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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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verschwunden war. Für die Gläubigen war dies eine natürliche Reaktion, ähnlich wie bei Liebenden, die sich unbewusst an den Händen hielten, um dem anderen ihre Zuneigung zu zeigen.
    »Ich danke dir, Duncan«, sagte er, und seine Augen wurden trüb. »Ich weiß, dass ich nicht mehr lange in dieser Welt weilen werde.«
    »Vater, nein«, schalt ihn Sydoni sanft.
    »Sieh mich an«, forderte er seine Tochter auf. »Das ist die Wahrheit. Ich bin ein alter Mann; doch dank Duncan werde ich nun frohen Mutes ins andere Leben hinübergehen.«
    »Aller Dank gebührt dir, Jordanus«, erwiderte ich. »Wärst du nicht gewesen, wäre ich noch immer ein Gefangener, und das Heilige Kreuz wäre für die Welt verloren.«
    Seine Worte standen nicht im Einklang mit dem, was ich von de Bracineaux im Schatzhaus des Kalifen gesehen hatte; doch ich hielt meine Zunge im Zaum und ließ ihn zu Ende reden.
    »Ich verstehe nun, warum du Kairo ohne Verzögerung verlassen wolltest«, sagte Jordanus; »aber wenn es dir nichts ausmacht, dann sag mir doch bitte, warum du so begierig darauf warst, die Templer zurückzulassen. Hattest du Angst, sie würden dir das Kreuz abnehmen?«
    »Hätten sie gewusst, dass ich es habe, hätte sie nichts davon abhalten können«, erwiderte ich.
    »Aber es gehört ihnen doch auch rechtmäßig«, erklärte mir Jor-danus. »Oder zumindest gehört es der Stadt Antiochia.«
    Damit stimmte ich absolut nicht überein, doch ich brachte es nicht über mich, Jordanus zu widersprechen. Also sagte ich stattdessen: »Erzählt mir, woher ihr wusstet, dass ihr mich in Kairo suchen müsst.«
    »Aaah... Nun das ist eine lange Geschichte«, sagte Padraig und machte es sich bequem.
    »Aber wenn wir sie dir erzählen sollen«, meldete sich Sydoni zu Wort, »dann werde ich uns vorher ein paar Becher holen.« Wazim gefiel dieser Vorschlag, und er eilte Sydoni hinterher, um ihr zu helfen. Es dauerte nicht lange, und er kehrte mit mehreren Brotlaiben und Weinkrügen wieder zurück. Sydoni folgte ihm mit den Bechern und drei Schüsseln aufeinem Holztablett. Die eine war mit Olivenöl und geriebenem Knoblauch gefüllt, die andere mit Salz, gemischt mit schwarzem Pfeffer, und die dritte war leer. Sie stellte das Tablett aufs Deck und verteilte die Becher.
    »Zuerst haben wir nicht gewusst, dass du gefangen genommen wurdest«, berichtete Jordanus und schenkte sich Wein ein; dann reichte er den Krug an mich weiter. Ich tat es ihm nach und gab den Wein an Padraig. »Wir dachten, du wärst unmittelbar hinter uns, als wir vor den Seldschuken flohen. Erst als Padraig anhielt und zurückblickte, bemerkten wir, dass du nicht länger bei uns warst.«
    »Ich wünschte, ich hätte vorher zurückgeblickt«, bemerkte Padraig und reichte den Krug an Wazim.
    In der Zwischenzeit hatte Sydoni das Brot gebrochen und in die leere Schüssel gelegt, die sie dann vor uns stellte. »Als wir schließlich umkehrten, um dich zu suchen«, sagte sie, »hatten die Seld-schuken dich bereits fortgeschleppt.«
    »Wir haben dein Pferd gefunden«, fuhr Jordanus fort, »aber das war alles. Es blieb uns nichts anderes übrig, als nach Anavarza zurückzureiten und dort um Hilfe zu bitten.« Traurig schüttelte er den Kopf. »Das war keine gute Idee. Es war schrecklich.«
    »Was? Warum?«, fragte ich. Wäre ich an ihrer Stelle gewesen, ich hätte das Gleiche getan.
    »Die Seldschuken haben sich nicht damit zufrieden gegeben, Bo-hemunds Heer zu vernichten«, erklärte Jordanus ernst. »Sie haben beschlossen, die Armenier dafür zu bestrafen, dass sie ihren Tribut nicht gezahlt hatten. Sie haben die Stadt angegriffen. Das muss kurz nach unserem Aufbruch geschehen sein. Wie du weißt, waren Seld-schuken ja bereits in der Stadt, und da sich die königliche Familie und alle Edlen auf Fürst Leos Beisetzung befanden, war es ihnen ein Leichtes, die Kirchentüren zu verriegeln und die Garnison zu besetzen.«
    »Diejenigen, die Widerstand leisteten, wurden an Ort und Stelle erschlagen«, fügte Sydoni traurig hinzu.
    Jordanus nahm ein Stück Brot, tunkte es zunächst ins Olivenöl und dann ins Salz und kaute nachdenklich darauf herum. »Es gab nur wenig Widerstand«, bemerkte er.
    »Was ist mit Roupen und seiner Familie geschehen?«, fragte ich besorgt.
    »Viele sind aus der Stadt geflohen«, erzählte Padraig. »Wir haben sie auf der Straße getroffen, und sie haben uns gesagt, die königliche Familie sei beim Gebet erschlagen worden - allerdings wissen wir nichts

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