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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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Belagerung dauerte länger, als Ghazi erwartet hatte, und als Balduin schließlich eintraf, hatten die Seldschuken kaum noch Unterstützung aus den eigenen Reihen. Der Rest floh beim Anblick von Balduins Rittern, auch wenn es insgesamt nicht mehr als siebenhundert waren.«
    »Die Seldschuken besitzen nicht den Mut für eine richtige Schlacht«, warf Wazim ein. »Stellt Euch ihnen entschlossen entgegen, und sie kneifen den Schwanz ein und laufen davon. Sie sind feige Hunde.«
    »Gott weiß, dass das die Wahrheit ist«, stimmte ihm Jordanus zu. »Niemand war glücklicher als wir, Balduin und seine Kreuzfahrer triumphierend durch die Stadttore reiten zu sehen. Außerdem hatten sie gute Neuigkeiten; sie brachten die Nachricht mit, dass einige von Bohemunds Rittern das Gemetzel überlebt hatten und dass man diese Ritter nach Damaskus gebracht hatte, wo sie gegen ein Lösegeld wieder freigelassen werden sollten. Die Seldschuken hatten allerdings einen hohen Preis für die Überlebenden festgesetzt: zehntausend Dinar.
    Ich habe noch immer viele Freunde in Damaskus, und so bereiteten wir alles vor, um uns dorthin zu begeben. Unglücklicherweise lief es in Damaskus nicht allzu gut. Es fiel uns ausgesprochen schwer, verlässliche Informationen von den Höflingen des Atabeks zu erhalten. Man sagte uns, dass du dort seist und dass man dich freilassen würde, wenn ich das Lösegeld zahle. Aber als ich ihnen das Geld brachte, konnten sie dich nicht mehr finden.« Er hielt kurz inne und schüttelte den Kopf. »Wir fürchteten schon, man hätte dich hingerichtet.«
    »Gefangene, für die kein Lösegeld bezahlt wird, werden oft zum Vergnügen ihrer Peiniger getötet«, bemerkte Wazim.
    »Aber dann kam Renaud«, sagte Padraig.
    »Er kam nach Damaskus?« Ich konnte das Misstrauen in meiner Stimme kaum verbergen. Sydoni bemerkte das und warf mir einen wissenden Blick zu; den anderen schien es jedoch entgangen zu sein. »Warum?«
    »Ebenfalls um Gefangene freizukaufen«, antwortete Jordanus. »Seine Ankunft war ein Glück für uns, denn ihm gelang es, herauszufinden, was mit dir geschehen war.«
    Ja, dachte ich, ohne Zweifel haben die Fedai'in es ihm erzählt. An Jordanus gewandt sagte ich: »Ihr habt also erfahren, dass man mich nach Kairo gebracht hat.«
    »Und so sind wir so schnell wie möglich hierher gekommen.«
    »Wann seid ihr eingetroffen?«
    »Vor sieben Tagen«, antwortete Padraig.
    Ich versuchte, mich daran zu erinnern, was für ein Tag das gewesen war, doch ich hatte alles Zeitgefühl verloren. »Dann wart ihr also schon hier, bevor der ganze Ärger angefangen hat?«
    »Wesir Hassan hat die Emire vor genau zwei Tagen ermorden lassen«, sagte Wazim.
    »Ja«, bestätigte Jordanus; »danach begann dann alles.«
    »Ich verstehe.« Ich wusste aus tiefstem Herzen, dass ich Recht hatte, was Renaud betraf, doch vor Jordanus, seinem Freund, wollte ich nicht schlecht über ihn sprechen.
    »Du siehst besorgt aus«, bemerkte Padraig. »Stimmt etwas nicht?«
    »Ich bin müde«, antwortete ich. »So viel habe ich schon seit langem nicht mehr geredet. Ich hatte vergessen, wie anstrengend das sein kann.«
    »Du solltest dich etwas ausruhen«, schlug Sydoni vor. »Unter Deck gibt es einen Raum, wo dich niemand stören wird.« Sie stand auf. »Komm mit; ich werde ihn dir zeigen.«
    »Ja, geh mit ihr. Wir können heute Abend noch miteinander reden«, sagte der alte Mann. »Mach es ihm bequem, Sydoni.«
    Ich erhob mich auf die Knie, nahm den Schwarzen Stamm und legte ihn in Padraigs Hände - zusammen mit der Verantwortung, ihn zu behüten. »Glaubst du, du kannst einen sicheren Platz dafür finden?«
    »Es wird mir eine Freude und eine Ehre sein«, erwiderte der Mönch und verneigte sich respektvoll, als er die wertvolle Reliquie entgegennahm.
    Ich zog mein Hemd wieder an, in das ich den Kreuzesstamm gewickelt hatte, und folgte Sydoni nach vorne zu einer Klappe im Deck, unter der eine Holztreppe in einen kleinen, fast vollkommen kahlen Raum führte, der vom Laderaum abgetrennt war, wo unser Proviant und für gewöhnlich die Ladung aufbewahrt wurde. Ruhig und dunkel war der Raum, den Sydoni sich mit ihrem Vater teilte - das einzige Licht stammte von einem Holzgitter im Deck über uns -, und er enthielt zwei lange Strohsäcke in hölzernen Bettkästen, die man an dem geschwungenen Schiffsrumpf befestigt hatte. Die Strohsäcke waren mit Leinentüchern und Kissen bedeckt, was zwei einladende Betten ergab.
    Ich dankte Sydoni und setzte mich auf den

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