten Freunde der Reihe nach an und dankte ihnen im Stillen für ihre Treue und Beharrlichkeit um meinetwillen: Jordanus, leidenschaftlich wie ein Jüngling, sodass man ihm sein Alter kaum anmerkte, und noch immer schlank . und neben ihm Sydoni mit ihrem dunklen Haar und dem gefühlvollen Blick, wachsam und stets ein wenig reserviert, ein Geheimnis, das daraufwartete, enthüllt zu werden . und der lächelnde Wazim mit seinem dunklen Gesicht, der mutig in eine unbekannte Welt hinausfuhr und den Gott mit einem Übermaß an gutem Willen gesegnet hatte ... und Padraig, der wahre Freund meiner Seele, mein weiser Ratgeber und ein Segen als Gefährte, sei es nun für eine Pilgerfahrt oder fürs Leben. Der Herr hatte mich über die Maßen reich beschenkt, und während die Sonne meinen Rücken und der Wein meinen Bauch wärmte, wusste ich, dass mich die starken Arme einer Liebe hielten, die weit größer war als alles, was ich mir
    je hätte erträumen können.
    »Was ist dann passiert?«, fragte ich und wünschte plötzlich, dass dieser Tag nie enden und dass ich auf ewig mit meinen Freunden hier beisammensitzen und die Zeit stillstehen würde.
    »Nachdem die Templer Jerusalem verlassen hatten«, antwortete Jor-danus, »hat König Balduin Boten nach Jaffa und Akkon entsandt, um sie zu bitten, in seiner Abwesenheit die Heilige Stadt zu bewachen. Es hatte lange gedauert, bis sie kamen, denn in diesen Tagen werden Kämpfer überall gebraucht, und niemand kann welche entbehren.« Reumütig schüttelte er den Kopf. »Bohemunds verwerfliche Dummheit wird das Heilige Land einen hohen Preis kosten, und das noch auf Jahre hinaus.«
    »Schließlich gelang es Balduin, ein ausreichend großes Heer aufzustellen, um Antiochia zu entsetzen«, erzählte Padraig die Geschichte weiter. »Die

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