Der Gast des Kalifen
Essen! Nehmt unsere Ausrüstung! Aber lasst mir meine Tiere!«
»Halt's Maul, Kerl!«, warnte der Anführer. »Geh wieder zurück!«
Doch der Schlepper schenkte ihm keine Beachtung. Er rannte in Richtung der anderen Diebe, die gerade die Ochsen losbanden. Der
Räuberhäuptling drehte sein Pferd herum; sein Arm schoss vor, und ich hörte ein dumpfes Krachen. Dodu stöhnte und fiel in den Staub. Padraig setzte sich sofort in Bewegung, um ihm zu helfen.
Der Anführer der Wegelagerer drehte sich wieder zu uns um und brüllte: »Du da! Bleib stehen, oder es ergeht dir genauso!«
Ich zog Padraig zurück. »Macht nur weiter«, knurrte ich. »Nehmt euch, was ihr wollt, und dann macht, dass ihr wegkommt.«
Nachdem sie den Ochsen Stricke angelegt hatten, führte einer der Diebe sie weg. Die anderen kehrten zu ihren Pferden zurück und kletterten in die Sättel. »Seht ihr? Es war uns eine Freude, euch ein wenig von eurer Last abnehmen zu können.« Er deutete mit der Schwertspitze auf Roupens Börse, die noch immer auf dem Boden lag. »Wenn ihr jetzt noch so freundlich wärt, mir diesen Gürtel samt Börse zu reichen, sind wir sofort von hier verschwunden.«
Roupen rührte sich nicht. Er starrte stur geradeaus und hatte die Lippen zusammengepresst. Also rief der Räuberhäuptling nach einem seiner Männer, der sich den Gürtel schnappte und den jungen Armenier anschließend von Kopf bis Fuß durchsuchte. Als er nichts weiter fand, reichte er Gürtel und Börse seinem Anführer, der gierig danach schnappte. Schließlich wendete der Mann sein Pferd und schickte sich an davonzureiten. »Töte sie«, rief er über die Schulter zurück.
Der Räuber, der Roupen durchsucht hatte, hob sein Schwert. Eine Zeit lang war er unentschlossen, wen von uns er als Ersten erschlagen sollte. Da Roupen ihm am nächsten war und überdies der Schwächste zu sein schien, beschloss er, das Gemetzel mit ihm zu beginnen. Ich wartete, bis er sich zu dem jungen Mann umdrehte, dann streckte ich einfach den Fuß aus, sodass er im Gehen darüber stolperte. Der Schläger fiel auf alle viere, hielt das Schwert jedoch umklammert. Die Klinge traf auf die harte Erde und bog sich am Heft durch. Ich sprang herbei, trat dem Mann unmittelbar über dem Handgelenk auf den Unterarm und hörte ein lautes Knacken. Vor Schmerz und Überraschung schrie der Räuber laut auf. Ich bückte mich und riss ihm die Waffe aus der Hand.
»Steh auf«, befahl ich ihm. Langsam setzte er sich auf, funkelte mich an und rieb sich den verletzten Arm.
Sarn rannte zum Boot und blickte hinein. »Sie haben uns alles genommen!«, rief er. »Sogar die Wasserschläuche!«
Inzwischen war Padraig dem armen Schlepper zur Hilfe geeilt, hatte Dodu auf den Rücken gerollt und legte ihm nun das Ohr an Nase und Mund. »Er lebt«, verkündete der Mönch. Dann tastete er vorsichtig Kopf und Nacken des Verletzten ab und fügte hinzu: »Kein Blut. Ich glaube, er wird überleben; aber wir müssen versuchen, ihn aufzuwecken.«
Ich lief zu Padraig, um ihm dabei zu helfen, und überließ Rou-pen und Sarn die Aufgabe, den Dieb zu fesseln. »Bindet ihn nur ja gut fest«, ermahnte ich sie. »Er soll gut verpackt sein, wenn wir ihn dem nächsten Magistrat übergeben.«
Padraig auf der einen und ich auf der anderen Seite setzten wir den reglosen Leib des unglücklichen Schleppers auf. Wir waren noch immer damit beschäftigt, als wir Sarn plötzlich schreien hörten. Ich blickte zu ihm hinüber und sah ihn auf dem Rücken liegen und um sich schlagen, während der Räuber zu seinem Pferd rannte. Er sprang in den Sattel, trat dem Tier in die Flanken und galoppierte seinen inzwischen weit entfernten Kameraden hinterher, sodass wir wieder für uns allein waren.
Im Dunkeln konnten wir ohnehin nicht viel tun; also kümmerte sich Padraig zunächst einmal um die große Beule auf Dodus Kopf, während ich das Feuer wieder entfachte, um das wir uns dann versammelten und auf die Dämmerung warteten.
Das Tageslicht bestätigte, dass Sarn Recht gehabt hatte: Die Diebe hatten uns in der Tat alles geraubt - außer dem Boot, und das konnten wir ohne die Ochsen nicht von hier fortbewegen.
»Wie weit ist es bis zur nächsten Siedlung?«, fragte ich den Schlepper.
»Weit genug«, antwortete er in weinerlichem Tonfall. »Diese Ochsen waren mein Ein und Alles. Ohne sie bin ich mittellos. Ruiniert!« Er packte sich an den Kopf und stöhnte. »Ich bin ruiniert.« »Wie weit?«, wiederholte ich. »Sag es mir, Dodu.«
Er
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