Der Gast des Kalifen
bekannt ist, dann freut mich das, denn es bedeutet, dass Gott uns wohl gesonnen ist.«
»Wie Ihr wisst«, sagte Padraig, »sind wir gerade erst aus Ägypten hier eingetroffen, wo Duncan mehrere Monate lang gefangen war.«
»Ja.« Der Abt nickte bewundernd. »Während Eurer Gefangenschaft habt Ihr große Tapferkeit bewiesen«, sagte er an mich gewandt. »Offensichtlich war unser Herr auf Eurer Seite.«
»Während er Gast des Kalifen war«, fuhr Padraig fort, »schrieb er seine Erfahrungen.«
»Ich habe geglaubt, ich würde meine junge Tochter niemals wiedersehen«, erklärte ich, »und daher wollte ich sie wissen lassen, was mit ihrem Vater geschehen ist.«
»Das war eine sehr lobenswerte Absicht«, sinnierte der Abt feierlich. »Eine wahre Arbeit der Liebe, so viel steht fest.«
»Unglücklicherweise«, fuhr ich fort, »ist diese Arbeit ruiniert.« Ich erzählte ihm, was während der Flucht aus dem Palast des Kalifen geschehen war; nur den Einbruch in das Schatzhaus und die Rettung des Heiligen Kreuzes ließ ich aus.
Abt Demitrianos runzelte die Stirn und schnalzte mit der Zunge. »Das ist wirklich sehr bedauerlich.« Er griff nach dem Krug und bot uns an, die Becher wieder zu füllen. »Noch etwas alashi?« Ich lehnte ab, doch Padraig gab nach. »Aber«, fuhr der Abt fort und füllte auch seinen eigenen Becher wieder, »Euer Leben ist gerettet worden - Lob sei unserem Vater im Himmel -, und das ist von unschätzbarem Wert für Eure geliebte kleine Tochter.« Er hob den Becher und nahm einen kräftigen Schluck von dem starken Getränk.
»Wie es der Zufall will«, sagte Padraig, »ist dieser Bericht auf gutem Papyrus geschrieben worden, den die Ägypter anstelle von Pergament verwenden.«
»Wir kennen diesen Stoff«, erwiderte der Abt zufrieden. »Wir nennen ihn allerdings papuros. Es ist ein feiner Stoff, doch sehr spröde; er hat nicht die Haltbarkeit von Pergament. Ich vermute jedoch, dass, wenn Ihr keine Schafe besorgen könnt.« Er seufzte, als wäre das das größte Leid seines Lebens. »Was könnt Ihr nur tun?«
»Das ist der Grund, warum wir zu Euch gekommen sind«, sagte Padraig. »Wir haben die Papyri mitgebracht in der Hoffnung, dass die weisen Brüder von Agios Moni uns helfen können, das wiederherzustellen, was verloren ist.«
»So, so.« Der Abt rutschte ein Stück von seinem Stuhl. Er blickte von Padraig zu mir und wieder zurück und blinzelte langsam. »Auch wenn es mich bekümmert, Euch das sagen zu müssen, meine Freunde, so sagt mir die Erfahrung doch, dass in einem solchen Fall nichts zu machen ist. Wie gesagt, Papyrus ist ein sehr empfindlicher Stoff; ist er erst einmal ruiniert, kann er nicht wieder verwendet werden.« Er hob den Krug. »Seid Ihr sicher, dass Ihr nicht noch einen Schluck wollt?«
Wieder lehnte ich höflich ab und war überrascht, als Padraig den Krug selber nahm und in seinen Becher leerte. »Ich zweifle nicht daran, dass das, was Ihr sagt, wahr ist«, erwiderte der durstige Priester. »Doch mir scheint, als könne das Werk kopiert werden.«
In diesem Augenblick läutete die Glocke zum Nachtgebet. Padraig stand auf. »Ah, das Nachtgebet. Ich bin sehr daran interessiert, dem Gottesdienst heute Abend beizuwohnen. Mit Eurer freundlichen Erlaubnis können wir dieses Gespräch ja morgen fortsetzen. Ich glaube, wenn Ihr einen Blick auf die Papyri werfen würdet, würdet Ihr verstehen, was ich meine.« Dann drehte er sich zu mir um und sagte: »Komm, Duncan. Wir müssen in die Kapelle.« Und wieder an den Abt gewandt: »Ich danke Euch für Eure Freundlichkeit und wünsche Euch eine gesegnete Nacht, mein Herr Abt.«
Der Abt segnete uns und schickte uns zum Gebet. Wir ließen ihn ruhen, und als ich die Tür hinter uns schloss, bemerkte ich, dass
Padraig noch immer seinen Becher in der Hand hielt. »Ein geringerer Mann hätte schon lange aufgegeben«, sagte ich.
»Dieser Mann jedenfalls gibt nun auf«, erwiderte er und leerte den fast vollen Becher auf den Boden. Dann stellte er das leere Gefäß neben die Tür, und wir eilten zu der Kapelle und nahmen unsere Plätze in den hinteren Reihen der Mönche ein. Zu beiden Seiten der Tür stand je eine kurze Bank, und aufeiner saß ein älterer Bruder mit gefalteten Händen und schnarchte leise. Der Rest stand, hatte die Hände erhoben und die Handflächen in Schulterhöhe nach oben gerichtet. Der Betgesang der griechischen Mönche war ein dumpfes Dröhnen.
Padraig stimmte in den Gesang ein, doch ich kannte das Gebet nicht und
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