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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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dachte einen Augenblick lang nach. »Wenn das der zweite Hügel ist...«, begann er.
    »Das ist er«, bestätigte ich. »Wir sind an keinen weiteren vorübergekommen. Das war der zweite.«
    »Dann sind da noch drei weitere bis zur nächsten Siedlung - ein Marsch von einem halben Tag«, seufzte er und schloss die Augen.
    »Ein halber Tag vorwärts und zwei zurück«, sagte ich. »Ich nehme an, wir gehen weiter.«
    »Aber wir werden dort keine Hilfe bekommen. Dort gibt es nur zwei Höfe und einen Schweinestall. Sie haben nichts - noch nicht einmal einen Hund.«
    »Und danach?«, fragte ich. »Wie weit ist es danach?«
    »Es gibt keine weiteren Siedlungen dahinter«, seufzte Dodu. »Nicht bevor wir die Saône erreichen. Nur eine Mühle gibt es noch, und der Müller hat Ochsen, mit denen er den Mühlstein dreht.«
    »Wie weit ist die Mühle von hier entfernt?«
    »Vier Tage«, antwortete der Schlepper. »Und Müller Barbeau ist ein ausgesprochen unangenehmer Mensch.«
    Ich überließ den Schlepper seinem Elend, stand auf und ging zum Boot. Mit meinem ganzen Gewicht drückte ich gegen das Heck. Die Wagenräder knarrten, als es sich ein kleines Stück vorwärts bewegte.
    »Was hast du im Sinn?«, erkundigte sich Padraig. »Wir können das Boot unmöglich den ganzen Weg bis zum Fluss ziehen.«
    »Aber wir können es genauso wenig hier lassen«, wandte Sarn rasch ein. »Wenn ihr es nicht mitnehmen wollt, dann bleibe ich auch hier. Ich werde mein Boot nicht im Stich lassen.«
    »Haltet Frieden!«, ermahnte ich die beiden. »Ich bin ebenfalls nicht bereit, das Boot einfach so aufzugeben. Wenn wir es bis zur nächsten Siedlung schleppen, können du, Sarn, und Roupen dort warten und es bewachen, während wir zur Mühle gehen und Hilfe holen.«
    Padraigs Blick wanderte den Hügel vor uns hinunter und den nächsten, weit entfernten wieder hinauf. »Die Strecke wird nicht kürzer, wenn wir sie anstarren«, sagte ich.
    »Dann sollten wir uns wohl besser auf den Weg machen.«
    Wir banden die Taue, mit denen wir das Boot auf dem Fluss getreidelt hatten, ans Heck des Gefährts. »Zwei Mann an jedes Tau«, sagte ich und reichte Padraig eines der Enden. »Wir werden das Boot Schritt für Schritt den Hang hinunterlassen.«
    »Und der fünfte Mann?«, wunderte sich Sarn.
    »Der wird sich bereithalten, einen Balken vor die Räder zu schieben, sollte der Karren zu schnell werden.«
    »Und wo bekommen wir diesen Balken her?«, fragte Dodu.
    Ich blickte zunächst zum Mast, doch der war zu lang und zu unhandlich für einen allein. Auch wollte ich nicht riskieren, dass er unter den Wagenrädern beschädigt wurde. »Bis wir einen geeigneten Ast finden, werden wir Steine nehmen.«
    So machten wir uns schließlich mit Padraig und Sarn an dem einen und Dodu und mir an dem anderen Tau sowie Roupen mit zwei großen Steinen, die wir einer alten Feldmauer entnommen hatten, an den Abstieg. Zunächst versprach es leicht zu werden. Nachdem wir den Wagen erst einmal auf der Straße hatten, fiel diese so flach ab, dass wir lediglich die Seile gespannt halten mussten, damit das Gefährt nicht zu schnell rollte. Den halben Weg den Hügel hinunter bemerkte der Schlepper: »Das ist gar nicht mal so schlecht. Jetzt weiß ich wenigstens, wie sich meine Ochsen im Joch fühlen.«
    »Warte, bis wir da hinten wieder rauf müssen, bevor du dir wünschst, mit deinen Ochsen den Platz zu tauschen«, erwiderte Pa-draig.
    Wir erreichten den Fuß des Hügels und hielten an, um uns ein wenig auszuruhen. Die Sonne stieg höher, und der Tag wurde wärmer. Ein paar vereinzelte Wolken wanderten über den Himmel, doch sie spendeten keinen Schatten. Die Luft war ruhig, und kein noch so schwacher Windhauch verschaffte uns ein wenig Kühlung. Wir blickten einem langen, heißen Tag entgegen - einem Tag ohne Essen, das uns hätte stärken, und ohne Wasser, das uns hätte erfrischen können.
    Der Anstieg zum nächsten Hügel erwies sich als nicht so steil, wie es aus der Ferne den Anschein gehabt hatte. Roupen, der auf dem Weg den letzten Hang hinunter kaum etwas zu tun gehabt hatte, musste seine Anstrengungen nun mehr als verdoppeln. Ständig rannte er von einer Seite des Bootes auf die andere, um Steine unter die Räder zu legen, damit der Wagen nicht wieder zurückrollte, nachdem ein kräftiger Ruck an den Seilen es ein wertvolles Stück nach oben bewegt hatte.
    Durch harte Arbeit erreichten wir gegen Mittag den Hügelkamm, wo wir anhielten, um uns abermals auszuruhen. In beide

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