Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
Vom Netzwerk:
Rand des Bettes, um mir die Stiefel auszuziehen. Sydoni beobachtete mich einen Augenblick lang und machte keinerlei Anstalten zu gehen. »Ich schulde dir und deinem Vater großen Dank«, sagte ich. »Ich werde es euch zurückzahlen ... oder zumindest werde ich es versuchen.«
    Sie lächelte. »Das brauchst du nicht.«
    Ich dankte ihr erneut, doch anstatt mich allein zu lassen, setzte sie sich auf die Kante des anderen Bettes, und mir stieg der Duft von Sandelholz und Gewürzen in die Nase, mit denen sie ihr Haar und ihre Kleider parfümierte. »Du machst dir Sorgen wegen de Bra-cineaux.« Sie hob die Augenbrauen, als wolle sie mich herausfordern, ihr zu widersprechen.
    »Ist das so offensichtlich?«
    »Für meinen Vater vielleicht nicht«, räumte sie ein; »aber er neigt dazu, nur das zu sehen, was er sehen will.«
    »Und du, Sydoni? Was siehst du?«
    »Ich sehe einen Mann, der jedes Mal zusammenzuckt, wenn man den Namen Templer auch nur erwähnt.«
    »Ich zucke nicht zusammen.«
    »Du zuckst wie eine alte Frau mit Zahnschmerzen.«
    »Eine alte Frau.« Der Vergleich war mir egal.
    Sydoni lachte, und das Geräusch betörte und beschämte mich zugleich. »Es hat etwas mit dem Heiligen Kreuz zu tun, nicht wahr?«
    »Ja«, gestand ich. »Ich gebe zu, dass das nun wirklich offensichtlich ist.«
    Sie nickte und wartete darauf, dass ich weitersprach. Als ich jedoch schwieg, schnaufte sie: »Nun, du musst nichts sagen, wenn es dir zu schwer fällt.«
    »Ich will es dir ja sagen. Es ist allerdings nicht einfach.«
    »Das sagen die Leute nur«, bemerkte sie gereizt, »wenn sie nicht wissen, wie viel sie auslassen sollen.«
    Ich hatte vergessen, wie launisch sie sein konnte: Wie das Wetter, so konnte auch Sydoni im einen Augenblick ruhig und sanft sein, doch nur, um sich im nächsten in einen Gewittersturm zu verwandeln.
    »Wenn ich daran gedacht haben sollte, irgendetwas auszulassen«, erwiderte ich allmählich ungeduldig, »dann nur, um deine Gefühle zu schonen.«
    »Meine Gefühle?« Sie neigte den Kopf zur Seite und betrachtete mich, als sei ich plötzlich wahnsinnig geworden. »Ich hege keine Gefühle für Komtur de Bracineaux.«
    »Dann eben die Gefühle deines Vaters. Ich weiß, dass sie Freunde sind.«
    »Ts! Du verlangst von uns, Kairo mit ungehöriger Eile zu verlassen«, schnappte sie, »um so den Templern aus dem Weg zu gehen, und jetzt machst du dir Sorgen um die Gefühle meines Vaters?«
    Ich war müde, und es war ohnehin sinnlos, mit ihr zu streiten. »Ich vermute, dass die Templer mit den Fedai'in im Bunde sind«, sagte ich.
    »Ich hab's gewusst!«, schrie Sydoni und packte mich erregt am Arm. »Ich wusste, dass er uns belogen hat. Der gute und freundliche Herr de Bracineaux hat bei jedem Wort gelogen, das über seine verräterischen Lippen gekommen ist.«
    Unnötig zu sagen, dass ihre Reaktion mich überraschte - egal wie dankbar ich ihr für ihre Offenheit auch sein mochte.
    »Er hat uns gesagt, er würde alles in seiner Macht Stehende tun, um für deine Freilassung zu sorgen«, sagte sie, und die Worte sprudelten förmlich aus ihr heraus. »Als Vater ungeduldig wurde, hat er uns gesagt, wir sollten warten und beten, wir sollten alles ihm überlassen und dass die Verhandlungen einen entscheidenden Punkt erreicht hätten - nur ein unbedachtes Wort, und wir würden alles verlieren, hat er gesagt. Lügen! Alles Lügen!«
    »Und dann hat Jordanus sich an die Kopten gewandt«, vermutete ich.
    »Stimmt. Das war sein erster Gedanke«, bestätigte mir Sydoni. »Er wollte schon am Tag unserer Ankunft mit ihnen Kontakt aufnehmen, doch er hatte de Bracineaux versprochen, es die Templer zuerst versuchen zu lassen. Nachdem drei Tage vergangen waren, beschlossen Padraig und er, dass es nichts schaden würde, wenn unsere Freunde sich ebenfalls der Sache annähmen. Die Kopten von Kairo«, fügte sie stolz hinzu, »leben schon lange mit den Sarazenen zusammen; sie haben viele Verbindungen und sind sehr einflussreich in der Stadt.«
    »Wären eure Freunde nicht gewesen«, erklärte ich, »so zweifle ich nicht daran, dass ich noch immer ein Gefangener im Palast des Kalifen wäre. De Bracineaux war ich egal . oder zumindest galten mir nicht seine ersten Gedanken.«
    »Er wollte das Heilige Kreuz«, sagte Sydoni. »Du warst nur ein Vorwand, damit wir ihm halfen, es zu bekommen. Er hat dich ebenso benutzt wie meinen Vater.« Sie blickte mich fragend an. »Aber wie hast du herausgefunden, dass er mit den Fedai'in unter einer Decke

Weitere Kostenlose Bücher