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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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Neugierig wollte Padraig mir folgen, doch ich bat ihn, zurückzubleiben und dafür zu sorgen, dass niemand zu mir hinunterkam. »Ich werde dir alles erzählen«, versprach ich ihm, »sobald wir die Stadt hinter uns gelassen haben.«
    Ich stieg die kurze Holztreppe hinunter und bemerkte, dass Sy-doni mich aufmerksam beobachtete. Unten angekommen versteckte ich den Kreuzesstamm im Laderaum zwischen den Körben und Kisten mit Proviant; dann gesellte ich mich wieder zu den anderen auf Deck. Ich stellte mich an die Reling und hielt nervös nach irgendwelchen Anzeichen Ausschau, die aufdie Rückkehr der Templer hindeuteten; doch de Bracineaux erschien nicht. Ein paar Augenblick später legte die Persephone dann ab, und wir verließen Kairo, um niemals wieder zurückzukehren.

    er von grünen Feldern gesäumte Nil wand sich sanft vor uns und trug die Persephone Richtung Norden nach Alexandria und zum Meer. Ich stand am Bug und beobachtete, wie das Schiff durchs Wasser glitt, während wir uns immer mehr von den winzigen Ufersiedlungen entfernten, und blickte zu den beiden Rauchsäulen in der Ferne - das war alles, was noch von Kairo zu sehen war, und auch das verschmolz bald mit dem strahlend blauen Sommerhimmel und war verschwunden.
    Ich stieg hinunter in den Laderaum, holte meinen Preis hervor und gesellte mich wieder zu den anderen, die sich um den Mast versammelt hatten, wo Wazim Kadi ihnen von unserer Flucht aus dem Palast berichtete. Jordanus und Sydoni saßen auf Kissen, und Pa-draig lag auf den Planken und hatte den Ellbogen auf einen Teppich gestützt; sie alle lauschten aufmerksam meinem kleinen Wärter und Freund, der aus unserer mühseligen Flucht eine bunte Geschichte voller Abenteuer machte.
    »Und das!«, sagte Wazim stolz und deutete schwungvoll auf das Bündel, welches ich auf den Teppich vor die Zuhörer legte. »Das ist das Heilige Kreuz Christi, gerettet aus dem Schatzhaus des Kalifen al-Hafiz.«
    Padraig richtete sich auf die Knie auf, und Jordanus und Sydoni rückten neugierig näher, als ich langsam die heilige Reliquie enthüllte. Ich schlug den Stoff beiseite, und darunter kam das dunkle, uralte Holz zum Vorschein. Padraig verschlug es den Atem. Er streckte die Hand aus, zögerte dann aber.
    »Mach ruhig«, sagte ich. Der Priester senkte die Hand und strich mit zitternden Fingern über das vom Alter glatt polierte Holz. Das
    Sonnenlicht enthüllte etwas an dem Stamm, das mir bis jetzt nicht aufgefallen war: eine schmale, tiefe Spalte in der Mitte, die - so konnte ich mir vorstellen - durchaus von einem Nagel stammen konnte.
    Padraigs Finger fanden die Spalte, und er schnappte hörbar nach Luft. »An diesem schlichten Balken hat unser Herr und Erlöser, Gottes eingeborener Sohn, sein Blut zu unserer Erlösung vergossen«, sagte er. Die Stimme drohte ihm zu versagen, und Tränen liefen ihm die Wangen hinab. »Seht her«, sagte er, »dieser schlichte schwarze Stamm gibt Zeugnis dafür, dass unsere Hoffnung nicht umsonst ist.«
    Den Finger in der Spalte sagte der Priester, mit Tränen in den Augen: »Hier wurde der grausame Nagel hineingetrieben, der Adern durchstieß, Knochen brach und Sehnen durchschnitt - jener Nagel, der unseren Herrn Jesus Christus tötete. Aber die Weisheit unseres Vaters im Himmel umfasst Dinge, von denen die Herzen der Menschen nicht zu träumen wagen. In ihm ist vereint, was geteilt war, und was zerrissen und zerbrochen war, ist wieder eins.
    Durch den von Nägeln zerrissenen Leib ist die Kluft zwischen Zeit und Ewigkeit wieder geschlossen worden. Im Tod von Gottes eingeborenem Sohn ist das ewige Leben geboren worden, denn die Schnelle Sichere Hand hat ihn nicht im Grab gelassen, sondern er ist am dritten Tage auferstanden. Und alle, die an diesem Heiligen Stamm festhalten, werden dereinst ebenfalls auferstehen.«
    Daraufhin schwiegen wir eine Zeit lang und betrachteten die kostbare Reliquie, deren schlichter Anblick unsere Herzen mit dem Wissen erfüllte, dass Gott in seiner Macht alle Dinge stets zu einem guten Ende führt, auf dass uns am Ende aller Tage die Erlösung erwarte.
    »In Antiochia haben wir gehört, dass das Kreuz verloren worden sei«, sagte Jordanus nach langem Schweigen. »Ich hätte nie geglaubt, dass ich es je mit eigenen Augen sehen würde.« Auch er strich ehrfürchtig über das alte Holz - so wie vermutlich schon unzählige Menschen vor ihm seit jenem Morgen, als die Frauen aus dem leeren Grab gerannt waren, um den Zwölfen zu berichten, dass ihr Herr

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