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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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fand es schwer, ihm zu folgen. Von Zeit zu Zeit erhob einer der Mönche seine Stimme und riefeinen Satz, und gerade wenn ich glaubte, das Gebet zu erkennen, da änderten sie plötzlich ihren Gesang. Nach einer Weile gab ich es auf und setzte mich auf die Bank neben den schlafenden Bruder, bis der Gottesdienst vorüber war. Der Mann wachte auf, als ich mich setzte, blickte mich aus trüben Augen an, lächelte und schlief wieder ein. Ich wünschte ihm angenehme Träume.
    Das Gästehaus war bequem, wenn auch sehr klein. Am nächsten Morgen erwachten wir ausgeruht und bereit, die Angelegenheit zu Ende zu bringen, weswegen wir hierher gekommen waren. Nach dem Morgengebet frühstückten wir im Refektorium ein Mahl aus Brot, Honig, reifen Oliven und weichem Ziegenkäse. Die Brüder baten uns, ihnen noch mehr von unseren Erlebnissen im Heiligen Land zu erzählen, besonders von Antiochia, wo Paulus, der große Apostel, und sein Gefährte Barnabas der Großzügige gepredigt und gewirkt hatten. »Sie sind auch nach Zypern gekommen, wisst Ihr?«, erzählte uns einer der älteren Brüder. »Paphos war die erste christliche Stadt des gesamten römischen Imperiums. Das ist wahr.«
    »Fürwahr«, fügte ein anderer hinzu. »Man kann noch immer die Stelle sehen, wo Paulus an den Pfeiler gekettet und ausgepeitscht wurde, weil er die Souveränität des Kaisers angezweifelt hat.«
    Padraig und mir gingen schon bald die wenigen Erinnerungen aus, die wir an Antiochia hatten. Ich wünschte, ich hätte ihnen mehr erzählen können. Ich hatte nur einen einzigen Tag dort verbracht und von der Stadt so gut wie nichts gesehen. Doch zumindest war ich in der Lage, ihnen das Tal des Orontes zu beschreiben und die berühmten weißen Mauern von Antiochia, die hoch über dem Fluss aufragten, sowie die breite Hauptstraße, die zur Zitadelle hinaufführte, und die Zitadelle selbst und den Palast.
    Während wir aßen, betrat Abt Demitrianos den Raum, gesellte sich zu uns und nahm sich etwas Brot und Käse. Ich mochte ihn und seine offene, freundliche Art sowie die Tatsache, dass er nicht den geringsten Wert auf Rang und Förmlichkeiten legte, sondern sich benahm wie seine Brüder auch. In dieser Hinsicht erinnerte er mich an Emlyn, und wieder einmal wünschte ich, ich wäre schon längst auf dem Weg zurück in die Heimat.
    Nach dem Frühstück führte uns der Abt ins Scriptorium und stellte uns den beiden älteren Mönchen vor, denen die Aufsicht über die Schreibarbeiten im Kloster oblag.
    »Ich stelle Euch Bruder Ambrosios vor«, sagte der Abt und deutete auf einen kleinen Mönch mit runden Schultern und spärlichem weißem Haar - es war der Mönch, mit dem ich am Abend zuvor in der Kapelle die Bank geteilt hatte. ».und Bruder Thomas, unsere zwei erfahrensten und geschicktesten Schreiber. Wenn wir irgendetwas für Euch tun können, dann wissen sie es.« Die beiden verneigten sich demütig und forderten uns auf einzutreten. Der Raum war klein, doch luftig und hell; eine Reihe breiter Fenster in der Südwand gestattete dem Sonnenlicht die hohen Arbeitstische der Mönche zu erhellen. Im Augenblick befanden sich die meisten Brüder aber noch immer beim Frühstück, und so hatten wir das Scriptorium für uns.
    »Meine Brüder«, sagte Padraig, »wir kommen mit einem Problem zu Euch und bitten Euch um Eure Hilfe. Ihr habt mich von Herrn Duncans Gefangenschaft bei den Mohammedanern sprechen hören.« Die beiden nickten eifrig. »Wie es das Schicksal will, hat er die Zeit seiner Gefangenschaft genutzt, um seine Erfahrungen und Erlebnisse niederzuschreiben. Unglücklicherweise ist dieser Bericht arg beschädigt worden.« Padraig fuhr fort, ihnen von den Papyri und meiner Flucht durch den unterirdischen Kanal zu berichten.
    Nachdem er geendet hatte, sagte der Abt: »Ich habe unsere Freunde bereits gewarnt, dass wir ihnen vermutlich kaum helfen können. Doch solltet ihr das entscheiden.«
    »Bitte«, sagte Bruder Ambrosios, »dürfen wir die betreffenden Schriftstücke einmal sehen?«
    »Es wird uns leichter fallen, ein Urteil abzugeben, nachdem wir die Dokumente eingehend untersucht haben«, fügte Bruder Thomas hinzu.
    »Aber natürlich«, erwiderte Padraig. Ich holte das Papyrusbündel hervor, legte es auf den Tisch und begann, es aus der Schafshaut zu wickeln.
    Bruder Ambrosios hielt mich sofort auf. »Bitte, wenn Ihr gestattet«, sagte er, trat zu mir und zog meine Hand beiseite. »Lasst uns einmal sehen, was wir da haben.« Er beugte sich tief über das

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