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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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nicht mehr geglaubt, dich oder einen der anderen jemals wiederzusehen.«
    Wir sprachen über meine Gefangenschaft im Palast des Kalifen. Die Zeit hatte ihre Arbeit bereits begonnen, und jene Tage erschienen mir schon nicht mehr ganz so schlimm, wie sie tatsächlich gewesen waren.
    »Ist das der Grund, warum du alles niedergeschrieben hast?«, fragte Sydoni. Ich bemerkte, dass sie neben mich gerückt war, und erkannte, wie sehr ich ihre Weiblichkeit vermisst hatte.
    »So ist es«, bestätigte ich und erinnerte mich daran, was im Kanal geschehen war. »Aber ich fürchte, meine Aufzeichnungen sind jetzt ruiniert. Ich werde wohl oder übel versuchen müssen, alles so gut wie möglich in Erinnerung zu behalten.«
    »Vielleicht auch nicht«, sagte Padraig, als er sich zu uns gesellte, und ich sah, dass er mein Papyrusbündel bei sich trug. »Dieser Papyrus ist in vielerlei Hinsicht ausgesprochen bemerkenswert. Sieh her.« Er entrollte ein Blatt, um die noch immer feuchte Oberfläche zu enthüllen. »Die Tinte ist weggewaschen, das ist wahr; aber Flecken sind zurückgeblieben.«
    Verzweifelt blickte ich auf die grauen Flecken. »So kann man es nicht lesen.«
    »Nein«, stimmte mir Padraig zu, »aber man kann es kopieren.«
    »Die Mönche von Agios Moni sind hervorragend, was solche Arbeiten betrifft. Sie kopieren ständig irgendwelche alten Schriften. Wir könnten dein Buch zu ihnen bringen«, schlug Jordanus vor.
    »Vater«, sagte Sydoni, »du maßt dir zu viel an. Vielleicht will Duncan ja gar nicht nach Zypern zurückkehren.«
    »Nein?« Der alte Mann ließ den Kopfhängen, doch er erholte sich schnell. »Natürlich. Ich habe mich vergessen. Meine Freunde, ihr müsst nur sagen, wohin ihr wollt, und dieses Schiff wird euch dorthin bringen.« Erwartungsvoll blickte er von mir zu Padraig. »Nun?«
    »Ich glaube«, sagte Sydoni und berührte meinen Arm leicht mit den Fingerspitzen, »es wäre besser, wenn du meinem Vater jetzt erzählen würdest, was du mir erzählt hast.«
    Ich nickte und atmete tiefdurch. »Ich glaube, dass keiner von uns im Augenblick nach Zypern zurückkehren sollte«, begann ich. »Ich habe Grund zu der Annahme, dass de Bracineaux und seine Männer mit den Fedai'in im Bunde stehen.«
    »Unmöglich!«, rief Jordanus. »Du musst dich irren. Komtur de Bracineaux würde an so etwas noch nicht einmal denken.«
    »Wenn es eine andere Erklärung dafür gibt, dann will ich sie gerne hören und wäre froh, meinen Fehler einzugestehen. Aber ich weiß, was ich gesehen habe.«
    Diese Neuigkeiten erwiesen sich als derart quälend für Jordanus, dass Sydoni uns vorschlug, wir sollten uns setzen und das Ganze bei ein paar Bechern Bier besprechen. »Das Essen wird noch eine Zeit lang dauern. Lasst uns vorher diese unangenehme Angelegenheit hinter uns bringen.«
    Als wir unsere Becher füllten, erwachte auch Wazim, doch er wollte sich nicht zu uns gesellen, als wir uns auf die Teppiche neben dem Mast niederließen; so trug ihm Sydoni stattdessen auf, bei der Essensvorbereitung zu helfen. Ich berichtete, was Sydoni über de Bracineauxs beharrliche Forderung erzählt hatte, persönlich mit dem Kalifen verhandeln zu wollen. »Falls er den Kalifen wirklich aufgesucht haben sollte, so habe ich zumindest nie etwas davon erfahren«, sagte ich. »Ich erfuhr erst von seiner Gegenwart, als ich ihn an der Seite der Fedai'in vor dem Schatzhaus gesehen habe, in das sie einbrechen wollten.«
    »Bist du sicher, dass es Fedai'in waren?«
    »Ich wusste nicht, wer sie waren«, antwortete ich und erklärte, dass es Wazim gewesen sei, der sie anhand meiner Beschreibung erkannt hatte.
    »Er könnte sich irren«, wandte Jordanus ein. »Das ist doch möglich, oder?«
    »Das ist möglich«, räumte ich ein. Ich riefWazim zu uns herüber und fragte ihn, ob es irgendeinen Zweifel daran gebe, wer in das Schatzhaus eingebrochen sei.
    »Nein, mein Freund«, antwortete er entschieden. »Das waren Haschischin.«
    »Aber du hast sie nicht gesehen, Wazim, nicht wahr?«, fragte Jor-danus. »Du hast sie nicht mit eigenen Augen gesehen.«
    »Ich musste sie nicht sehen«, erwiderte Wazim. »Ich habe sie gerochen. Sie rochen nach Haschischrauch.«
    »Vergangene Nacht stand ein Großteil der Stadt in Flammen«, sagte der alte Mann gerissen. »Woher willst du dann so genau wissen, dass es wirklich Haschisch war, was du gerochen hast.«
    Er hatte die Saat des Zweifels ausgebracht, doch ich war nach wie vor von dem unheiligen Bund zwischen Templern und Fedai'in

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