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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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niemand«, erwiderte Roupen in trübsinnigem Tonfall. »Bitte, erreg dich nicht über etwas, was ich gesagt habe. Es ist nur das Summen einer Mücke in deinem Ohr, nicht mehr.«
    Mit diesen Worten brach er den Stock entzwei und warf ihn ins Feuer. Er zog die Knie ans Kinn, starrte in die Flammen und schwieg für den Rest der Nacht.
    Nach diesem Zwischenfall war die Unterhaltung so gut wie beendet, und schließlich schliefen wir alle dort ein, wo wir saßen, und wachten beim Morgengrauen wieder auf, um unseren Weg fortzusetzen. Wir kamen langsam, aber stetig voran und hatten die Straße für uns allein; weder kam uns jemand entgegen, noch wurden wir von anderen Reisenden überholt. Wie auch schon am Tag zuvor schlugen wir bei Sonnenuntergang unser Nachtlager neben der Straße auf, doch diesmal wurden wir schon vor dem Morgengrauen wieder geweckt, und zwar vom Geräusch den Hügel heraufkommender Pferde.
    Ich hörte als Erster das Klappern der Hufe und stand sofort auf. Kurz darauf trat Padraig an meine Seite. »Wie viele?«, fragte er und spähte in die Dunkelheit. »Kannst du sie sehen?«
    »Nein«, antwortete ich. »Weck die anderen. Das könnte Ärger bedeuten.«
    Der Mönch hatte sich gerade darangemacht, meine Anweisung in die Tat umzusetzen, als eine Stimme rief: »Heda! Was haben wir denn hier?«
    Die Pferde hielten an. Ein paar gedämpfte Worte wurden gewechselt, dann kam einer der Reiter allein näher. Er tauchte aus der Nacht auf - ein großer, grobschlächtiger Kerl mit ausgefranstem Mantel über den breiten Schultern. Einen Augenblick lang blickte er uns einfach nur an. Offensichtlich versuchte er, uns abzuschätzen.
    »Heil und Willkommen«, sagte ich und trat kühn vor. »Ihr seid früh auf dem Weg.«
    Der Mann beugte sich vor und klopfte seinem Pferd den Hals. »Es ist eine Sünde, den Tag im Bett zu verschwenden«, erwiderte er und grinste selbstsicher. »Außerdem vermeiden wir auf diese Art größere Menschenmengen.«
    »Da ihr es offensichtlich eilig habt«, entgegnete ich, »wollen wir euch nicht aufhalten. Da ist die Straße. Sie gehört ganz und gar euch.«
    Noch immer lächelnd blickte der Mann zum Boot und zu den Ochsen, die in der Nähe angebunden waren. »Das ist eine schwere Arbeit«, bemerkte er, »Boote über die Hügel zu schleppen, meine ich. Vielleicht können wir euch einen Dienst erweisen.«
    »Wir haben kein Geld«, log ich. »Wir könnten euch nicht bezahlen.«
    »Habe ich irgendetwas von Bezahlung gesagt?«, fragte der Mann in einem Tonfall, als fühle er sich von meiner Bemerkung zutiefst beleidigt. »Ich bin sicher, dass wir auch so zu einer Übereinkunft kommen können.« Er machte eine Handbewegung, und seine Gefährten ritten heran. Ich hörte das kalte Rasseln von Stahl, als Schwerter aus ihren Gehängen gezogen wurden, und drei weitere Reiter mit Kurzschwertern in der Hand erschienen aus der Nacht.
    Padraig, der die anderen inzwischen geweckt hatte, trat wieder neben mich. »Im Namen Christi«, forderte er mit sanfter Stimme, »lasst uns in Frieden.«
    Das Lächeln des ersten Reiters verwandelte sich in ein böses Grinsen, als er ein Schwert unter seinem Umhang hervorholte. »Wir beabsichtigen nur, eure Last ein wenig zu mindern, mein Freund, weiter nichts. Macht uns keinen Ärger, dann werdet auch ihr keinen bekommen. Steht auf! Alle! Stellt euch da rüber!« Er deutete aufeine Stelle ein paar Schritte entfernt.
    Padraig und ich gehorchten sofort. Der Schlepper, der noch immer halb schlief, rieb sich die Augen und wankte meckernd nach vorne, dicht gefolgt von einem knurrenden und auf Nordisch fluchenden Sarn. Roupen, vorsichtig und schweigsam, war der Letzte. Als er von der Straße trat, um seinen Platz neben mir einzunehmen, sah ich, wie seine Hand vor seinem Bauch zuckte und sein Gürtel sich löste. Er ließ ihn hinter sich auf den Boden fallen.
    Während der Anführer der Räuber uns im Auge behielt, begannen seine Spießgesellen damit, unsere Habe aus dem Boot zu werfen. Dabei gingen sie mit solchem Geschick und solcher Zielstrebigkeit vor, dass jeder deutlich erkennen konnte, dass sie diese Art von Arbeit gewöhnt waren.
    Was sie fanden und des Stehlens für wert befanden, warfen sie auf einen Haufen und schnürten es in Bündeln zusammen, die sie dann an ihren Sätteln befestigten, während wir ihnen machtlos zusehen mussten. Als sie schließlich ihre Aufmerksamkeit den Ochsen zuwandten, trat Dodu vor. »Nein! Nein!«, schrie er. »Nehmt alles andere! Nehmt unser

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